Der kleine Pirat und die kleine Prinzessin
Kennt ihr schon den kleinen Piraten von Kirsten Boie? Es gibt nun eine Fortsetzung der Geschichte, in der er einer kleinen Prinzessin begegnet: „Der kleine Pirat und die kleine Prinzessin“.
Der kleine Pirat ist ja ein hilfsbereiter und freundlicher
kleiner Pirat geworden, der keine Schiffe mehr überfällt, sondern lieber mit
anderen Seefahrern spielt und singt. Da er hilfsbereit und höflich ist, ist es
für ihn auch gar keine Frage, dass er der unglücklichen kleinen Prinzessin, die
auf dem Steg steht helfen muss. Er gibt ihr etwas aus seinen Schatzkisten,
damit sie sich wie gewünscht ein wunderschönes Kleid, goldene Schuhe und eine
schicke Krone kaufen kann. Doch all dies kann die Prinzessin nicht wirklich glücklich
machen. Erst als sie gemeinsam mit dem kleinen Piraten einen lustigen Tag
verbringt, sieht man sie so richtig strahlen.
Märchenhaft
Das Buch und sein Aufbau erinnern ein wenig an Märchen. Die Handlungen kommen in leicht veränderter Form mehrfach vor und auch die Sprache, insbesondere beim Aufritt der Prinzessin, die weinen und weinen musste, lassen den Leser in Märchenstimmung kommen.
Überwindung von Klischees
Zunächst kommt das Mädchen klischeehaft und schwach herüber, aber am Ende erlebt sie gemeinsam mit dem kleinen Piraten Abenteuer und das Äußere hat keine große Bedeutung mehr: Nicht Kleidung, Schmuck etc. machen glücklich, sondern Freunde und gemeinsame tolle Erlebnisse. Die Prinzessin macht alles mit, was der kleine Pirat macht, worüber sich am Ende beide freuen.
Im Übrigen ist es in dem Buch nicht nur die Prinzessin, die an anderen Dingen als erwartet Freude hat. Auch der kleine Pirat benimmt sich nicht „piratenhaft“. Das wurde mir beim Vorlesen im Kindergarten deutlich.
Vorlesen im Kindergarten
Ich habe den Kindern zum Einstieg ein Bild von einem Piraten und von einer Prinzessin gezeigt. Die Kinder durften überlegen, was wohl einen Piraten und was eine Prinzessin fröhlich macht. Da kamen dann natürlich Antworten wie „Gold klauen“, „Leute fangen“ und „ein schönes Schiff“ auf Seiten des Piraten sowie „Schmuck“, „ein schöner Thron“ und „eine Krone“ auf Seiten der Prinzessin.
Nach dem Vorlesen des Bilderbuches „Der kleine Pirat und die kleine Prinzessin“ haben wir dann noch mal überlegt, was den kleinen Piraten und was die kleine Prinzessin in dem Buch so richtig glücklich gemacht haben. Dabei kam dann ganz klar heraus, dass es eigentlich die gleichen Sachen sind. Am meisten freuten sich die Kinder aber darüber, dass die beiden Freunde geworden sind.
Zum Abschluss haben wir dann alle gemeinsam ein Piratenlied gesungen: „Die Pipapo-Piraten, die schießen mit Tomaten…“ Da konnten die Kinder prima mitreimen.
Sehr gute Umsetzung des Themas
Ich finde, das Thema des Buches interessant und geschickt gewählt. Kindergartenkinder interessieren sich für Piraten und Prinzessinnen, auch wenn sie zunächst von einem anderen Verhalten ausgehen. Durch die Kombination eines Piraten und einer Prinzessin erreicht man Jungs und Mädchen gleichermaßen und dadurch, dass in dem Buch Klischees aufgebrochen werden, kommen auch wilde Mädchen, denen zerrissene Kleidung nichts ausmacht, sowie hilfsbereite Jungs, die gefühlvoll an andere denken auf ihre Kosten. Es ist wirklich ein Buch für alle.
Der kleine Pirat und die kleine Prinzessin von Kirsten Boie, illustriert von Silke Brix, Oetinger Verlag, ISBN: 978-3-7891-1049-8, 13€