Rezension: Die Unausstehlichen & ich – Das Leben ist ein Rechenfehler
Ich mag Kinderbücher sehr gerne, das wisst ihr ja. Aber dennoch gibt es zwischen dem Lesen netter Kinderbücher und richtig toller Kinderbücher einen Unterschied. Ein besonderes Kinderbuch kann ich nicht aus der Hand legen und ich muss unbedingt erfahren, wie es weiter geht und endet. Und so saß ich neulich beim Fußballtraining meines Sohnes auf der Bank und las in dem Buch „Die Unausstehlichen & ich – Das Leben ist ein Rechenfehler“.
Dieses Buch hat mich gefangen genommen und tief berührt. Erzählt wird aus der Sicht von Enni, die bereits einige Pflegefamilien und Heime hinter sich hat. Wenn es wegen irgendeiner Sache Ärger gibt, wird sie wieder woanders hingesteckt. Eigentlich ist sie nun bei einer sehr netten Familie gelandet, aber als diese umzieht, darf Enni nicht mitkommen. Stattdessen kommt sie in ein exklusives Internat. Für sie steht fest, dass sie dort abhauen wird um zu ihrem Bruder aus der Pflegefamilie zu kommen. Allerdings benötigt sie dafür die Hilfe einiger anderer Schüler, denen sie längst nicht allen traut…
Tolle und interessante Figuren
Die Charaktere in dem Buch sind einfach klasse und äußerst interessant. Zum Glück ist dieses Buch der Start einer Reihe und so können wir ihnen wohl noch in weiteren Büchern begegnen, denn man möchte unbedingt mehr über die ganzen Figuren und ihre Hintergründe erfahren. Im Übrigen betrachtet man sie alle durch die Augen von Enni. Die Sympathien sind somit klar verteilt, aber die Autorin schafft es meisterhaft keine schwarz-weißen Figuren darzustellen, sondern authentische Menschen, die gute und schlechte Seiten haben. Trotzdem gibt es direkt Figuren, die man nicht mag, da sie sich Enni gegenüber doof verhalten, und andere Figuren, bei denen man richtig froh ist, dass sie nun einen Platz in Ennis Leben haben.
Ein Schicksal, das ans Herz geht
Ganz besonders liegt einem natürlich das Schicksal von Enni am Herzen, von deren Gefühlswelt wir hier einiges kennen lernen dürfen. Enni, die es nicht leicht hatte, die ihre Umgebung aufmerksam und realistisch beobachtet, die viel flucht (die Flüche wurden in dem Buch durch Kritzellinien ersetzt) und die schnell rot sieht. Aber kann man es ihr übel nehmen? Warum hat sie dieses Schicksal ereilt? Auch dazu möchte man unbedingt mehr erfahren. Man wünscht sich auf jeden Fall die ganze Zeit, dass es nun endlich gut läuft für Enni, dass sie Freunde findet, sich wohlfühlt und sie bei sich selber ankommt.
Ich habe dieses Buch verschlungen. Ich fand es mitreißend, spannend und interessant. Die Art der Erzählung ist glaubwürdig und passend für den Ton einer Elfjährigen. Auch die Bilder in schwarz-weiß fügen sich nahtlos ein und fangen die Stimmung perfekt ein. Sie passen auf jeden Fall gut zu meiner Vorstellung von Enni.
Ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen. Mir gefällt sehr gut, wie in dieser tollen, erfrischenden und lebhaften Geschichte ernste Themen wie Pflegekind und das Gefühl der Ausgrenzung integriert werden. Aber auch Toleranz und Freundschaft spielen hier eine wichtige Rolle.
Das Buch wird für Kinder ab 10 Jahren empfohlen. Dieser Empfehlung schließe ich mich an.
Die Unaustehlichen & ich – Das Leben ist ein Rechenfehler von Vanessa Walder, Loewe Verlag, ISBN: 978-3-7855-8901-4, 12,95€
Ein Kinderbuch, welches aus anderen Gründen, einen tief berührt, ist übrigens “Als mein Bruder ein Wal wurde“, welches ich euch ebenfalls auf meinem Kinderbuch-Blog vorgestellt habe.