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Judith Drews versteckt viele tolle Details in ihren Wimmelbüchern

Dass ich als Schwedenfan von dem Stockholm-Wimmelbuch begeistert sein würde, war eigentlich klar, aber mittlerweile bin ich ein richtiger Fan von Judith Drews Stadt-Wimmelbüchern. Neu kennen gelernt habe ich gerade das Paris– und London-Wimmelbuch. Alle Wimmelbücher haben einen ähnlichen Aufbau: Es werden bekannte Straßen gezeigt, etwas Grün kommt durch einen Park ins Spiel und ein Museumsbesuch, der gleich mehrere Museen in einem vereint, darf natürlich auch nicht fehlen. Große europäische Städte weisen erstaunlich viele Ähnlichkeiten auf, aber dennoch ist immer unverkennbar um welche Stadt es sich in dem jeweiligen Buch handelt. Natürlich machen uns Eiffelturm und Notre Dame darauf aufmerksam, dass wir uns in Paris befinden, während wir das London Eye und den Big Ben problemlos London zuordnen können, aber nicht nur die Gebäude und Sehenswürdigkeiten machen eine Stadt aus. Atmosphäre erhalten die Bilder vor allem durch viele typische Figuren und Szenen. Es ist Wahnsinn, was man in den Büchern alles entdecken kann und je besser man sich mit einer Stadt oder dem jeweiligen Land auskennt, desto mehr Spaß macht es, auf Entdeckungstour zu gehen.
Nehmen wir mal das London-Buch: Was gehört unbedingt dazu? Die roten Doppeldeckerbusse, Underground-Schilder, die Queen, die Themse, Picadilly Circus, schwarze Taxis, die Wachen vom Schloss… Nichts davon fehlt in diesem Buch und darüber hinaus kann man von Seite zu Seite beobachten, welche Spur Sherlock Holmes verfolgt, was William und Kate in London so treiben, wie Vivienne (Westwood?) verschiedene Statuen in der Stadt einkleidet, wie der Dieb von Charlie Chaplins Hut letztendlich gefasst wird und vieles mehr.

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Nirgendwo wird genau gesagt, was es alles zu entdecken gibt. Auf der ersten Doppelseite werden ein paar Personen vorgestellt, die man im ganzen Buch entdecken kann, wobei hier nur wage (z.B. mit Vornamen) angedeutet wird, um wen es sich handelt. Hier muss man sich also einiges selbst zusammen reimen bzw. kann man in die Bilder viel hineininterpretieren: So überlege ich, ob der Bär mit dem roten Hut wohl Paddington ist, während es unschwer zu erraten ist, welcher William sich hinter dem büchertragenden Mann verbirgt. Darüber hinaus lösen auch einige andere Figuren, die in dem Buch an keiner Stelle benennt werden Assoziationen in mir aus, die einen dazu veranlassen, zu rätseln und so manches noch einmal nachzuschlagen um das eigene Wissen aufzufrischen. Ob ich wohl Jack the Ripper richtig identifiziert habe?
Gerade diese Unklarheiten wecken die Neugier und die Entdeckungsfreude des Lesers, denn auf diese Weise halten die Bücher viele Aha-Erlebnisse bereit. Außerdem kann man die Bilder auch mit eigenem Vorwissen verknüpfen, selbst wenn eine Szene von der Autorin ganz anders gemeint war. So hat mich der Junge Pierre mit seinem roten Luftballon in dem Paris-Buch an das französische Bilderbuch „Der rote Luftballon“ denken lassen bis ich herausgefunden habe, dass der Junge in dem Buch Pascal heißt. Egal, die Verbindung passt für mich trotzdem.
Das Paris-Buch zeigt uns neben vielen typischen Dingen, die man hier erwartet, auch Filmfiguren wie Amélie („Die fabelhafte Welt der Amélie“) und den Glöckner von Notre Dame kann man ebenso entdecken wie Marie Curie. Man sieht eine Brasserie, einen Mann mit Baguette, einen Pudel (und die Hinterlassenschaften von Hunden auf den Bürgersteigen…), Straßenkünstler, einen Heiratsantrag in der Stadt der Liebe und vieles mehr, was uns direkt nach Paris versetzt.

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Nicht zu allen Figuren fällt mir der richtige Bezug ein, aber das macht nichts. So kommt man mit seinem Mann oder mit Freunden ins Gespräch und überlegt gemeinsam, wen die Bildern wohl zeigen. Toll, wenn es ein Bilderbuch schafft, dass man sich so intensiv damit beschäftigt.
Wimmelbücher machen ja oft sowohl Kindern als auch Erwachsenen Spaß, aber ich finde bei den vorliegenden Büchern gilt das in ganz besonderer Art und Wiese. Sie sind einfach für alle geeignet. Die Bilder machen Spaß und es gibt unendlich viel zu entdecken. Kinder werden viele Hintergründe nicht verstehen, aber sie können den vielen Szenen folgen, die sich hier von Seite zu Seite abspielen. Bücherwürmchen findet die englische Wache lustig, die in die Themse fällt und anschließend eine pitschenasse Mütze in der Hand hält. Polizisten und Dieben folgt er in solchen Büchern sowieso gerne und er hat sogar festgestellt, dass sich in London und Paris der gleiche Dieb herumtreibt.
Erwachsene Stadtkenner erfreuen sich daran, jede Menge wiederzuerkennen und alle anderen werden dazu angeregt sich weiter über Stadt und Land zu informieren. Darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, die Bücher im Englisch- oder Französischunterricht einzusetzen und die Kinder die Charakteristika dieser Städte entdecken zu lassen.
Ich bin jedenfalls von diesen Büchern mehr als begeistert und ein weiteres Wimmelbuch von Judith Drews steht schon auf meiner Wunschliste: Berlin!

London Wimmelbuch von Judith Drews, Wimmelbuchverlag 2015, ISBN: 978-3-94249-149-5, 9,95€
Paris Wimmelbuch von Judith Drews, Wimmelbuchverlag 2015, ISBN: 978-3-942491-52-5, 9,95€

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