ab 4 JahrenBilderbücherNatur und Tiere

Informationen aus der Vogelwelt in wunderbaren Versen

Es gibt tolle Sachbücher, in denen Kinder einiges erfahren und lernen können, und es gibt schöne Bilderbücher, die sprachlich oder zeichnerisch einen künstlerischen Anspruch haben – aber beides zusammen in einem Buch? Ja, das gibt es auch und zwar in sehr gelungener Form in dem Buch „Sing, sang, Zwitscherklang – Die Vogelwelt in Versen“. Das Buch ist einfach klasse. In Reimen und Gedichten erfährt man hier einiges über verschiedene Vögel und über verschiedene Themen, die man rund um Vögel ansprechen kann: Das Vogelbad, das Fliegen lernen, der Flug in den Süden… In jedem Text stecken Informationen zu einzelnen Vögeln, die auch auf den Bildern im Vordergrund stehen und gut zu erkennen sind, drin und dennoch sind sie auch sprachlich richtig gut angelegt, ja, man kann bei jedem dieser Gedicht tatsächlich von Poesie sprechen. Es wird mit Sprache gespielt, es wird gereimt, es gibt Lautmalereien und vieles mehr und besonders positiv ist mir aufgefallen, dass sich die einzelnen Gedichte in Rhythmus und Struktur deutlich unterscheiden. Das Buch, das einiges an Inhalt bereit hält, wird somit nicht langweilig und man auf jedes einzelne Gedicht Lust. Zudem ist das Buch schön illustriert. Auch wenn auf den Bildern eigentlich nicht viel zu sehen ist, haben sie eine starke Ausstrahlung. Im Hintergrund wird eine Landschaft angedeutet vor der die jeweiligen Vögel groß in Szene gesetzt werden.
Richtig gestaunt habe ich darüber, wieviel Gefallen Bücherwürmchen an diesem Buch findet. Die Vogelwelt ist nicht gerade sein größtes Interesse und ich hatte befürchtet, dass er ein solches Buch, in dem keine Geschichten erzählt werden, vielleicht langweilig finden könnte. Aber nein, er hat sich von Anfang an intensiv mit diesem Buch auseinander gesetzt und sich die Texte nicht einfach nur vorlesen lassen, sondern sie häufig kommentiert. Von dem Kuckuck, der seine Eier in fremde Nester legt, hatte er schon im Kindergarten gehört und so muss er mir das Verhalten des Kuckucks jedes Mal genau erklären, wenn wir zum Kuckuck in dem Buch kommen. Er findet den Kuckuck nicht nur klug, sondern auch sehr praktisch. Der will eben kein eigenes Nest bauen… Den Text vom Zaunkönig findet Bücherwürmchen natürlich auch klasse, denn Könige sind bei ihm von großem Interesse, aber auch die Tauben, die der Müllabfuhr helfen, sind ihm jedes Mal einen Kommentar wert. Manchmal kommt er dabei auch ein wenig Neunmalklug daher. So muss er bei dem Pinguinrätsel einwerfen, dass dieser Vogel nicht fliegen kann, und wenn die Nacht als Eulenzeit bezeichnet wird, ergänzt er, dass dies auch die Wölfezeit ist… Aber mir gefällt es, dass er so sehr auf die Texte in dem Buch anspringt. Besonders süß finde ich es, wenn er sich von den Fragen, die am Anfang des Buches gestellt werden, direkt persönlich angesprochen fühlt und er das Gefühl hat, jede Frage, die in dem Gedicht gestellt wird, beantworten zu müssen:
                Können Vögel Engel sehen?
                Ist der Morgenstern ihr Freund?
                Können sie den Wind verstehen?
                Hört man, ob ein Vogel weint?
[…]
Bei den letzen beiden Fragen grinst Bücherwürmchen nur ein „nein“, während er die ersten beiden genauer beantwortet: Nein, Vögel können Engel nicht sehen, denn die Vögel sind ja am Tag unterwegs und die Engel in der Nacht. Nein, der Morgenstern ist nicht ihr Freund, denn der ist ja ganz weit unten und nicht im Himmel, denn das ist ja ein Kampfgerät… (Auch wenn ich diesen Satz nie sagen wollte, manchmal passt er dann doch: Tja, er ist halt ein Junge…)
Es macht auf diese Weise aber auf jeden Fall sehr viel Spaß dieses Buch mit Bücherwürmchen zu lesen. Einige Gedichte sind einfach schön und poetisch und reimen sich Zeile für Zeile sehr gelungen. Ich persönlich mag die Gedichte, in denen es teilweise etwas abrupt und abgehackt zu geht, in denen aber viel Atmosphäre verbreitet wird, besonders gerne. Toll, ist der Text vom Specht, bei dem die kurzen Sätze und Worte zum klopfen des Spechts passen, aber auch die Möwe, die einen Möwenklecks auf den Mann ohne Hut tropfen lässt, macht viel Spaß.
Ich glaube, hier findet jeder seinen Lieblingstext und wenn nicht, dann liest man dieses Buch einfach immer wieder von vorne nach hinten und erfreut sich an dem Gesamtkonzept des Buches und an den krächzenden, heulenden, zwitschernden, fliegenden, singenden Vögeln. Korax!

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Sing, sang, Zwitscherklang – Die Vogelwelt in Versen von Iris Schürmann-Mock, illustriert von Christiane Fürtges, Velber Verlag 2015, ISBN: 978-3-8411-0203-4, 12,99€

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