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Vom Einzelkind zum großen Bruder – nicht einfach!

Es ist für Kinder gar nicht so einfach, wenn auf einmal ein Geschwisterkind kommt, denn als Einzelkind kann man ja schon ein paar Privilegien genießen. Und so ist die Frage, die als Titel eines neuen Bilderbuchs herhält, „Bleibt der jetzt für immer?“ ganz normal.

In dem Bilderbuch ist es Elmore, der diese Frage stellt. Ihm ging es als Einzelkind einfach prächtig. Er hat ein eigenes Zimmer mit Fernseher, seine Spielsachen, die er selbst ordnen kann und Süßigkeiten, die er mit niemandem teilen muss. Und natürlich ist ihm die ganze Liebe und Aufmerksamkeit seiner Eltern gewiss. Aber dann kommt dieses kleine Wesen, welches Mama und Papa auch lieb haben. Vielleicht sogar lieber als Elmore?

Anfangen kann  man mit diesem Wesen überhaupt nichts. Das Einzige was es tut, ist, dass es Elmores Sachen durcheinander wirft und sogar seine Jelly Beans anlutscht. Und Elmore darf noch nicht mal böse mit ihm sein, weil es ja noch so klein ist. Als das Wesen dann größer wird, wird es auch nicht besser. Jetzt will es überall hin, wo Elmore auch ist und irgendwann zieht es sogar in seinem Zimmer ein. Darüber ist Elmore natürlich gar nicht begeistert, doch dann ändert sich alles. Bei einem schlechten Traum ist nun jemand da, der ihn in den Arm nimmt, beim Spielen ergänzen sich die Spielsachen der Kinder und es gibt jemanden, der mit ihm zusammen lacht. Aus dem kleinen Wesen ist Elmores Bruder Albert geworden.

Einfache Bilder und klarer Text

Das Bilderbuch thematisiert das Geschwisterkriegen auf tolle und humorvolle Art und Weise. Das Buch macht einfach Spaß und zwar sowohl durch den Text als auch die eigenwilligen Bilder von Lauren Child. Die Figuren mit den großen Gesichtern, bei denen die Proportionen nicht passen, sind eigentlich nicht als hübsch zu bezeichnen, aber sie haben etwas und sie drücken jede Menge aus. Die Hintergründe sind meist weiß und Räumlichkeiten fehlen. Man sieht hauptsächlich die Figuren, teilweise von ein paar ergänzenden Accessoires, um die es in dem Text geht.

Der Stil der Bilder passt zu dem Text. Auch dieser ist recht kurz und verzichtet auf besondere Schnörkeleien. Alles wird klar und direkt ausgedrückt.

Besonders gut gefällt mir, dass sich die Situation nicht direkt entschärft, wie dies in vielen Büchern der Fall ist. Nein, das Geschwisterkind bleibt erst einmal ein Störfaktor, was sicherlich durchaus realistisch ist, denn ein größeres Kind kann ja mit einem Baby wirklich noch nicht viel anfangen und erlebt zunächst erst einmal die negativen Auswirkungen. Die Eltern haben nicht mehr so viel Zeit für einen, man hört das Kleine ständig weinen, später macht es dann erst einmal alles kaputt und bringt alles durcheinander. Und es ist ja wohl auch nur all zu verständlich, dass es ziemlich nervt, wenn man ständig von einem Kleinkind, das noch nichts so richtig versteht, verfolgt wird. Schön, dass diese normalen, kindlichen Gefühle in diesem Bilderbuch thematisiert werden, aber es ist auch richtig und natürlich ebenfalls schön, dass Elmore am Ende eben dann doch noch erlebt, dass es toll ist, wenn man Geschwister hat.

Bücherwürmchen – ein stolzer großer Bruder

Ich hatte beim Vorlesen auch ein sehr schönes Erlebnis. Ich sprach Bücherwürmchen auf Elmores Situation an und erwartete, dass er aus der eigenen Erfahrung heraus, Verständnis für Elmore haben würde. Im Buch heißt es „Er wollte NICHT, dass ihm ein Kleinkind hinterherläuft“ und Bücherwürmchen sagte daraufhin: „Ich will, dass mir ein Kleinkind hinterherläuft und zwar genau dieses hier.“ Dabei zeigte er auf Büchermäuschen. Oh ja, Geschwisterliebe ist schon etwas sehr Schönes und die Mamaliebe blüht auf, wenn sie diese Geschwisterliebe erleben darf.

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Bleibt der jetzt für immer? von Lauren Child, Hanser Verlag, ISBN: 978-3-446-25297-4, 14,00€

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