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Rezension: So schlafe ich! Und wie schläfst du?

(Werbung/Rezensionsexemplar) Geschichten übers Zu-Bett-Gehen sind bei Familien mit kleinen Kindern häufig beliebt. Kein Wunder, immerhin muss jede:r irgendwann ins Bett gehen und zudem bietet sich eine Geschichte mit diesem Thema gut als Gute-Nacht-Geschichte an.

Allerdings hat jede Familie ihre eigenen Zu-Bett-Geh-Rituale und so kann es gut sein, dass ein Buch über ein ganz anderes Ritual erzählt. Deswegen ist es sehr schön, dass es nun das Pappbilderbuch „So schlafe ich! Und wie schläfst du?“ gibt. Ich glaube, hier können wirklich viele etwas aus ihrem eigenen Leben wiederentdecken. Vermutlich wird sich das eigene Leben nicht komplett mit dem eines einzelnen Kindes aus dem Buch decken, aber vielleicht gibt es ein ähnliches Abendessen wie bei Sami und dann wird das Kind abwechselnd von Mama und Papa ins Bett gebracht wie bei Mika.

Im Buch wird das Zu-Bett-Gehen von fünf verschiedenen Kindern auf jeweils drei Doppelseiten erzählt: Sami, Ayo, Ada, Emma und Mika

Vielfältige Familien

Der Ablauf am Abend ist bei allen ein wenig unterschiedlich. Mal wird abends gekocht, andere Kinder baden noch oder schauen eine Sendung im Fernsehen an und in einer Familie wird abends auch gebetet. Aber nicht nur die Rituale unterscheiden sich: Die Kinder und Erwachsenen haben verschiedene Hauttöne und die Familienkonstellationen unterscheiden sich voneinander (zwei Papa, alleinerziehende Mama, Mama und Papa, Einzelkinder und Kinder mit Geschwistern). Es wird viel Wert darauf gelegt, Stereotype aufzubrechen, was aber nicht thematisiert wird, sondern ganz selbstverständlich gezeigt wird. Ein Papa erledigt die Care-Arbeit, während die Mutter noch am Computer sitzt, ein Mädchen ist großer Dino-Fan und ein Junge trägt ein pinkes T-Shirt. Genauso gibt es aber auch ein Mädchen, das Meerjungfrauen liebt, denn natürlich ist auch das völlig in Ordnung.

In der ersten Geschichte werden Papa und Mama Baba und Anne genannt. Außerdem gibt es bei ihnen Sucuk zu essen, während die zweite Familie Jollof-Reis ist. Auch das sind Sachen über die man ins Gespräch kommen kann. Allerdings werden besonders junge Zuhörer:innen hier gar nicht unbedingt nachfragen, denn für sie gibt es ja noch in so vielen Situationen neues zu entdecken, so dass es für sie gar nichts besonderes ist, wenn sie mal das eine oder andere Wort nicht verstehen.

Diversität in den Illustrationen

Die Diversität setzt sich in den ansprechenden, freundlichen Bildern, die viel Wärme beinhalten, fort. Hier sieht man z.B. ein Kind mit Augenpflaster, was im Text nicht thematisiert wird. Eine Mutter stillt ihr Kind, schwarze Kinder tragen beim Schlafen Haarhauben, ein Mädchen sowie mehrere erwachsene Personen tragen eine Brille, bei den Mädchen stehen Bagger im Zimmer, eine Mutter ist tätowiert und ein Kleinkind wird vom Vater in einer rosa Trage getragen.

Bei meinem ersten Kind hätte mich das fernsehschauende Kind gestört, da mein Sohn damals den Fernseher noch nicht kennen gelernt hat (und in dem Alter auch noch nicht neugierig gemacht werden sollte), aber jetzt beim dritten Kind ist das bei uns auch ein wenig anders. Hier lasse ich dann nur die Frage „Was schaust du gerne an?“ weg, denn sie bekommt nur mit, wenn die Brüder etwas gucken, schaut aber selbst noch keine bestimmten Sendungen. Aber so kann man sich das Buch ja entsprechend anpassen.

Richtig toll finde ich auch, dass Ayo erzählt, dass seit der Geburt des Brüderchens Mama und Papa nicht mehr so viel Zeit zum Ins-Bett-Bringen haben und die große Schwester vorliest. Ja, auch das ist Realität und kommt sicherlich in vielen Familien vor. Erzählt wird es dahingegen nur selten oder nur dann, wenn es als Problem zum Thema gemacht wird.

Vorleser:innen werden miteinbezogen

Insgesamt ist es sehr toll, dass die kleinen Leser:innen immer wieder durch Fragen miteinbezogen werden, z.B. „Welches Gemüse magst du?“ Jede Geschichte endet mit der Frage „So schlafe ich und wie schläfst du?“ Das Kind kann also an mehreren Stellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen.

Unsere Erfahrungen mit dem Buch

Meine Tochter mag das Buch sehr gerne. Sie nennt es immer „Schlaf, Kindlein, schlaf“ und möchte es sich gerne vorlesen lassen. In letzter Zeit haben wir öfter Mitmach-Bücher gelesen. Das überträgt sie nun auf dieses Buch. Bei der Frage „Kannst du auch schon kochen?“ „nimmt“ sie die geschnittenen Tomatenstücke, die man auf dem Bild sieht und legt sie pantomimisch in das bereitstehende Gefäß. Und am Ende jedes Kapitels legt sie sich auf die Frage „Und wie schläfst du?“ hin, schließt die Augen und zeigt mir, wie sie schläft.

Fazit

Dieses Buch erzählt schöne Familiengeschichten vom Zu-Bett-Gehen und zeigt uns dabei unterschiedliche Familienkonstellationen und verschiedene Kinder. Ganz natürlich und selbstverständlich!

So schlafe ich! Und wie schläfst du? Geschichten zum Zubettgehen und Einschlafen von Olaolu Fajembola und Tebogo Nimindé-Dundadengar, illustriert von Paran Kim, Carlsen Verlag, ISBN: 978-3-551-17278-5, 12 €

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