Rezension: Guten Morgen, schöner Tag!
(Werbung/Rezensionsexemplar) Es lohnt sich, Pappbilderbücher genau anzuschauen. In manch unscheinbar wirkendem kleinen Buch kann manchmal eine Menge stecken. Das Pappbilderbuch „Guten Morgen, schöner Tag!“ macht zwar mit dem lachenden Kind und dem fröhlichen gelben, großen (Sonnen-)Kreis direkt gute Laune und Lust darauf, sich dieses Buch anzuschauen, aber dass wirklich etwas besonderes darin steckt, erwartet man nicht unbedingt.
Vordergründig ist der Inhalt auch tatsächlich nichts Besonderes: Man begleitet ein aufgewecktes, neugieriges Kind durch den Tag und sieht, was es dabei so alles entdeckt. Wenn man dann aber den Text liest und sich die Bilder dazu genau anschaut, dann erkennt man rasch, was für ein wunderbares Bilderbuch man hier vor sich hat.
Viel zu entdecken und zu erzählen
Der Text ist gereimt und kommt poetisch herüber. Dabei wird er aber nicht zu künstlerisch abgehoben, sondern wirkt stets locker und natürlich. Er lässt sich gut gelesen. Und da der Text so gar nicht nüchtern geschrieben wurde, merkt man kaum, dass man mit diesem Buch auch einiges lernen kann: Zahlen, Farben und verschiedene Adjektive wie z.B. groß, klein, schnell und langsam, aber auch Formen wie eckig und rund, werden angesprochen. Das Buch bietet viel Gelegenheit gemeinsam zu entdecken, zu zählen und zu erzählen. So kann man z.B. das Kind bei der Seite mit den verschiedenen Lebensmitteln fragen, was es davon besonders gerne essen würde.
Sehr spannend ist auch die Seite, die das Kind mit einigen anderen Passagieren im Bus zeigt. Es wird erwähnt, dass fünf Personen etwas auf dem Kopf tragen. Außerdem sind sechs von ihnen jung und sieben alt. Nun werden aber nicht einfach nur Hüte getragen, sondern auch ein Kopftuch und Kopfhörer. Das ist für kleine Kinder vielleicht noch schwierig zu sehen, aber man kann ja auch gut gemeinsam suchen. Und wer zählt zu den jungen und wer zu den alten Personen? Gar nicht so einfach zu beantworten. Da muss man schon genau hinschauen und vielleicht kann man auch darüber diskutieren, wer alt und wer jung ist. Was heißt alt und jung überhaupt? Das Kleinkind ist auf jeden Fall jung, aber was ist mit der Frau mit Kopftuch oder dem Mann, der mit einer Pflanze auf dem Schoß reist? Im Vergleich zu dem Mann mit dem weißen Bart und der strickenden Frau sind sie auf jeden Fall noch jung.
Sicht eines Kindes auf die Welt
Der Text ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Wir nehmen die Welt also wirklich aus der Sicht des Kindes wahr und unsere Aufmerksamkeit wird auf die Entdeckungen des Kindes gelenkt. Ein Name wird an keiner Stelle genannt, so dass das Geschlecht des Kindes nicht festgelegt ist. Auch von erwachsenen Bezugsperson sieht man nur Hand und Arm, die dem Kind Halt und Geborgenheit geben. Es bleibt also den Leser:innen überlassen, ob bei dieser Person an eine Mama oder einen Papa denken. Das finde ich hier sehr gelungen umgesetzt.
Warmherzige Illustrationen
Die Illustrationen wirken sehr warmherzig auf mich. Auch wenn zwischendurch mal durch den Abbruch des Spiels und den darauffolgenden Hunger ein wenig schlechte Laune auftritt, liegt der Fokus auf dem Positiven. Das drücken auch die warmen Farben sowie das strahlende und glückliche Gesicht des Kindes aus. Es gibt kaum weiße Stellen in dem Buch. Gelbe, braune, blaue, pinke und andersfarbige Seiten lachen einem entgegen. Man fühlt sich mit diesem Buch wohl, die Laune steigt und man hat Lust darauf die Welt mit all ihren Wundern zu entdecken.
Fazit
Insgesamt ist „Guten Morgen, schöner Tag!“ ein tolles Bilderbuch für Kinder ab etwa 18/24 Monaten. Es kann einfach vorgelesen werden, aber man kann auch ganz toll gemeinsam viel entdecken und erzählen. Außerdem macht es einfach gute Laune.
Guten Morgen, schöner Tag! von Elisabeth Steinkellner und Michael Roher, Tyrolia Verlag, ISBN: 978-3-7022-4016-5, 12,95 €