Rezension: Heul doch!
Wann und warum weinen wir Menschen eigentlich? Und ist es peinlich vor anderen Menschen zu weinen? Naja, sollte es eigentlich nicht weinen, denn immerhin vergießen wir im Laufe eines Lebens bis zu 100 Litern Tränen.
Das und noch vieles mehr verrät uns das Bilderbuch „Heul doch!“ Die Aufforderung im Titel klingt nicht besonders nett, genauso wie ich auch die Synonyme für weinen wie „heulen“, „plärren“ oder „flennen“ eher als negativ empfinde.
Dabei gibt es so viele Situationen, in denen Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen weinen und da kann es durchaus auch um gute Gefühle gehen. Und auch wenn man auf Grund von traurigen Ereignissen weint, ist das eigentlich nichts schlimmes.
Menschen weinen aus den unterschiedlichsten Gründen
In dem Bilderbuch landen wir auf einem Familientreffen, das damit beginnt, dass ein Kind weint, da es absolut keine Lust auf das doofe Familienfoto hat. Ausgehend von dieser Situation wird erzählt, in welchen Momenten die anderen Personen des Treffens feuchte Augen bekommen: Manch einer weint vor Schmerzen, manche überwältigt der Weltschmerz und wieder andere können kaum einen Film schauen, bei dem nicht die Tränen fließen.
Das alles wird aus der Sicht des Kindes fortlaufend erzählt. Hinzu kommen aber noch sachliche Erklärungen, zu dem was da im Körper bzw. im Auge passiert. Auch Hintergrundwissen zu Redewendungen, bestimmten Wörtern etc., aber auch zu Emotionen bekommt man hier.
Besondere Illustrationen
Die Illustrationen sind sehr eindrucksvoll und könnten als stark übertrieben bezeichnet werden. Sie erfassen die Emotionen aber sehr gut und sind auch durchaus berührend. Ganz besonders wirken sie auch dadurch, dass sie hauptsächlich in einem bestimmten Rot- und Blauton gezeichnet sind.
Diversität
Richtig toll ist übrigens auch, wie divers das Buch angelegt ist: Das Kind sitzt im Rollstuhl, die Menschen haben verschiedene Hautfarben, es gibt gleichgeschlechtliche Paare etc. Das Ganze wird hier aber mit keinem Wort thematisiert. Eigentlich finde ich es auch blöd, extra darauf hinzuweisen, denn genau so sollte es ja eigentlich in möglichst vielen Büchern sein. Aber solange dies nicht so ist, ist es wichtig auf solche Bücher positiv hinzuweisen.
Insgesamt gefällt mir dieses Buch sehr gut, insbesondere weil es auf so vielen Ebenen überzeugen kann: Emotionen, Sachwissen, das Thema als solches, die Vielfalt usw.
Aber Frauke Angel und Stephanie Brittnacher haben mich ja auch bereits mit „Oma Kuckuck“ von ihrem Können überzeugt.
Als nächstes würde ich mich übrigens über ein Buch zum Thema „Lach doch mal“ freuen. Im ersten Moment erscheint es vielleicht nicht so ergiebig, aber je mehr man darüber nachdenkt, desto spannender wird auch die Frage, wann und warum Menschen lachen.
Heul doch! Vom Heulen, Plärren, Weinen und Flennen von Frauke Angel und Stephanie Brittnacher, Tyrolia Verlag, ISBN: 978-3-7022-3914-5, 16,95 €