Leipziger Buchmesse 2018 – Teil 2
Ein Beitrag reichte nicht für die ganzen Erlebnisse auf der Messe. Gestern konntet ihr den ersten Teil lesen und heute geht es mit Teil zwei weiter. Wie versprochen, erzähle ich euch kurz von ein paar weiteren kommenden Specials (neben der Fokussierung auf die Fußball-WM) auf dem Blog. Auf der Leipziger Buchmesse wurden die Nominierungen des Deutschen Jugendliteratur Preises bekannt gegeben. Einige Titel davon werde ich euch hier im Rahmen einer Bloggeraktion rund um den Deutschen Jugendliteraturpreis noch auf dem Blog vorstellen. Darüber erfahrt ihr aber demnächst mehr. Übrigens hat es eine Nominierung bereits auf den Blog geschafft: Das Bilderbuch „Schläfst du?“. Und ich kann euch schon mal verraten, dass es hier demnächst noch mehr von den sympathischen Hunden zu lesen gibt.
Leipziger Lesekompass
Auf der Leipziger Buchmesse werden aber auch immer die prämierten Bücher des Leipziger Lesekompasses ausgestellt. Hier gibt die Stiftung Lesen eine Orientierung, mit welchen Büchern die Lust am Lesen vermittelt werden kann und zwar in den Kategorien 2-6, 6-10 und 10-14 Jahren. Ich werde euch zu einem späteren Zeitpunkt die Titel aus den Kategorien 2-6 und 6-10 Jahren hier intensiv vorstellen. Auch hier hat ein Buch bereits den Weg auf den Blog geschafft: Das Wimmelbuch der Weltreligionen. Einige weitere Titel liegen hier bereits und werden euch demnächst vorgestellt. Wer nicht darauf warten möchte, kann sich hier schon einmal einen Überblick verschaffen.
Kirsten Boie im Interview
Neben der wenigen Zeit des Herumschlenderns und den vielen Terminen und Treffen habe ich auch ein paar Veranstaltungen besucht. Sehr gerne wollte ich Kirsten Boie sehen, was bei einem Interview des Deutschlandfunks Kultur geklappt hat. Dort habe ich pünktlich zu ihrem Interview einen Platz neben Sylvie von Mom’s favorites and more einen Platz in der ersten Reihe ergattert. Kirsten Boie hat ein wenig über ihr neues Buch „Ein Sommer in Sommerby“ gesprochen, von dem ich ja so begeistert war (Link zur Rezension). Und in ihrem Interview hat sie einen Satz gesagt, den ich sehr wichtig finde: Es geht in dem Buch und natürlich auch im Leben darum, dass ein Kind über den Leistungsgedanken hinaus wichtig ist! Ich finde, dass sollten wir im Umgang mit Kindern immer im Hinterkopf behalten.
Lesen im 21. Jahrhundert – Wirklich so negativ?
Am Donnerstagabend war ich bei der Podiumsdiskussion des Bundeskongresses Kinderbuch „Lesen im 21. Jahrhundert: Ist Deutschland bereit?“. Auch hier habe ich wieder ein paar bekannte Gesichter gesehen. Das freut einen einfach immer wieder! Das Thema klang unheimlich spannend. Meines Erachtens war jedoch der Tenor der Diskussion ziemlich negativ und auch die Behauptung, dass Bücher für Jungen fehlen, entspricht nicht meiner eigenen Wahrnehmung. Viele angesprochenen Ideen waren im Prinzip nichts Neues. Sicherlich gibt es Schwierigkeiten Leser zu erreichen. Hier sind u.a. die Verlage in der Verantwortung, die jedoch auf der anderen Seite auch ein Wirtschaftsunternehmen sind. Nichtlesende Kinder und Jugendliche sind für Verlage nicht besonders attraktiv. Wichtig ist zudem die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Büchereien. Auch muss darauf geschaut werden, wann Kinder überhaupt die zeitliche Möglichkeit haben sich in Bücher zu vertiefen. Hier könnte die USA mit dem Schulfach vertiefendes Lesen ein Vorbild sein. Letztendlich ist natürlich auch die Politik in der Verantwortung. Um wirkungsvolle Projekte umsetzen zu können, muss auch mal Geld in die Hand genommen werden. In der Gesellschaft muss das Lesen mehr an Bedeutung erfahren. Richtige Lösungswege wurden bei der Diskussion leider kaum aufgezeigt. Ich befürchte, dass es letztendlich auf einzelne engagierte Personen ankommt, die das Lesen und Bücher (meist ehrenamtlich) zu den Kindern bringen. Ein Dank geht natürlich auch an alle Autoren, die uns die Welt des Lesens mit ihren tollen Büchern überhaupt erst ermöglichen. Sie leisten auf jeden Fall einen großen Beitrag für die Zukunft des Buches.
Keine richtige Journalistin – na und?!
Am zweiten Messetag hatte ich ein witziges Erlebnis. Eine Frau, scheinbar eine Autorin, wollte mir eine Karte ihres Buches zustecken. Das Buch passte aber überhaupt nicht zu meinen Interessen, so dass ich freundlich aber dankend ablehnte. Das schien diese Frau nicht so gut vertragen zu können. Nachdem sie dann in einem kurzen Gespräch, in dem sie wissen wollte, für wen ich arbeite, erfuhr, dass ich Bloggerin sei, meinte sie spitz: „Ach, dann sind Sie gar keine richtige Journalistin?!“
Blogger, youtouber & Co
Ja, die Konkurrenz von Journalisten und Bloggern ist immer wieder ein Thema. Lustigerweise waren bei der Diskussion „Blogger, youtuber & Co“ sowohl Verlage als auch Blogger davon eher genervt. Keiner hatte Lust auf dieses Thema vertiefend einzugehen. Ganz klar sind Blogs und das Feuilleton andere Medien mit teils unterschiedlicher Ausrichtung, aber einen Konkurrenzkampf möchte hier keiner ausfechten. Auch die Verlage sehen in den unterschiedlichen Medien einfach nur ein erweitertes Angebot, welches sie je nach Buch und Verlagsprogramm unterschiedlich in Anspruch nehmen.
Verlage möchten gerne mit Influencern zusammenarbeiten. Influencer sind übersetzt „Beeinflusser“. Es sind Multiplikatoren, die zum Lesen bringen. Interessanterweise haben Blogger oder Booktuber nicht in erster Linie die Absicht zu beeinflussen. Ihnen ist es wichtig, ihre Leseerfahrung weiterzugeben, wobei sie dadurch natürlich Menschen zum Lesen bestimmter Bücher bringen. Und das geschieht umso mehr, je authentischer man ist. Glaubwürdigkeit und ein eigener Stil spielen eine sehr große Rolle und zwar sowohl aus Verlags- als auch aus Bloggersicht. Dies ist auf jeden Fall das A & O. Deshalb ist auch eine begründete negative Kritik selbstverständlich in Ordnung bzw. kann ein Verriss sogar die Aufrufszahlen eines Blogs in die Höhe treiben. Aber da man ja eher Bücher empfehlen möchte, kommen richtige Verrisse letztendlich auch selten vor.
Im Umgang miteinander schätzt man den persönlichen Kontakt. Auch hier haben Verlage und Blogger ähnliche Wünsche und ich kann dies auch nur bestätigen. Gerade der Besuch der Leipziger Buchmesse zeigt mir wieder einmal, wie wichtig und auch angenehm persönliche Treffen und der persönliche Umgang miteinander ist. So macht alles gleich viel mehr Spaß und man fühlt sich und seine Arbeit gegenseitig geschätzt.
Es wurde auch gefragt, was Verlage sich von Bloggern und umgekehrt Blogger von Verlagen wünschen. Auch hier ging es wieder um die Authentizität und persönliche Kontakte. Ich würde vielleicht noch hinzufügen, dass ich mir das Teilen von besonderen Beiträgen wünschen würde. Ich merke nämlich immer wieder, dass das Teilen eines Blogbeitrags durch Verlage und Autoren eine deutlich größere Aufmerksamkeit bringt, was ja sicherlich auch wiederum im Interesse der Verlage liegt – naja, solange es sich nicht um einen Verriss handelt.
Die Rückfahrt nach Hause war dann Dank des Schnees ein kleines Abenteuer. Ich bin vier Stunden später als geplant zu Hause angekommen, aber immerhin konnte ich fast alle Wartezeiten in warmen Zügen verbringen. Und dort traf man zwar teilweise auf genervte Mitfahrer, aber auch auf viele freundliche Menschen, die z.B. ihre Brezeln mit den ihnen unbekannten Leuten am gleichen Tisch teilten.
Zu Hause haben sich dann die Kinder über die Mitbringsel gefreut. Den ganzen Sonntag hat der Große im Schlafanzug lesend verbracht und dabei schon beinahe den gesamten mitgebrachten Lesestoff aufgebraucht. Da hat er dann anschließend eben noch die Prospekte der Verlage durchgeblättert. Das findet er ebenfalls interessant und ich habe meine Zeit am Sonntag ähnlich verbracht. Der Kleine hatte große Freude an „Hase, Fuchs und Reh fahren… LKW“, ein Titel der auch vom Leipziger Lesekompass geehrt wurde und somit noch seinen Weg auf den Blog finden wird.
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen und interessanten Einblick in meine Messeerlebnisse geben und freue mich jetzt schon auf die nächste Buchmesse. Dann vermutlich wieder mit Kind, was eine ganz andere Planung erfordern wird. Ich werde natürlich wieder berichten!
Hm, bei mir gibt es einige Kritiken, teilweise auch Verrisse. Ich bin da sehr ehrlich in meiner Einschätzung, auch manchmal gegen den Strom. Ich verbiege mich da nicht.
Finde ich gut! 🙂 Ich schreibe auch immer meine ehrliche Meinung.
hallo Miriam, Man spürt bei jedem Satz wie begeistert du von der Messe zurückgekommen bist. Die Bücher sind deine Welt in der du zu Hause bist!