Rezension: Detektiv Ameisis – Ein fast unlösbarer Fall
(Rezensionsexemplar) Können Arm und Reich friedlich zusammenleben? Oder wird von einflussreichen, mächtigen Personen ein System aufgebaut, das dies verhindert?
In der Welt, in der der Ameisenbär Afri Ameisis in dem Kinderbuch „Detektiv Ameisis – Ein fast unlösbarer Fall“ lebt, leben arme und reiche Tiere streng voneinander getrennt in verschiedenen Ringen. Als Detektiv im Dritten Ring beschäftigt er sich hauptsächlich mit verlorengegangenen Gürteln der Gürteltiere. Doch dann taucht auf einmal eine Nashorndame aus dem Ersten Ring in seinem Büro auf. Sie hat einen Auftrag für ihn: Ihre Tochter wurde nach der Schule entführt. Afri Ameisis nimmt den Fall an, aber so einiges erscheint ihm schnell merkwürdig. Da ist nicht nur die Sache, dass sich Aussagen widersprechen, sondern auch die Tatsache an sich, dass ein Privatdetektiv aus dem Dritten Ring beauftragt wird…
Das Buch lässt sich prima so weglesen. Es ist unglaublich spannend und man möchte unbedingt wissen, was es mit dem Fall auf sich hat, wer hier wie spielt und wie es für Afir Ameisis ausgeht. Es ist ein abenteuerlicher Krimi, der gleichzeitig noch viel mehr ist.
Gesellschaftskritisches Kinderbuch
Arm und Reich leben in verschiedenen Ringen. Je nach Tierart wird man diesen zugeteilt. Miteinander haben die Tiere längst nichts mehr zu tun. Und die armen Tiere haben in den besser gestellten Ringen nichts zu suchen – es sei denn sie arbeiten dort als Bedienstete für die Nashörner, Giraffen, Tiger usw. In dieser Welt ist Geld das alles entscheidende. Es herrscht jede Menge Korruption und wer einmal aufgestiegen ist, muss dieses reiche Leben auch stets aufrecht erhalten. Macht und die Aufteilung dieser spielen eine große Rolle. Die Tiere und Ringe, mit denen man nichts zu tun hat, kennt man in erster Linie über Schulbücher und Geschichten, die voller Vorurteile sind und darauf abzielen, dieses ungerechte System zu erhalten.
Das Buch ist also nicht nur unterhaltsam, sondern auch äußerst gesellschaftskritisch. Als erwachsener Leser zieht man automatisch Parallelen zur heutigen Gesellschaft und zu dem, was in ihr passiert. Ob junge Leser:innen das genauso tun, hängt sicherlich davon ab, wie sie selber aufwachsen und inwiefern Gesellschaft und Politik zu Hause ein Thema sind. Aber auch wenn sie sich nicht bewusst mit diesen Themen beim Lesen auseinandersetzen, so wird dieses Buch dennoch nachwirken, denn die Ungerechtigkeit ist emotional auf allen Seiten greifbar.
Tolle Charaktere und coole Illustrationen
Mir gefällt die Figur des Ameisenbären als Hauptfigur sehr gut. Überhaupt sind die Figuren sehr schön ausgearbeitet und vielschichtig. Nicht immer erkennt man beim Lesen direkt ihre Absichten und Motive – einer der Gründe, warum das Buch so fesselnd ist. Da es in dem Buch doch recht viele Figuren gibt, finde ich es sehr hilfreich, dass die Namen von ihnen mit dem gleichen Buchstaben beginnen wie die Tierart, z.B. gibt es das Nashorn Nita Nasoni. So hat man stets eine gute Orientierung, wozu auch die Übersicht der handelnden Personen zu Beginn des Buches verhilft.
Bei jeder Kapitelüberschrift gibt es eine schwarz-weiß Illustration von Lena Winkel. Diese finde ich sehr passend für ein Kinderbuch ab 10 Jahren. Sie wirken recht cool und lässig und spiegeln gut die Geschichte und Charaktere wieder.
Insgesamt hat mich das Buch „Detektiv Ameisis – Ein fast unlösbarer Fall“ absolut überzeugt. Ich hatte viel Freude bei der Lektüre und das Buch klingt noch lange gedanklich nach.

Detektiv Ameisis – Ein fast unlösbarer Fall von Matthias Kröner, illustriert von Lena Winkel, Beltz & Gelberg, ISBN: 978-3-407-75968-9