Rezension: Der Weltenexpress
Wenn das Cover eines Buches einen anspricht, muss das nicht unbedingt heißen, dass einem das Buch gefällt. Es kann aber auch einfach sein, dass alles zusammenpasst, so wie bei „Der Weltenexpress“, der Ende der Woche endlich erscheint.
Tolles Cover
Das Cover ist einfach wunderschön und verheißt Abenteuer, Magie, Träume und ein großes Leseabenteuer. Es ist so ein Buch, über das ich einfach mehrfach mit der Hand streichen muss, bevor ich es öffne. Ein Lesebändchen beinhaltet es außerdem. Aber ob es wirklich ein Buch für mich ist? Ich habe ja schon mal gesagt, dass ich nicht unbedingt die große Fantasy-Leserin bin, wobei es Ausnahmen gibt. Dieses Buch hat mich irgendwie gelockt. Ich wollte es unbedingt lesen und ich kann euch jetzt schon verraten, dass ich nicht enttäuscht wurde.
Abenteuer, Magie und Freundschaft
Flinn vermisst ihren Bruder Jonte, der vor zwei Jahren verschwand, sehr. Die Karte, die er ihnen damals schickte, trägt sie immer bei sich und es sind nicht nur seine Worte, die sie immer wieder liest, auch das Motiv auf der Karte fasziniert sie: Ein alter, imposanter Zug ist auf ihr zu sehen, den aber anscheinend nur sie sehen kann. Als genau dieser Zug am Bahnhof ihres Heimatortes hält, nutzt sie die Gelegenheit und steigt ein – ohne Ticket. Besonders Madame Florett, die nicht nur Schaffnerin ist, sondern sich um das Einhalten der Regeln kümmert, ist darüber empört und möchte Flinn so schnell wie möglich wieder aus dem Zug heraus bekommen. Doch Flinn muss zunächst heraus finden, ob sich ihr Bruder in diesem Zug befindet. Dabei kommt sie jedoch erst einmal ins Staunen, denn ihr war nicht bewusst, in was für einen Zug sie gestiegen ist: Flinn befindet sich im Weltenexpress, einem Internat für Jugendliche, aus denen mal etwas Großes werden soll. Ein Zug, der um die ganze Welt fährt. Und es ist auch nicht nur einfach irgendein Zug, sondern ein Zug mit magischen Technologien und Geheimnissen. Wie gut, dass der Schulleiter ihr gestattet, zwei Wochen mit dem Zug mitzureisen. In dieser Zeit muss Flinn es schaffen, einige Geheimnisse aufzudecken, dabei bekommt sie Unterstützung von neuen Freunden, aber gleichzeitig hat sie vom ersten Tag an ernst zu nehmende Feinde…
Das Buch ist international angelegt. Die Charaktere kommen aus verschiedenen Ländern und auch Flinn hat keinen typisch deutschen Namen, alles passt zur Internationalität. Dennoch ist für mich ein Pluspunkt des Buches, dass hier gezeigt wird, dass es auch ein tolles Fantasybuch aus Deutschland geben kann und man das diesem Buch letztendlich auch anmerkt. Es beginnt nicht in irgendeiner englischsprachigen Stadt, nein, Flinn kommt aus Weidenborstel. Und auch ansonsten wird das Buch nicht von englischsprachigen Wörtern überflutet, was ich sehr angenehm finde.
Angenehm zu lesen
Insgesamt beginnt das Buch recht ruhig. In schönen Sätzen wird die Geschichte erzählt. Es macht Spaß dieses Buch zu lesen und in Flinns Welt zu landen. Wir können ganz in Ruhe in die Geschichte starten und uns mit ihren Lebensumständen bekannt machen. Und insgesamt bleibt dieser Erzählton das ganze Buch über. Ich fand es sehr angenehm zu lesen. Trotz dieser unaufgeregten Erzählweise, zieht einen das Buch in seinen Bann und es wird auch Spannung aufgebaut. Man möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht, was passiert, ob Flinn ihren Bruder wieder findet, was Madame Florett im Schilde führt etc.
Vergleich zu Harry Potter
Ich gebe auch direkt zu, dass einem bei dem Buch einiges an Harry Potter erinnert und mir ist klar, dass ein ähnlicher Bestseller gesucht wird. Immer wieder wird versucht in die Spuren von Harry Potter zu treten, ähnliche Themen werden behandelt, aber das Harry Potter-Phänomen ist bisher in diesem Ausmaß nicht wieder eingetreten. Und auch „Der Weltenexpress“ ist kein Harry Potter und vor allem kein Harry Potter-Abklatsch, auch wenn das Internat sowie die Besonderheit einiger Menschen natürlich daran erinnern. Doch, es gibt vieles in dem Buch, was mit Harry Potter vergleichbar ist, dass einen daran erinnert, aber dennoch nimmt man den Weltenexpress als eigenständiges Buch wahr, welches sich von der Harry Potter-Welt löst und ein eigenes Szenario entwirft.
Wenn ihr wissen möchtet, ob es sich lohnt den Weltenexpress zu lesen, wenn man nicht vorhat die ganze Trilogie zu lesen, so würde ich euch davon eher abraten. Manches wird in dem Buch zwar aufgelöst, aber es gibt noch dringende Themen, die man unbedingt noch weiter verfolgen möchte.
Ja, ich weiß, dies ist ein Buch, welches nun überall hervorgehoben wird. Ich mag keinen Hype um Bücher, aber ich muss sagen, dass ich dieses Buch liebe und es richtig doof finde, dass ich jetzt ein Jahr auf die Fortsetzung warten muss.
Der Weltenexpress von Anca Sturm, Carlsen Verlag, ISBN: 978-3-551-65411-3, 14,99€
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