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Bilder zeigen es: Was war VORHER und was kommt NACHHER?

Über das Buch „Vorher Nachher“ sagt Anna Gavalda, dass es „das perfekte Buch“ sei. Hui, das ist eine gewagte These, finde ich, denn was ist schon perfekt? Vielleicht tatsächlich das Buch „Vorher Nachher?“ Ich kann euch jedenfalls schon mal verraten, dass ich von dem Buch auch begeistert bin. Es ist einfach interessant, spannend, überraschend und regt zu Gesprächen an und es macht schlicht und ergreifend jede Menge Spaß.
Das Buch kommt komplett ohne Text aus. Allein in Bildern werden Zusammenhänge zwischen verschiedenen Dingen aufgezeigt. Was war erst und was wird daraus? Die geschlossene Knospe öffnet sich zu einer Blüte, aus ein paar kleinen Pflänzchen wird ein Urwald, das Schiff, das in einem furchtbaren Unwetter über das Meer fährt, befindet sich auf der nächsten Seite auf dem Meeresgrund, lange, bunte, frisch angespitzte Stifte werden zu kleinen Buntstiftstummeln und ein Eiswürfel schmilzt zu einer kleinen Pfütze. Manche Veränderungen sind ganz einfach und finden unmittelbar statt, andere sind komplexer. Neben zwei Bildern, die kurz aufzeigen, wie etwas vorher und nachher war, gibt es über einige Dinge auch über mehrere Seiten kleine Fortsetzungsgeschichten und andere Bilder werden in einem anderen Zusammenhang neu aufgegriffen. Das schöne Blatt eines Baumes bekommt Löcher durch eine Raupe, welche sich in einen Schmetterling verwandelt. Aus einer Eichel entsteht eine Eiche. Diese wiederum verändert sich im Laufe der Jahreszeiten. Ob das Huhn oder das Ei als erstes da war, beantwortet uns übrigens auch dieses Buch nicht. Es zeigt beide Szenarien auf: Aus dem Ei wird ein Huhn und das Huhn legt ein Ei.
Es macht einen Riesenspaß diese Zusammenhänge, insbesondere solche die über verschiedene Stationen gehen, zu entdecken. Spannend wird das Ganze auch dadurch, dass die Abläufe auf unterschiedlichen Ebenen sind. Mal ist es eine Veränderung und ein Wachstum in der Natur, mal ist es eine kulturelle, geschichtliche Veränderung und mal wird aufgezeigt, wie z.B. Materialien wie Steine genutzt werden können oder was für Auswirkungen der Wind auf verschiedene Bausubstanzen haben kann.
Die Bilder sind allesamt recht klar und eindeutig und ohne ablenkende Details. Mnn könnte sie als schlicht, aber wirkungsvoll bezeichnen. Manchmal werden die Zusammenhänge auf einer Doppelseite dargestellt, links sieht man den Ausgangspunkt und rechts die Veränderung. In anderen Fällen ziehen sich Bilder über die gesamte Doppelseite und man erfährt die nächste Situation erst, wenn man die Seite umgeblättert hat. Das gefällt mir besonders gut, denn so kann man zunächst Mutmaßungen anstellen, wie es wohl weitergeht und ab und zu gibt es dann dabei natürlich auch eine Überraschung. Es macht Spaß mit Kindern über die Bilder und die Zusammenhänge zu sprechen. Meines Erachtens ist dies ein Buch, mit dem man sich unbedingt gemeinsam hinsetzen sollte. Klar, da es keinen Text gibt, können Kinder sich das Buch auch ohne Probleme alleine anschauen und sie werden einen Großteil der Zusammenhänge auch alleine verstehen, dennoch ist es nicht verkehrt, wenn man das Ganze auch mal versprachlicht. Dabei kann manches aufgeklärt werden und man unterhält sich gemeinsam über die gezeigten Phänomene. Diesen Spaß sollte man auch sich selbst nicht nehmen. In unserem Fall war es auch so, dass das Buch an sich Bücherwürmchen gar nicht angesprochen hat. Er konnte erst einmal überhaupt nichts damit anfangen und hat es von selbst nicht genommen. Als wir uns dann aber gemeinsam mit dem Buch hingesetzt haben, fand er es dann doch toll und hat auch selbst die dargestellten Bilder kommentiert und mit mir z.B. gemeinsam überlegt, wie es wohl mit der Waldszene weitergehen würde. Er tippte darauf, dass das Reh vielleicht wegläuft, und war dann freudig überrascht, dass uns anschließend ein Nachtbild vom Wald gezeigt wurde (wobei er natürlich auch betonte, dass er also recht hatte, weil das Reh im Nachtwald nicht mehr zu sehen war).
Richtig klasse ist es, dass das Buch durch eine Sanduhr zu Beginn und am Ende des Buches passend abgerundet wird. Auch das erste und letzte Bild im Buch passt zusammen. Mit dem Buch beginnt ein neuer Tag und kurz bevor wir es schließen, wird es wieder Nacht. Es sind nur kleine Details, aber diese zeigen wie durchdacht und liebevoll dieses Buch erstellt wurde.
Ob man es nun tatsächlich als perfekt, genial oder als überaus gelungen bezeichnet, ist da letztendlich auch egal. Ich kann die Bezeichnung „perfekt“ jedenfalls nachvollziehen und kann „Vorher Nachher“ uneingeschränkt empfehlen.

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Vorher Nachher von Anne-Margot und Matthias Aregui, Verlagshaus Jacoby & Stuart, ISBN: 978-3-942787-79-6, 19,95€

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