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Rezension: Domwächter – Die Retter des Aachener Doms

Heute möchte ich euch ein Buch vorstellen, dass aus mehreren Gründen besonders ist. Es geht um das Kinderbuch „Domwächter – Die Retter des Aachener Doms“ von Anne Stutenkemper und Silvio Neuendorf. In dem Buch geht es um die Stadtgeschichte Aachens während des zweiten Weltkriegs und das heißt, dass hier eine Geschichte erzählt wird, die vielen gar nicht bekannt ist, aber auf wahren Begebenheiten beruht. Und das, worum es geht, ist äußerst spannend und kaum zu glauben, denn es geht um den Einsatz von Kindern im Krieg. Es ist vor allem nicht zu verstehen, warum man darüber nicht mehr von gehört hat. Umso mehr ist der Wert dieses Buches einzuschätzen. Ein Buch, dass nicht nur sehr nah dran an den Geschehnissen erzählt, sondern dass dies alles auch noch mit eindrücklichen Bildern darstellt.

Die Arbeit der Domwächter

Die Stadt Aachen wurde zwischen den Jahren 1941 und Ende 1944 sehr stark bombardiert. Dabei traf es natürlich auch immer wieder den Dom, der dadurch Feuer fing. Diese Brände galt es so schnell wie möglich zu löschen, um den Dom zu retten. Doch die Feuerwehr oder andere Dienste schafften dies nicht und so sammelt der Sohn des Dombaumeisters eine Gruppe von Kindern im Alter zwischen 10 und 17 Jahren um sich.

Diese Kinder werden von ihm im Löschen des Feuers ausgebildet. Sie müssen mit der Pumpe umgehen können und den Dom bis in den kleinsten Winkel kennen. Auch aufs Dach des Doms müssen sie klettern. Viele Nächte verbringen sie direkt im Dom, um sofort bei Angriffen einsatzbereit zu sein. Letztendlich helfen sie später sogar der Nachbarschaft rund um den Dom bei Löscharbeiten sowie der ganzen Stadt bei der Wasserversorgung. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Dom in einer völlig zerstörten Stadt am Ende des Kriegs noch steht. Und trotzdem wurde über sie kaum gesprochen.

Fesselnd erzählt und ergreifend illustriert

In der Geschichte begleiten wir ein paar fiktive Kinder mit unterschiedlichen Wesenszügen bei ihrem Leben bei den Domwächtern. Das Ganze wird sehr eindrücklich und nah dargestellt. Wir erleben die Gefahr der Angriffe und der Einsätze der Kinder mit und trauern mit ihnen um ihre verlorene Kindheit, während wir uns gleichzeitig über ihren Mut und ihren Zusammenhalt freuen.

Die Illustrationen passen hervorragend zu der Erzählung. Sie bieten einen ähnlichen Zugriff auf die Geschehnisse. Wir blicken direkt in die angstvollen Augen der Kinder, sehen sie zögerlich in die Höhe steigen und spüren ihre Kraft und Entschlossenheit mit dem Schlauch in der Hand. Das Feuer und die Zerstörung ist sehr greifbar. Wunderbar sind natürlich die Illustrationen vom Dom selbst.

Man merkt dem Buch an, das hier ordentlich vorher recherchiert wurde – sowohl was die Hintergründe angeht, als auch wie die entsprechende Ausrüstung zu dieser Zeit aussah. Es fließen viele Informationen über die Zeit mit ein und gleichzeitig ist das Thema für eine Zielgruppe ab 10 Jahren aufbereitet worden. Interessant und gut lesbar ist es aber auf jeden Fall auch für Erwachsene.

Das Format ist für ein Kinderbuch ab 10 Jahren vielleicht zunächst ein wenig ungewöhnlich, da es eher an ein Bilderbuch erinnert. Andererseits werden ja Comics auch in diesem Format herausgebracht. Die Geschichte in diesem Buch wird als Fließtext erzählt. Die Bilder zu einem Kapitel werden nicht begleitend gezeigt, sondern zusammengefasst auf einer Doppelseite. Dort gibt es dann viele kleine Kästchen mit Illustrationen, die die Geschichte noch einmal bildlich erzählen und dabei dann doch auch an einen Comic erinnern.

Ein wichtiges Buch

Dieses Buch ist sowohl unglaublich interessant und intensiv, als auch sehr wichtig. Sicherlich werden sich vor allem Menschen aus der Aachener Region dafür interessieren, aber gleichzeitig ist es auch eine Geschichte über Krieg, Kindheit in schweren Zeiten und Freundschaft und Zusammenhalt – somit also auch eine Geschichte für alle. Eine Geschichte, die zeigt, was Krieg bedeutet, was Kindern zugemutet wird und wie Kinder über sich herauswachsen können. Es ist eine schwere Geschichte, denn Krieg ist per se kein leichtes Thema, niemals. Aber vielleicht ist es gleichzeitig auch eine Geschichte, die ein wenig Hoffnung beinhaltet, denn irgendwann ist der schreckliche Krieg zu Ende, die Domwächter haben ihre gefährlichen Einsätze überlebt und der Dom steht noch.

Gemeinsames Lesen empfohlen

Das Buch sollte man am besten gemeinsam mit den Kindern lesen. Ob es für das eigene Kind ab 10 Jahren schon etwas ist, muss man selber entscheiden, gerade bei den vielen schlimmen Nachrichten aus aller Welt. Aber es wird auch viele Kinder geben, die sich dafür sehr interessieren und diese sollte man dabei begleiten.

Die Figuren in dem Buch sind fiktiv, was aber keineswegs bedeutet, dass den Macher:innen dieses Buches die wahren Domwächter egal seien. Ganz im Gegenteil. Hier werden  zum einen Persönlichkeitsrechte gewahrt und zum anderen wird den Domwächtern am Ende des Buches ausdrücklich für ihren unglaublichen Einsatz gedankt.

Ich kann dieses Buch nur allen geschichtsinteressierten Menschen und ihren Kindern ab 10 Jahren empfehlen.

Domwächter – Die Retter des Aachener Doms von Anne Stutenkemper und Silvio Neuendorf, AKV Sammlung Crous, ISBN: 978-3-9825016-1-1, erhältlich z.B. beim DomShop Aachen

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