Witzige Weltreise mit liebenswerten Gestalten
Manche Bücher mag ich direkt auf den ersten Blick. „Die unglaublichen Abenteuer von Peter und Hermann oder Eine Weltreise in 25 Bildern“ ist so ein Buch, denn es stecken ein paar Zutaten darin, die mich einfach ansprechen: Das Format des Buches ist besonders und somit auffällig (schmal und lang), ich liebe Bücher, in denen man kurz und prägnant etwas von vielen anderen Ländern zu sehen bekommt und die Hauptfiguren sind zwei schräge, liebenswerte Gestalten. Peter der Maulwurf und Hermann der Stelzenläufer machen sich auf den Weg um die ganze Welt und erleben dabei jede Menge. In Russland gehen sie ins Ballett, in der Türkei machen sie es sich im Hotelzimmer mit Tee und Leckereien gemütlich, in der Antarktis suchen sie Peters Brieffreund zwischen lauter Pinguinen, die irgendwie alle gleich aussehen, durch Nepal geht es mit einer Rikscha und in Argentinien nehmen sie spontan am Tango-Turnier teil.
Allein die Namen der Hauptfiguren sind klasse gewählt. Sie sind die besten Freunde und machen alles gemeinsam, aber trotzdem unterscheiden sie sich voneinander, was sowohl die Art und Weise wie sie ihre Koffer packen als natürlich auch ihre äußere Gestalt deutlich macht. Aber auch die Tiere, die sie verkörpern, machen sie zu diesen liebenswerten Figuren, denn der lange Hermann sticht einfach immer wieder auf witzige Art mit seinem spitzen Schnabel hervor, während Peter daneben klein und kompakt wirkt. Die beiden geben ein tolles, ungleiches Paar ab.
Der Höhepunkt des Aufenthaltes in einem Land wird in einem Bild gezeigt. Dazu gibt es jeweils einen kurzen Satz. In der Kombination aus Bild und Text steckt jede Menge Witz, wobei nicht alles sofort ersichtlich ist. Gerade Kinder werden den Humor dieses Buches nicht immer verstehen, da das Buch einiges an Wissen voraussetzt. Auf der Reise von Peter und Hermann wird zwar einiges aus den jeweiligen Ländern in den Bildern vorgestellt, aber die Texte spielen auf vieles nur indirekt an, während man anderes, was das Gezeigte näher erklären würde, bereits selbst wissen oder sich anderweitig aneignen muss. Die Reise an sich ist aber für alle Kinder spannend und man bekommt auch ohne weitere Informationen erste Eindrücke der verschiedenen Länder.
Ich persönlich habe an vielen Seiten richtig viel Spaß: Die schwierige Suche nach dem Brieffreund, der brennende Schnabel nach einem Bissen Sushi mit Wasabi, der erwartete Sonnenuntergang, während der Blick auf einem roten Schiff im Hafen ruht und das Hotelzimmer, von dem aus man die beste Aussicht auf die Sehenswürdigkeiten der Stadt hat, man sie sich aber lieber im Fernsehen anschaut. Auf jeder Seite steckt eine kleine Pointe und auch Bücherwürmchen entdeckt schon einiges, woran er jede Menge Spaß hat, z.B. die ungewöhnliche Art die Wäsche während einer Wanderung auf einer die Tiere verbindenden Wäscheleine trocknen zu lassen oder die veränderte Nase der Sphinx. Aber nach kleineren Erklärungen meinerseits findet er auch meine Highlights in dem Buch richtig klasse und zeigt sie begeistert dem Papa, der dann auch die Erklärungen dazu sofort mitgeliefert bekommt.
Ich muss übrigens leider kurz erwähnen, dass auch in diesem Buch Kindern mal wieder die falsche Vorstellung vermittelt wird, dass Pinguine und Eisbären zusammen in Eis und Schnee leben (siehe auch meinen Beitrag zu diesem Thema). Ja, ich weiß, in diesem Buch ist auch ein Löwe in Madrid und Schweine reiten auf Känguruhs in Australien, aber beide Tierarten könnten in diesen Fällen auch touristisch unterwegs zu sein, während die Pinguine als Einwohner einer grönländischen Eisscholle vorgestellt werden.
Insgesamt kann ich dieses Bilderbuch aber allen Globetrottern nur ans Herz legen. Tolle Bilder, tolle Figuren, typisches für die Länder und jede Menge Witz und Humor! Wirklich gut gemacht!
Die unglaublichen Abenteuer von Peter und Hermann oder Eine Weltreise in 25 Bildern von Delphine Jacquot, Prestel Verlag, ISBN: 978-3-7913-7216-7, 12,99€