ab 10 JahrenKinderbücherRezension

Rezension: Die beste Bahn meines Lebens

Ende August war ich mit meinem Sohn in Gelsenkirchen bei der Kinder- und Jugendbuchmartinee der RuhrautorInnen (der Bücherzwerg berichtete auf seinem Blog davon). Hier haben Autorinnen und Autoren in 3-minütigen Lesungen ein Buch vorgestellt. Unter anderem hat Anne Becker aus dem Kinderbuch „Die beste Bahn meines Lebens“ gelesen.

Ich mochte ihren Stil sofort und habe mich seit dieser Mini-Lesung darauf gefreut, dieses Buch zu lesen. Zunächst habe ich es alleine gelesen, später dann noch einmal gemeinsam mit meinem neunjährigen Sohn. Dazu jedoch gleich noch mehr. Erst einmal sollt ihr kurz erfahren, worum es in dem Buch geht:

Inhalt des Kinderbuchs

Im Mittelpunkt steht der Ich-Erzähler Jan. Er ist ein super Schwimmer. Im Wasser fühlt er sich wohl. Ganz anders ist es in der Schule, denn er hat LRS. Hoffentlich bemerkt dies niemand an seiner neuen Schule. Vor allem vor seiner Nachbarin Flo wäre es ihm peinlich. Sie darf nichts davon mitbekommen. Es ist so schon schwierig genug, zu wissen, wie man sich einem Mädchen, das man gerne mag, am besten gegenüber verhält. Außerdem ist da auch noch Linus, der mal mit Flo zusammen war, und sie jetzt ständig ärgert. Für Jan ist es gar nicht immer so einfach, die richtigen Entscheidungen zu treffen…

An einigen Stellen bekommen wir noch kurze Einblicke in Flos Tagebuch, welches aus Diagrammen und Tabellen besteht. So erleben wir nicht nur Jans Gefühle und seine Sicht auf die Geschichte mit, sondern auch Flos, was das Ganze noch spannender macht.

Meinung zu dem Kinderbuch

Ich finde das Buch einfach klasse. Der Stil ist recht nüchtern und klar, aber dennoch sehr flüssig erzählt und auch durchaus berührend. Es ist eine Geschichte aus dem Alltag eines normalen Kindes. Sehr authentisch und zwar nicht nur die Figur des Jans, sondern auch die anderen Charaktere. Wirklich sehr gut gemacht. Abgesehen von der Erzählweise geht es um wichtige Themen: Liebe, Freundschaft, Behauptung unter Gleichaltrigen, Klarkommen mit sogenannten Defiziten, sich selbst finden. Auch das Thema LRS wird hier gut mit eingebunden. Klar, es geht um eine Liebesgeschichte aus der Sicht eines Jungen, aber dennoch sticht kein Thema beim Lesen besonders hervor. Alles ist hervorragend miteinander verbunden, ergänzt und bedingt sich gegenseitig. Ein Buch aus dem Leben. Ein Buch, das eigentlich für jeden etwas ist.

Das Buch wird für Kinder ab circa 10/11 Jahren empfohlen und dem kann ich grundsätzlich auch zustimmen. Da es sich aber so leicht lesen ließ und ich die Themen interessant und spannend fand, dachte ich, es könnte auch schon etwas für meinen Neunjährigen sein. Ich glaube, vom Cover und Titel her, wäre es nicht unbedingt ein Buch, nach dem er greifen würde. Dafür müsste es spannender klingen, mehr in Richtung Fantasy und Abenteuer gehen. Aber ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht, dass er am Ende dann doch Bücher mag, die er sich nicht selber aussuchen würde.

Lesen des Kinderbuchs mit meinem Sohn

Er hatte auch absolut gar nichts dagegen, dass ich ihm dieses Buch vorlese. Er hörte sehr gerne zu, lachte an vielen Stellen (z.B. über den kleinen Bruder von Jan), fand, dass Linus wirklich ein Idiot war, wunderte sich darüber, dass es LRS gibt und dass es sogar Erwachsene gibt, die nicht richtig lesen und schreiben können, ließ sich Wörter wie „spannen“ und „stalken“ erklären, war fasziniert vom Thema Schule schwänzen und las dann sogar selbst weiter, als ich die Lektüre wegen etwas anderem unterbrechen musste. Doch nach etwa 130 Seiten von 170 Seiten meinte er dann auf einmal, dass er nicht weiterlesen wollte, denn dies sei ein Buch für Mädchen. Jungs in seinem Alter würden nichts über Verliebtsein und Küssen lesen. Was war passiert? Die Liebesgeschichte zog sich ja eigentlich schon durch das ganze Buch. Aber dann ging es auf einmal ums Küssen und das ist in seinem Alter dann doch noch nicht so angesagt. Wir haben das Buch dann aber doch noch zu Ende gelesen und es hat ihm insgesamt richtig gut gefallen, aber ich glaube, vor seinen Freunden würde er das nicht unbedingt zu geben, sondern das Buch als „kitschig“ betiteln (was es aber überhaupt nicht ist).

Ich glaube, dass es nicht verkehrt war, ihm dieses Buch jetzt schon vorzulesen. Es hat ihm vieles gezeigt, was er noch gar nicht kennt, aber das war in dieser Form völlig okay und sicherlich auch interessant. Er ist selber sportbegeistert und so gefiel es ihm besonders gut, dass Jan ein guter Schwimmer ist. Es gab Anknüpfungspunkte zu seinem Leben und er konnte etwas mit der Geschichte und dem Buch anfangen.

Trotzdem würde ich mich insgesamt der Altersempfehlung des Verlags anschließen. Wenn die Kinder ein, zwei Jahre älter sind als der Bücherzwerg betrifft die Geschichte sicherlich noch mehr ihr eigenes Leben.

Kinderbuch: Die beste Bahn meines Lebens

Die beste Bahn meines Lebens von Anne Becker, Beltz & Gelberg Verlag, ISBN: 978-3-407-75457-8, 12,95€

Das Buch ist übrigens für den diesjährigen Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

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