Rezension: Der Hoffnungsvogel
(Werbung/Rezensionsexemplar) Was gibt es schöneres als eng aneinander gekuschelt, eine Geschichte voller Wärme vorzulesen? Klar, Spannung sollte auch dabei sein, damit die Kinder ihr auch gerne folgen. Genau die richtigen Zutaten dafür hat das Buch „Der Hoffnungsvogel“ von Kirsten Boie.
Das Glückliche Land ist ein Land, in dem wohl jede und jeder gerne leben würde. Hier regiert die Gute Königin, die in einer Kate mit Garten lebt. Gesetze werden mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam beschlossen, und alle Menschen haben das, was sie brauchen. Es geht allen gut und sie sind glücklich. Doch dann verschwindet der Hoffnungsvogel und nach und nach kommt immer mehr Streit ins Land. So kann es natürlich nicht weitergehen und jemand muss sich auf die Suche nach dem Hoffnungsvogel machen. Da aber niemand mehr, dem Hoffnungsvogel Bedeutung beimisst, muss sich der Sohn der Königin, Jabu, auf den Weg machen. Es wäre ihm lieber, wenn er dieser Aufgabe aus dem Weg gehen könnte, aber er wünscht sich sehr, dass die Menschen im Land wieder freundlich und glücklich werden und so wagt er das Abenteuer. Doch er ist nicht alleine. Die Tochter der Leuchtturmwärterin, Alva, begleitet ihn. So können sie sich gegenseitig Mut machen. Und auch wenn sie auf ihrem Weg einigen Gefahren begegnen, so treffen sie auch auf andere Kinder, die sie bei ihrer Suche unterstützen.
Kinder als wichtige Hoffnungsträger
Es sind in diesem Buch die Kinder, die die wichtigen Aufgaben anpacken. Sie sind es, die weiter an die Möglichkeit, dass alles wieder gut wird, glauben, und die dafür alles unternehmen. Und am Ende zeigt sich, dass diese Hoffnung nicht vergebens war. Sie können andere überzeugen, ihnen zu helfen, gemeinsam schaffen sie es, Freude und Glück zu anderen Menschen zu bringen. So lange nicht alle die Hoffnung aufgegeben haben, ist noch nichts verloren und es kann wieder ein Glückliches Land geben.
Modernes Märchen ohne alte Klischees
Das Buch ist ein modernes Märchen, das in einer vergangenen Zeit spielt. Es beinhaltet viele Märchenelemente wie Königin, Königssohn etc., aber es bedient dabei nicht alte Klischees und Rollenbilder. Es gibt Fischerinnen, eine Schlosserin und eine Lastwagenfahrerin, nicht nur die Königin des Glücklichen Landes ist alleinerziehend, sondern scheinbar auch die Leuchtturmwärterin und der König vom Land jenseits des Meeres, Mädchen sind nicht weniger mutig als Jungen und dem Prinzen kommt es gar nicht in den Sinn eine Prinzessin retten zu müssen. Das Buch ist bunt von Katrin Engelking illustriert. Die Bilder sind dabei nicht nur wunderschön anzuschauen, sie lassen alles auch lebendig werden und bringen noch mehr Diversität in das Buch. So ist z.B. die Königin (und somit natürlich auch ihr Sohn) eine PoC, was man nur den Bildern entnehmen kann. Auch die restlichen Figuren haben unterschiedliche Hauttöne.
Der Märchencharakter ergibt sich auch durch die Sprache. Sie nimmt einen durch die direkte Ansprache und der Erzählstimme, die immer wieder kleine Anmerkungen macht, direkt gefangen und lässt ein wohliges Lesegefühl entstehen.
Parallele zu “Mio, mein Mio”
Interessanterweise hat mich dieses Buch sehr an „Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren erinnert, das zu seiner Zeit auch ein modernes Märchen war. Genauso wie Mio mit einem Freund loszieht, um seine schwere Aufgabe zu erfüllen, bekommt auch Jabu eine Gefährtin an seine Seite. Sowohl Mio als auch Jabu haben Angst vor dem, was vor ihnen liegt, aber sie drücken sich nicht, denn sie wissen, dass es von großer Bedeutung ist, dass sie diesen Weg gehen. Auch bekommen beide eine tröstende Melodie und Proviant mitgegeben. In der einen Geschichte gibt es die Trauervögel, in der anderen den Hoffnungsvogel. Und am Ende sind es Kinder, die über sich hinauswachsen, die dem Land das Glück zurückbringen.
Fazit
Das Buch kann insgesamt durch die schöne tröstende Botschaft, die Sprache, durch Spannung, tolle Charaktere und liebevolle Illustrationen überzeugen. Ein Buch, das man wunderbar in der Familienrunde vorlesen kann.
Der Hoffnungsvogel von Kirsten Boie und Katrin Engelking, Oetinger Verlag, ISBN: 978-3-7512-0258-9, 16 €