Kinderbücher zu Menschen, Außerirdischen und Robotern
Manchmal gibt es wirklich interessante Zufälle. So habe ich gerade zwei Kinderbücher nacheinander gelesen, die vom Cover her völlig verschieden sind, die aber zum Teil ähnliche Fragen aufwerfen. Vom Inhalt und von der Art her unterscheiden sich die Bücher „Roboter träumen nicht“ und „Das Kind vom anderen Stern“ ganz anders, aber beide Bücher regen dazu an, über Stärken und Schwächen des Menschen nachzudenken. Was macht den Menschen aus?
Kinderbuch: Das Kind vom anderen Stern
In dem Buch „Das Kind vom anderen Stern“ verschwindet Heiligabend das Mädchen Tammy, doch ihr Zwillingsbruder Ethan findet mit dem seltsamen Jungen Iggy eine Spur, die sie zunächst selbst nicht so ganz glauben können. Aber die Rettungsmission mit der Außerirdischen Hellyann scheint die einzige Möglichkeit zu sein, Tammy jemals wieder zu sehen.
Auf dem Planeten von Hellyann werden Menschen wie Tiere in einem Zoo den Bewohnern gezeigt. Sie können sich dort über die Erde und die Menschen informieren. Auch werden ihnen die Schwächen der Menschen klar vor Augen geführt. Sie selbst sind viel weiter entwickelt. Es gibt unter ihnen keinen Streit und keine Lügen, aber auch keine Gefühle.
Auftauchende Fragen
Unweigerlich fragt man sich also, was macht den Menschen aus? Wohin führen Lügen, aber eben auch Gefühle? Ist eine Welt, in der Lebewesen mehr oder weniger programmiert sind, wünschenswerter? Auch überdenkt man hier sicherlich an der einen oder anderen Stelle den Umgang der Menschen mit Tieren.
Man kommt sehr gut in das Buch hinein und möchte immer weiter lesen. Besonders interessant wird es durch die unterschiedlichen Schilderungen aus Hellyanns und Ethans Sicht, wobei es überwiegend aus Ethans Sicht erzählt wird. Die spannende Geschichte wird humorvoll, fantasiereich und spannend erzählt, ist aber zugleich auch sehr berührend. Ein Buch, das einem auch nach dem Lesen noch durch den Kopf geht.
Das Kind vom anderen Stern von Ross Welford, übersetzt von Petra Knese, Coppenrath Verlag, ISBN: 978-3-649-63778-3, 16 €
Kinderbuch: Roboter träumen nicht
Das Buch „Roboter träumen nicht“ wird aus der Sicht des Roboters XR_935 erzählt, dessen Zweck es ist durch die Montage von Schaltkästen Solaranlagen zu errichten. Er arbeitet stets gemeinsam mit dem riesigen, starken Roboter Ceeron_902 und dem kleinen, herum wuselnden Roboter SkD_988. Menschen gibt es auf der Welt nicht mehr und aus Sicht der Roboter ist das nur gut so, denn die Menschen zerstörten die Welt und bekämpften sich gegenseitig. An all die Schwächen der Menschen werden die Roboter täglich erinnert.
Doch dann tritt XR_935 auf einen Menschen, ein Mädchen namens Emma, das in einem Bunker gelebt hatte, in dem eine Krankheit gewütet hatte. Eigentlich ist klar, was mit diesem Menschen passieren muss, aber XR_935 und seine Roboter-Kollegen freunden sich mit Emma an und helfen ihr. Dabei sind sie stets mit der Frage konfrontiert, wie die Menschen wirklich sind und letztendlich wird durch eine menschliche Eigenart ihr Freundschaft schließlich bedroht…
Humorvoll, aber auch mit Tiefe
Auch dieses Buch über Freundschaft, Menschlichkeit, Zukunft und Vorurteile enthält sowohl Witz, als auch nachdenkliche Passagen. Gut hat mir zum Beispiel gefallen, dass die Kapitelzahlen in Binärzahlen geschrieben sind, mehrere Möglichkeiten in einem Satz werden mit einem „/“ aufgezählt statt mit einem „und“ und SkD_988 spricht in Emojis. Da kann man selber noch mitraten, was er wohl mit seinen Bilderkombinationen meint.
Die Kapitel sind recht kurz, was dazu geführt hat, dass man das Buch ohne zu merken ratzfatz durchgelesen hat, denn immer wieder dachte man, trotz Müdigkeit am Abend, „ach, ein Kapitel geht noch“. Und dann hat man noch einen kurzen Blick ins nächste Kapitel geworfen und dann noch ein bisschen weiter gelesen und noch ein bisschen und noch ein bisschen. Ich hätte nie gedacht, dass mich ein Buch aus Robotersicht so packen würde.
Roboter träumen nicht von Lee Bacon, illustriert von Nathalie Kranich, übersetzt von Ulrich Thiele, Loewe Verlag, ISBN: 978-3-7432-0858-2, 14,95€
Gute, empfehlenswerte Geschichten
Das Thema „Roboter“ ist keins, bei dem ich sofort „hier“ rufen würde. Interessiert mich erst einmal eher nicht so (im Gegensatz zum großen Sohn). Aber ich habe bisher auch immer gesagt, dass Fantasy nichts für mich ist und wurde bereits einige Male eines Besseren gelehrt. So langsam gelange ich zu der Überzeugung, dass es nicht um Themen oder Genre, sondern um gut erzählte Geschichten geht. Einer spannenden, interessanten Geschichte kann man sich eben einfach nicht entziehen. Und bei diesen beiden Büchern ist es definitiv so und ich kann sie Beide nur weiterempfehlen.
Von Ross Welford habe ich euch auf meinem Kinderbuchblog bereits „Der 1000-jährige Junge“ und „Der Hund, der die Welt rettet“ vorgestellt – ebenfalls sehr lesenswert!