Rezension: Thomas Müller – Mein Weg zum Traumverein
Nicht immer ist es einfach insbesondere Jungs zum Lesen zu kriegen und so wird nach immer neuen Möglichkeiten gesucht, Lesemuffel mit einem Buch zu erreichen. Seit diesem Sommer geht der Oetinger Verlag mit der neuen Reihe „Lesenlernen mit Fußballstars“ einen neuen Weg. Den Anfang macht das Buch „Thomas Müller: Mein Weg zum Traumverein“.
Seit ein paar Wochen warte ich schon ganz gespannt auf dieses Buch. Die Idee hinter dem Projekt finde ich klasse und ich kann mir gut vorstellen, dass sie zumindest teilweise aufgeht. Gerade zu Weltmeisterschaftszeiten packt viele Kinder das Fußballfieber. Sticker werden getauscht, es wird über Ergebnisse und Spiele gefachsimpelt und natürlich trumpft auch jeder gerne mit Wissen über die Fußballer auf. Das geht schon in der ersten Klasse los und so passt ein Erstlesebuch mit einem bekannten Fußballer hier ganz prima hinein.
Nun konnte ich endlich in das Buch hinein schauen, doch bevor ich euch mitteile, wie es mir gefallen hat, möchte ich euch noch das kurze Interview mit Dennis Wohlfeil, dem Lektor für Erstlese-Bücher beim Verlag Friedrich Oetinger, präsentieren. Dieses Projekt hat mich einfach so neugierig gemacht, dass ich gerne ein wenig über die Hintergründe erfahren wollte.
Interview mit dem Lektor
Warum ist Ihnen dieses Projekt wichtig?
Leseförderung ist ein zentrales Anliegen unseres Verlags und wir suchen ständig nach neuen Möglichkeiten, wie wir Kinder für das Lesen begeistern können.
Was möchten Sie mit dem Projekt konkret erreichen?
Mit unserer neuen Reihe „Lesenlernen mit Fußballstars“ wollen wir möglichst viele fußballinteressierte Kinder erreichen, die gerade Lesen lernen. Vor allem Jungs tun sich ja manchmal etwas schwerer damit, auch weil sie viele Geschichten für Erstleser nicht besonders „cool“ finden. Bücher von Fußballstars können helfen, auch bei diesen Jungs Begeisterung für Bücher und das Lesen zu wecken.
Warum haben Sie speziell Thomas Müller dafür ausgesucht?
Thomas Müller ist einer der beliebtesten Fußballer in Deutschland und ein echter Sympathieträger. Wir glauben, dass es für viele Kinder etwas ganz Besonderes sein wird, ein Buch von ihm zu lesen, vor allem, da es sich um eine persönliche Geschichte aus seiner eigenen Kindheit handelt, die viel Identifikationspotential bietet.
Wie hat Thomas Müller auf die Idee reagiert und wie war die Zusammenarbeit?
Thomas Müller war von Anfang an begeistert von der Idee. Die Zusammenarbeit war sehr unkompliziert und hat allen Beteiligten viel Spaß gemacht. Wir planen bereits ein zweites Buch mit Thomas Müller, das im April 2019 erscheinen soll.
Thomas Müller – Sympathieträger
Klingt alles gut, oder? Und ich glaube tatsächlich, dass Thomas Müller für dieses Projekt eine sehr gute Wahl ist. Neben Manuel Neuer ist er auf jeden Fall der absolute Lieblingsspieler meines Sohnes und er trägt fast täglich stolz sein Trikot vom FC Bayern München. Allein das Foto von ihm auf dem Buch wird viele kleine Fußballfans nach dem Buch greifen lassen. Ein besonderes Highlight ist dann natürlich auch noch die beiliegende Autogrammkarte.
Auch der Text wurde hier direkt neugierig gelesen. Allerdings war mein Sohn dann doch ein wenig enttäuscht von dem Buch. Es handelt von Thomas Müller als Kind, der gerade von einem Talent-Späher entdeckt wird und an einem Probe Training seines Lieblingvereins Bayern München teilnehmen darf und dessen Traum zu diesem großen Verein wechseln zu dürfen mit zehn Jahren wahr wird.
Es ist eine wahre Geschichte aus der Kindheit von Thomas Müller, allerdings wird sie insgesamt recht belanglos erzählt. Es werden wenig spezifische Dinge genannt. Auch das große Turnier, bei dem der Talent-Späher zuschaut wird nicht näher bezeichnet. Alles in allem ist es keine besonders spannende Geschichte.
Mehrfach gelesenes Buch
Mein Sohn hätte lieber etwas von Thomas Müller heute gelesen. Für ihn steckt zu wenig Thomas Müller in dem Buch – zumindest war das sein erster Eindruck. Interessanterweise hat er das Buch dennoch direkt drei Mal hintereinander gelesen, denn es handelt ja eben doch von Thomas Müller. Das nächste Buch von ihm wird er auf jeden Fall auch haben wollen – da ist es ihm auch egal, dass es sich um Erstlesetexte handelt, die er ansonsten meidet, da sie ihm persönlich zu „babyhaft“ sind. Man darf also keineswegs die Anziehungskraft eines Fußballstars auf Kinder unterschätzen.
Farbige Illustrationen und Rätselseiten
Fotos findet man in dem Buch keine, dafür beinhaltet es bunte Illustrationen, welche ich trotz eingefügter Wörter wie „Poff“ nicht wie im Klappentext als Comic-Illustrationen bezeichnen würde. Sie machen aber Spaß und wenn man möchte, erkennt man auch Thomas Müller in ihnen.
Als Erstlesebuch macht das Buch insgesamt einen guten Eindruck auf mich. Die Sätze sind kurz und auch der Text pro Seite ist überschaubar. Es ist im Flattersatz geschrieben und Worttrennungen kommen nicht vor. Auf schwierige Wörter wie z.B. Scout wird verzichtet.
Das Buch ist im Übrigen üppig mit Leserätseln und kleinen Spielen ausgestattet, was Kindern häufig Spaß macht. Dabei ist auch ein kleines Quiz zur Weltmeisterschaft und ein Kreuzworträtsel, das auf den Text des Buches zurückgreift.
Ob das Buch letztendlich Lust auf mehr Lesen macht, weiß ich nicht, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Fußballfans auf weitere Bücher aus einer solchen Reihe zurückgreifen würden, u.a. vielleicht auch auf ein kurzes Sachbuch, in dem die Nationalspieler in einfachen Texten vorgestellt werden.
Mein Weg zum Traumverein (Lesenlernen mit Fußballstars), Thomas Müller in Zusammenarbeit mit Julien Wolff, illustriert von Jan Birck, Oetinger Verlag, ISBN: 978-3-7891-0933-1, 10€