Bildliche Reise in die Metropolen dieser Welt
Überall auf der Welt gibt es große, spannende Städte. Städte, die es sich lohnen, entdeckt zu werden. Klar, eine Reise um die Welt wäre da natürlich toll, aber vielleicht reicht ja auch erst einmal das Bilderbuch „Metropolen“. Hier kann man auf je einer Doppelseite die Besonderheiten und Attraktionen von insgesamt 32 Städten aus der ganzen Welt (Amsterdam, Berlin, Krakau, Istanbul, Nairobi, Mumbai, Sydney, New York, Buenos Aires und viele andere) in Bildern entdecken. Und das macht jede Menge Spaß.
Eigentlich bekommt man nur eine kleine Auswahl an Bildern pro Stadt geliefert, aber es ist dennoch sehr spannend und das Gesamtbild, welches sich einem präsentiert, vermittelt einem schon einen guten Eindruck.
Plakative Bilder
Die Städte werden in etwa 12 Einzelbildern präsentiert. Der Text besteht einzig aus beschriftenden Bildunterschriften. Es geht also wirklich in erster Linie um die Bilder, welche einem auch direkt ins Auge stechen. Jedes Bild hat einen bunten, einfarbigen Hintergrund. Davor sieht man dann zum Beispiel das Gebäude, um welches es geht, welches recht einfach dargestellt wird. Kleinere Details, Landschaften oder auch Bausteine bei Häusern oder ähnliches fehlen vollständig. Alles wird plakativ, klar und naiv dargestellt, was aber für Kinder gut greifbar ist. Sie brauchen bei einem Auto keine Türen zu sehen, um zu verstehen, dass dies ein Auto ist. Ihnen reicht die Form eines Autos, zwei schwarze Flächen für die Fenster und unten zwei Halbkreise für die Reifen aus, um ein Auto auf dem Bild zu sehen. Sie können sich durch die klaren Strukturen und Formen schnell auf den Bildern orientieren und greifen sich die Bilder heraus, die sie interessieren.
Der naive Zeichenstil fällt vor allem bei den Menschen auf. Hält jemand z.B. eine Gabel am Tisch in der Hand, so ist der Arm, übermäßig lang im Übrigen, einfach in einem halbkreisförmigen Bogen vom Körper aus gemalt. Eine Haltung, die einfach so anatomisch gar nicht nachzumachen ist, aber Kinder stören sich daran überhaupt nicht.
Durch die einzelnen Bilder und vor allem durch die unterschiedlich farbigen Hintergründe wirken die Bilder sehr farbenprächtig, doch auf den einzelnen Bildern werden nur wenige unterschiedliche Farben benutzt. Dies trägt wiederum zur Übersicht auf den Bildern bei.
Ich mag die Bilder. Sie haben etwas Besonderes. Auch wenn Menschen, Gebäude etc. vereinfacht dargestellt werden, ist alles immer gut wiederzuerkennen und man wird direkt an das Original erinnert. Das wurde hier wirklich gut gemacht.
Dinge, die ein Kind interessieren
Ich muss zugeben, dass ich mich gewundert habe, wie interessiert sich Bücherwürmchen das Buch angeschaut hat. Bisher hielt sich sein Interesse bei diesen Themen zu meinem Leidwesen zurück, aber vielleicht ist meine Begeisterung nun doch ein wenig übergesprungen.
Besonders interessant fand Bücherwürmchen, was man in der jeweiligen Stadt gerne isst. Dass es in Bangkok frittierte Insekten gibt, musste er dann auch gleich dem Papa erzählen. Aber auch die Schlangensuppe in Hongkong fand er spannend. Die möchte er zwar nicht unbedingt essen, aber trotzdem möchte er gerne nach China reisen und zum Vogelmarkt gehen.
Den Londoner Wolkenkratzer 30 St Mary Axe („Die Gurke“) hat er am Tag nach der Lektüre sogar auf seine Zaubertafel gemalt und beim Anschauen des Buches wunderte er sich darüber, warum nicht der Torre Agbar in Barcelona mit ähnlicher Form „Die Gurke“ genannt wird.
In Wien entdeckte er Sissi wieder, über die wir gerade gelesen hatten, in Stockholm konnte er sich an meine Erzählung zu dem Kriegsschiff Vasa erinnern, Eiffelturm und Louvre in Paris sagten ihm ebenso wie das Kolosseum in Rom etwas, die russischen Matrjoschka-Puppen kennt er aus dem Kindergarten und aus Kairo waren ihm die Pyramiden bekannt. Und darüber hinaus gab es natürlich noch jede Menge Neues zu entdecken. Zu manch einem Bild konnte ich ihm etwas sagen, aber es gibt auch viele Bilder, bei denen ich auch nicht viel mehr als die Bildbezeichnung vorlesen kann. Mehr Informationen bekommt man in dem Buch nicht. Ja, man bekommt auf den Doppelseiten einen ersten Eindruck von den Städten und Ländern, aber in die Tiefe geht es erst, wenn man im Anschluss an die Lektüre anfängt zu recherchieren. Und dazu bekommt man beim Anblick der Bilder und der unbekannten Tempel, Türme, Gebäude etc. Lust.
Kreativer Umgang mit dem Buch
Ich weiß nicht, inwiefern Kinder Lust haben sich nur diese gemalten Bilder zu verschiedenen Städten anzuschauen. Bei meinem Sohn hat es dieses Mal erstaunlich gut funktioniert, aber manchmal muss man ihm bei einem solchen Buch auch locken. Es gibt aber viele Möglichkeiten, mit denen man ein solches Buch spannender machen kann. Zum einen kann man gemeinsam versuchen mit dem Kind noch mehr über bestimmte Städte herausfinden, man kann das jeweilige Land auf einem Globus suchen und sich beim Tiptoi-Globus sogar noch ein paar Infos dazu sagen lassen, und man könnte sich eine Stadt/ein Land heraussuchen und dazu eine bunte Collage gestalten. Ebenfalls eine schöne Idee wäre, wenn man alle Türme in dem Buch heraussuchen würde und sie der Größe nach sortiert nebeneinander auf ein Blatt malen würde. Sportliche Menschen könnten eine beliebte Sportart aus einem anderen Land mal ausprobieren. Vielleicht hat man ja auch ein Bilderbuch zu Hause, das in einer der Städte spielt, so dass einem die Stadt und ihre Menschen noch ein bisschen näher kommt. Und selbstverständlich könnte man das eine oder andere Essen mal nachkochen. Es muss ja nicht gleich die Schlangensuppe sein.
Metropolen von Benoit Tardif, übersetzt von Christoph Schuler, NordSüd Verlag, ISBN: 978-3-314-10365-0, 18 €