Bilderbücher zum Thema Familie
Familie ist immer ein Thema. Im Bilderbuch, im Kinderbuch und natürlich auch im Leben. Klar, denn jeder Mensch hat eine Familie, so verschieden sie auch aussehen mögen.
Und genau darum geht es immer häufiger in den Büchern für Kinder: Um verschiedene Familienmodelle und das ist auch nur gut so, denn heutzutage heißt es eben nicht automatisch Vater-Mutter-Kind, wenn man von einer Familie spricht. Selbst wenn das zutreffen sollte, kann sich Vater-Mutter-Kind verschieden zusammensetzen, denn manch ein Kind ist ein Pflegekind, ein anderes ist adoptiert, bei manchen sind die Eltern verheiratet und bei anderen nicht.
Heute möchte ich euch drei Bilderbücher vorstellen, in denen es um verschiedene Familienkonstellationen geht.
Familie: Das alles sind wir
Ich beginne mit dem Bilderbuch „Familie: Das alles sind wir“, das vor dem eigentlichen Beginn und auch auf dem Buchrücken sehr schön aussagt, was eine Familie ausmacht: Geteilte Freude, die Liebe zueinander und Respekt für die Entscheidungen, die jeder Einzelne trifft. Die unterschiedlichen Familien werden uns dann anhand von Tieren gezeigt: Mal leben viele zusammen, mal nur zwei. In manchen Familien sind alle ruhig und sanft zueinander, in anderen wird viel gestritten, manche sind eher einfarbig, andere dafür bunt und schrill, manche haben zwei Mamas oder zwei Papas und andere sind adoptiert, manche wohnen nah beieinander, andere wohnen weit voneinander entfernt. Es gibt so viele unterschiedliche Familien, aber nichts davon ist falsch oder schlecht. Alle sollten bereit sein gemeinsam zu feiern und sich gegenseitig in die Arme zu nehmen und jeder sollte so akzeptiert werden wie er ist.
Loblied auf die Familie
Das Buch ist ein Loblied auf die Familie. Es ist ein Buch, das einem ein warmes Gefühl beschert und einen sofort beschließen lässt, seine ganze Familie direkt einmal ganz fest in den Arm zu nehmen. Aber nicht nur die inhaltliche Aussage ist toll, auch die Bilder strahlen ganz viel Wärme und Liebe aus. Manchmal spürt man zusätzlich noch ein gewisses humorvolles Augenzwinkern. Wirklich ein wunderschönes Bilderbuch rund um Familien, das sich auch gut als Geschenk zur Geburt oder Taufe eignet.
Familie von Sandro Natalini, übersetzt von Joshua Schulz, Loewe Verlag, ISBN: 978-3-7432-0722-6, 14,95€
Alles Familie!
Das Bilderbuch „Alles Familie!“ zeigt uns ebenfalls verschiedene Familienkonstellationen. Hier wird allerdings, außer im Einführungssatz, nicht der Umweg über die Tierwelt gemacht, sondern es werden uns verschiedene familiäre Lebensformen vorgestellt. Es beginnt mit der klassischen Familie, wobei direkt einschränkend hinzugefügt wird, dass nicht alle Familien so leben. Manche Eltern haben sich getrennt, es gibt Einzelkinder und so genannte Patchworkfamilien, bei denen es gar nicht mehr so einfach ist, durchzublicken, wer mit wem wie verwandt ist. Manchmal leben auch zwei Männer oder zwei Frauen zusammen. Es ist auch unterschiedlich, wie Kinder ihre Eltern ansprechen. Im Weiteren werden Adoption, Pflegekinder und Kinder in Kinderheimen erwähnt. Auch den Stiefeltern wird ein Kapitel gewidmet. Aber auch familiäre Gewohnheiten, äußerliche Gemeinsamkeiten und andere Dinge, die mit Familien zu tun haben, bekommen ihren Platz in diesem Buch. Eins wird in diesem Buch also ganz klar: Familien können ganz unterschiedlich sein, aber das ist „alles Familie“!
Ganz am Ende kann man dann noch Sachen über die eigene Familie eintragen.
Lockerer Erzähl- und Bildstil
Der Text in dem Buch ist sehr locker geschrieben. Gerade als Erwachsener muss man doch an der einen oder anderen Stelle schmunzeln. Vieles wird in Bildern, auch teilweise in kleinen Szenen mit Sprechblasen, dargestellt. Die Seiten sind ordentlich gefüllt. Es gibt einiges zu lesen, zu gucken und zu entdecken. Am besten wird dieses Buch von Eltern und Kindern gemeinsam angeschaut. So kann man auch gut auf aufkommende Fragen reagieren.
Mir gefällt die Vielfalt in diesem Buch sehr gut, aber auch das so unterschiedliche Aspekte wie Gewohnheiten, aber eben auch die verschiedenen Konstellationen angesprochen werden. Nichts wird dabei einfach nur nüchtern abgehandelt, sondern man bekommt auch kleine Eindrücke davon, wie es vielleicht als Einzel- oder Trennungskind sein könnte oder wie es unter Geschwistern zugeht. Dabei wird jedoch nicht gewertet.
Dieses Buch macht einfach Spaß und lässt uns einen Blick über den Tellerrand werfen. Ich kann es nur empfehlen.
Alles Familie! von Alexandra Maxeiner und Anke Kuhl, Klett Kinderbuch, ISBN: 978-3-95470-029-5, 14€
Ich, Pflegekind Leo
In den gerade vorgestellten Büchern geht es um die Vielfalt der Familien. Das letzte Bilderbuch, das ich euch heute vorstellen möchte, geht auf eine besondere familiäre Situation ein. In dem Bilderbuch „Ich, Pflegekind Leo“ geht es, wie es der Titel ja auch schon verrät, um ein Pflegekind, also um ein Kind, das kurz- oder langfristig in einer Familie untergebracht ist, die nicht seine leibliche Familie ist. Dennoch besteht häufig Kontakt zur Herkunftsfamilie.
Problematisch: Unterschiedliche Situation in Pflegefamilien
Ich finde es gut, dass es solche Bücher gibt, denn es ist ein Thema, mit dem sich einige Kinder auseinandersetzen müssen und dass nicht unbedingt leicht für diese Kinder ist. Dennoch finde ich ein solches Bilderbuch auch gar nicht so einfach umzusetzen, denn die Situation von Pflegekindern ist doch in der Realität sehr unterschiedlich. Hierauf wird auch im Vorwort eingegangen. Wichtig ist, dass mit diesem Buch gezeigt wird, dass es eben auch andere Kinder gibt, die zwei Mamas und Papas haben und nicht bei den leiblichen Eltern leben.
Bauchmama und Pflegemama
In dem Bilderbuch wird für die leibliche Mutter der Begriff Bauchmama gewählt, der sehr üblich ist und der mir persönlich auch zusagt. Etwas merkwürdig klingen für mich die Bezeichnungen Pflegemama und Pflegepapa in dem Buch und man hat ein bisschen das Gefühl, dass Leo nicht so richtig zur Familie dazugehört, denn es sind ja „nur“ seine Pflegeeltern. Ja, in diesem Fall kommt er erst als etwas größeres Kind in die Familie, so dass er erst in die Familie hineinwachsen muss. Das ist sicherlich längst nicht immer der Fall, denn viele Kinder kommen schon als Babys in eine Pflegefamilie. Hier fehlt mir ein bisschen, dass das Pflegekind genauso von den Pflegeeltern geliebt wird wie ein leibliches Kind, aber das ist natürlich der hier geschilderten Situation geschuldet. Wenn Kinder allerdings schon immer in der Pflegefamilie leben, kann diese Bezeichnung auch irritieren. Sie werden vielleicht nicht einmal den Begriff „Pflegefamilie“ kennen, sondern ganz normal von Mama und Papa sprechen. Sie haben dann vielleicht nur zusätzlich noch eine Bauchmama.
Präsente Herkunftsfamilie
Die Bauchmama ist hier sehr präsent, was auch gut ist, denn das Buch soll ja darauf aufmerksam machen, dass es eben auch noch die Herkunftsfamilie gibt, die bei Pflegekindern immer eine Rolle spielt. Die Kontakte laufen hier problemlos und positiv ab, auch wenn Leo danach wieder traurig ist, wenn die Zeit mit der Bauchmama vorbei ist. Ich weiß nicht, wie Pflegekinder diese Szenen aufnehmen, denn aus meiner Erfahrung heraus laufen diese Kontakte längst nicht immer so gut ab und ich kann mir vorstellen, dass sich einige Kinder mehr Zuverlässigkeit und Kontakt zu ihren leiblichen Eltern wünschen.
Kindliche, authentische Perspektive
Gut an dem Buch gefällt mir, dass es sehr auf die kindliche Perspektive eingeht. Wir können gut nachvollziehen wie es Leo geht. Er ist ein normales Kind, das in einer Pflegefamilie aufwächst. Dort spielt er mit den anderen Kindern, aber manchmal wird er auch wütend und es ist neu für ihn, dass dann so auf ihn eingegangen wird und man sich liebevoll um ihn kümmert. Er freut sich auch auf die Treffen mit seiner Bauchmama, denn dann spielen sie schön zusammen. Da sie sich aber nicht gut um ihn kümmern kann, muss er ihr später wieder Tschüß sagen. Das macht ihn traurig, aber seiner Pflegeeltern trösten ihn und heitern ihn wieder auf. Es gibt mehrere Menschen, die Leo lieb haben und die in seinem Leben eine Rolle spielen.
Hilfreich, um sich selbst als Pflegekind anzunehmen
Hier kommt gut das Pflegekinderleben in zwei Welten heraus. Es ist für ein Kind nicht immer einfach alles miteinander zusammenbringen und in Bezug auf die Familien spielen viele Gefühle eine große Rolle. Sowohl die Herkunftsfamilie als auch die Pflegefamilie gehören zu dem Kind und insbesondere, wenn es Kontakt gibt, ist dies für das Kind auch stets ein großes und wichtiges Thema. Dieses Bilderbuch kann Kindern dabei helfen, dass es nicht schlimm ist, mehrere Eltern zu haben und dass man beide lieb haben kann.
Ich finde es toll, dass es ein Bilderbuch ganz konkret zu dem Thema Pflegekinder gibt. Man muss natürlich schauen, ob es zur eigenen Situation passt, aber das Bilderbuch kann ein guter Anlass zu einem Gespräch zu dem Thema sein.
Ich, Pflegekind Leo von Marion Klara Mazzaglia und Kathrin Frank, Best Off Verlag, ISBN: 978-3-96133-076-8, 14,50€
Weitere empfehlenswerte Bücher zur Familie
Auch das Bilderbuch “Zwei Mamas für Oscar” stellt uns eine besondere Familie vor und in dem Bilderbuch “Ernest und Célestine – Célestines Fragen” stellt eine kleine Adoptivmaus Fragen, die auch von menschlichen Adoptiv- oder Pflegekindern gestellt werden könnten. Darüber hinaus gibt es auch noch eine Rezension zu einem weiteren Buch, das die unterschiedlichen Familien in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig Aufklärungsaspekte beinhaltet: Das Familienbuch. Dies richtet sich aber eher an Grundschulkinder.
Auch wenn es in dem Wimmelbuch “Unser Zuhause” nicht explizit um Familien geht, so kann man dennoch auf den Seiten die unterschiedlichsten Familienkonstellationen entdecken.
Für ältere Kinder habe ich ebenfalls ein paar Kinderbücher vorgestellt, in denen es in fröhlichen, bunt zusammengewürfelten Familien zur Sache geht und das Kinderbuch “Das Leben ist ein Rechenfehler” erzählt die Geschichte eines Pflegekindes.