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Rezension: Tim und Anna fahren ein

In Deutschland wird seit Kurzem keine Steinkohle mehr gefördert, dennoch kann man noch in vielen Museen und alten Industrieeinrichtungen etwas über den Bergbau erfahren. Auch für Kinder gibt es hier viele Angebote. Es ist eine spannende Welt, die man da betritt und so ist es nicht verwunderlich, wenn Kinder mehr darüber erfahren möchten.

Vor Kurzem habe ich genau das richtige Bilderbuch dazu entdeckt: „Tim und Anna fahren ein – Eine spannende Reise in die Welt des Bergbaus“.

Der Nachbar Onkel Albert erzählt Tim und Anna eine Menge aus seiner Zeit als Bergmann und nimmt die Kinder mit zu seiner Zeche und ins Deutsche Bergbaumuseum. Onkel Albert ist schon ein wenig älter, so dass er sogar noch Grubenpferde bei der Arbeit erlebt hat. Er erzählt also auch von längst vergangenen Tagen. Kindheitserinnerungen fließen dabei ebenso mit ein wie viele Fachausdrücke, die er den Kindern näher bringt. Anna und Tim sind stets begierig darauf mehr zu erfahren. Aber auch die LeserInnen werden Onkel Alberts Ausführungen interessiert folgen und den Bergbau vielleicht als ein wenig gruselig empfinden, wenn sie davon lesen, wie Onkel Albert mit einem Kumpel verschüttet wurde.

Viel Bergbau-Wissen

Das Buch spielt im Ruhrgebiet, enthält aber natürlich Bergbauwissen, was auch in anderen Gegenden Deutschlands relevant ist. Sehr hilfreich ist die Sammlung bergbaulicher Begriffe am Ende des Buches. Hier kann man noch mal nachlesen, was im Bergbau „Berge“ sind oder was „Teufe“ heißt. Überhaupt erfährt man in diesem Buch jede Menge über den Bergbau. Es ist ein sehr informatives Buch, welches sich gut lesen lässt und dass trotz des vielen Wissens nie wie ein nüchternes Sachbuch herüber kommt.

Rassistischer Begriff

Leider hat das Buch ein großes Manko. Die rußigen Bergmänner werden wortwörtlich mit dem N*-Wort verglichen. Ich verstehe nicht, wie das in einem Bilderbuch sein kann, dass erstmals 2010 herausgekommen ist und 2018 nachgedruckt wurde. Es ist so schade, dass diese Stelle (sogar zwei Mal) in dem Buch vorkommt, denn es vermiest einem ordentlich das gute Leseerlebnis, das man bei diesem Buch ansonsten hätte. Natürlich kann man die Stellen beim Vorlesen abändern, dennoch ist es traurig, dass heute noch Bilderbücher mit rassistischen Begriffen veröffentlicht werden.

Positive Kindermeinung

Mein Sohn, der mit mir in letzter Zeit einige Führungen zum Bergbau mitgemacht hat, hat das Buch sehr interessiert in die Hände genommen und es hat ihm wirklich gut gefallen. Mich hat tatsächlich erstaunt, dass ihm die Bilder, die an (sehr gekonnte) Buntstiftzeichnungen erinnern und wenig modern anmuten, sehr gut gefallen haben. Das hat er beim Lesen explizit angemerkt: „Die Bilder sind richtig schön, oder?“ Er stellte dabei auch fest, dass die Augen eigentlich nicht so gut gemalt seien, aber dadurch gut aussähen. Seine Beobachtung ist, dass man Augen so zeichnen kann, wie sie tatsächlich aussehen, aber dann sehen sie auf Bildern nicht so gut aus. Da wäre es besser, wenn man, wie es der Illustrator hier gemacht hat, nur Punkte malt.

Fazit

Würde das Buch an zwei kleinen Stellen, die ich oben genannt habe, abgeändert werden, könnte ich es gut weiterempfehlen, so bleibt leider ein schaler Beigeschmack.

Tim und Anna fahren ein – Eine spannende Reise in die Welt des Bergbaus von Heinrich Peuckmann und Philipp von Ketteler, Aschendorff Verlag, ISBN: 978-3-402-12828-2, 12,80€

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