Rezension: “7 Tage sturmfrei” und “Mega dumm gelaufen”
Der Titel „7 Tage sturmfrei“ klingt ziemlich toll, oder? Also, zumindest für Kinder, für Eltern vielleicht weniger.
Kinderbuch “7 Tage sturmfrei”
Die Geschwister Mira, Tom und Charlie nutzen in dem Buch die sturmfreie Zeit auf jeden Fall sehr schlau. Sie wollen etwas Geld verdienen und so kommen sie auf die Idee, alle freien Betten in dem Haus zu vermieten. Und so kommt es, dass eine ganze Metal-Band bei ihnen einzieht. Ob das so eine gute Idee war? Die Kinder haben auf jeden Fall ihren Eltern hinterher so einiges zu erklären, denn natürlich wollen die Eltern wissen, warum die Mauer demoliert ist, oder warum die Schildkröte einen bemalten Panzer hat…
Lustiges Thema für Kinder ab 10 Jahren
Ich finde dieses Kinderbuch für Kinder ab etwa 10 Jahren grandios. Das Thema ist witzig gewählt. Sicherlich überlegen viele Kinder, was sie wohl tun würden, wenn sie mal 7 Tage alleine zu Hause wären. Da würden sicherlich die wildesten Pläne geschmiedet, aber wirklich vorkommen tut es dann wohl eher selten. Und dann zieht bei Charlie und ihren Geschwistern gleich eine ganze Heavy-Metal-Band ein. Was für ein spannendes Abenteuer. Da bekommt man doch direkt Lust aufs Lesen dieses Buches.
Der Aufbau ist ebenfalls klasse. Die Eltern sind zurück und stoßen auf die eine oder andere Sache, die beim Aufräumen übersehen wurde. Sie wundern sich darüber und die Kinder müssen blitzschnell eine kreative Antwort erfinden. Anschließend erfährt man dann, wie es wirklich dazu gekommen ist.
Tolle Figuren
Die Figuren in dem Buch sind alle super. Sie wachsen einem schnell ans Herzen. Besonders fühlt man mit der Ich-Erzählerin Charlie mit, ein aufgewecktes, cooles und offenes Mädchen, das aber, wie wohl fast alle Kinder, einige Unsicherheiten zu verbergen versucht. Nach einem Unfall muss sie nun an einem Bein eine Prothese tragen. Mir gefällt sehr gut, wie dieses Thema in das Buch eingearbeitet ist. Charlie sieht sich selbst natürlich als ganz normales Mädchen, das sich an die Prothese gewöhnt hat. Aber die Reaktionen ihrer Umgebung darauf stören sie dennoch. Und am Ende merkt man, dass sie selbst auch etwas verunsichert ist, ob sie alles so wie Kinder mit gesunden Beinen machen kann. Man erfährt beim Lesen gut, wie nervig es sein kann, wenn immer wieder auf eine Sache, die anders ist als bei anderen, eingegangen wird, und man deswegen anders angesehen wird.
Richtig cool ist auch die Heavy-Metal-Band. Nach außen sehen sie vielleicht nicht gerade wie liebe, brave Menschen aus, aber sie sind alle herzensgut und tun Mira, Tom und Charlie richtig gut. Sie helfen sich alle gegenseitig, die guten Seiten hervorzukehren und sich selbst zu vertrauen. Den Kindern hätte gar nichts Besseres passieren können, als dieser Band zu begegnen und die Tage mit ihnen zu verbringen. In der Geschichte wird ganz eindeutig gezeigt, dass man nicht vom Äußeren auf den Charakter schließen kann. Man sollte anderen erst einmal offen begegnen, sonst verpasst man lauter wertvolle Begegnungen.
Das Buch enthält übrigens auch fröhliche Illustrationen, die gut zur Geschichte passen.
7 Tage sturmfrei von Juma Kliebenstein, illustriert von Barbara Jung, Edel Kids Books, ISBN: 978-3-96129-147-2, 12,99 €
Kinderbuch “Mega dumm gelaufen”
Auch in dem Buch „Mega dumm gelaufen“ ( für etwas jüngere Kinder ab 7 Jahren) geht es darum, dass Menschen nicht immer so sind, wie man es vermutet.
In diesem Fall geht es um Kalle, der scheinbar ein richtiger Rüpel ist, vor dem man sich besser in acht nimmt. Als ausgerechnet Kalle zu Alex sagt, dass er auf ihn warten soll, macht Alex das lieber, denn wie gesagt, mit Kalle ist nicht zu spaßen. So lässt sich Alex auch darauf ein, sich gemeinsam mit Kalle um die Sache mit dem zerstörten Schulpokal zu kümmern. Doch je länger die beiden Zeit zusammen verbringen, desto mehr merkt Alex, dass Kalle gar nicht so schlimm ist. Kalle ist in Wirklichkeit ganz anders, als er sich gibt. Aber diese falsche Selbstdarstellung hat seine Gründe.
Comic-Geschichte für Kinder ab 7 Jahren
Das Buch „Mega dumm gelaufen“ ist wirklich „mega schnell“ gelesen, denn es handelt sich um eine Comic-Geschichte. Auf den Seiten sind große Comic-Szenen zu sehen und er Text ist verschwindend gering. Schwupp-di-wupps ist man schon auf der nächsten Seite und hat die lustige Geschichte, mit ernsthaftem Kern, schnell durchgelesen. Und ich muss sagen, es hat mir wirklich, richtig viel Spaß gemacht.
Coole Geschichte mit lustigen Details
Ich gebe zu, dass ich meine Zweifel hatte, ob dieses Buch etwas für mich ist. Das liegt aber nicht am Buch selbst, sondern daran, dass ich nicht gut Comics lesen kann. Ich kann mich einfach nicht gleichzeitig auf Bilder und Text konzentrieren. Wenn ich lesen möchte, möchte ich lesen und nicht gucken. Auch beim Vorlesen von Bilderbüchern sehe ich viele lustige Details in den Bildern nicht, weil ich nur auf den Text achte (trotzdem liebe ich schön illustrierte Bücher). Beides geht bei mir nur schlecht. Dennoch hatte ich an diesem Buch viel Freude, was einfach an der Geschichte mit diesen beiden coolen Typen liegt. Sie enthält jede Menge Witz. Und wisst ihr was, bei dieser geringen Text-Menge habe ich sogar auch die Bilder im Blick gehabt und darin viele lustige Details entdeckt. Ich möchte hier jetzt nicht all zu viel verraten, aber wenn man den Autor und seine Bücher ein bisschen kennt, dann machen sie noch mal mehr Spaß!
Da das Buch so flott gelesen ist, kann ich es gut für Kinder empfehlen, die Bücher mit viel Text noch nicht so gerne mögen. Es ist interessanterweise ein Buch, das gleichermaßen etwas für eher schüchterne Kinder als auch für coole Typen, die sich gerne in den Vordergrund drängen, ist. Ich kann es aber neben Lesemuffeln auch für Vielleser empfehlen, denn man kann dieses Buch gut mal zwischen zwei dicke Wälzer schieben, um einfach etwas Abwechslung zu haben.
Ihr merkt es schon, insgesamt ist dieses Buch einfach „mega gut“!
Mega dumm gelaufen von Rüdiger Bertram und Horst Hellmeier, Ueberreuter Verlag, ISBN: 978-3-7641-5193-5, 12,95 €