Rezension: Gustav glotzt
(Werbung/Rezensionsexemplar) Wie gut, wenn einem ein Bilderbuch noch einmal ganz ausführlich von der Autorin selbst vorgestellt wird. Ansonsten hätte nämlich „Gustav glotzt“ mein Interesse nicht so geweckt. Aber nun bin ich ganz begeistert davon!
Viereckige Augen vom Glotzen
Anfangs dachte ich, es geht in erster Linie um den Medienkonsum eines Kindes. Gustav bekommt nämlich vom Fernsehgucken viereckige Augen. Das ist aber nur der Einstieg. Denn Gustav ärgert sich nicht, wie man vielleicht annehmen würde, über seine außergewöhnlichen Augen. Im Gegenteil – nun macht es ihm noch mehr Spaß zu glotzen. Nein, kein Fernsehen zu glotzen, sondern die Welt weiter anzuschauen und wahrzunehmen. Mit seinen eckigen Augen sieht er auf einmal alles viereckig. Selbst die Pipitropfen des Hundes, der an den Baum macht.
Erst als Gustav durch ein dreieckiges Loch, das sich in einem Zaun befindet, blickt, ändern sich seine Augen wieder. Nun sind sie dreieckig und natürlich sieht er von nun an auch alles dreieckig – bis ein Spiegel sie kugelrund werden lässt.
Irgendwann ist der Spaß des besonderen Glotzens aber dann auch vorbei. Dadurch, dass alles die gleiche Form hat, kann Gustav manche Dinge kaum voneinander unterscheiden. Wie bekommt er nur seine normalen Augen wieder zurück? Am Ende gelingt auch dies und so kann man das Buch nach dem herrlichen Lesevergnügen zufrieden schließen.
Tolles Zusammenspiel von Text und Bild
Die Geschichte an sich gefällt mir schon, vor allem, dass Gustav die Situation einfach so positiv annimmt – im Gegensatz zur Mutter, die ganz aufgeregt ist. Es geht aber auch ums Neugierig sein und Wahrnehmen. Und natürlich um geometrische Formen.
Aber ganz besonders toll finde ich wie hier Geschichte, Illustrationen sowie die Setzung des Textes zusammenkommen, denn hier wird die Sache wirklich rund. Oder vielleicht doch eher viereckig oder dreieckig? Nun ja, auf jeden Fall sehen wir natürlich auch in den Bildern, das was Gustav sieht: Blumen mit eckigen Blättern oder eine Katze, die aus lauter Dreiecken besteht. Aber dabei bleibt es nicht, denn auch der Text ist in der entsprechenden Form geschrieben. Vielleicht werden jüngere Kinder, die noch nicht auf den Text schauen, das nicht unbedingt wahrnehmen, aber mir gefällt es sehr gut, wenn auf solche Details in einem Buch geachtet wird.
Die Illustration ganz am Anfang, als Gustav seinen Mops anglotzt, ist übrigens auch ganz besonders niedlich. Dieses Bild passt genau zu dem Ausdruck „glotzen“.
Selbstverständlich regt das Buch dazu an, über Formen zu sprechen und diese in der eigenen Umgebung wahrzunehmen.
„Gustav glotzt“ ist für alle neugierigen Kinder ab 3 Jahren zu empfehlen.
Gustav glotzt von Inés María Jiménez und Betty Conhoff, Edition Pastorplatz, ISBN: 978-3-943833-54-6, 14 €