Einblicke in die Schreibwerkstatt
Wollt ihr wissen, was wir außer Rezensionen in der Schreibwerkstatt sonst noch so für Texte schreiben? Auf jeden Fall spielen wir ganz fleißig Mimikry. Daran haben alle sehr viel Spaß und jede Woche darf jemand anderes das Buch auswählen, das mit seinem ersten Satz zum Schreiben verlockt. Eine Mimikry-Spielrunde könnt ihr übrigens auch hier auf dem Blog nachlesen. Das erste Buch, mit dem wir gespielt haben, war „Wunder“.
Aber es werden nicht nur Anfänge verschiedener Bücher „gefälscht“, sondern es werden auch ganz eigene Texte geschrieben. Es ist unglaublich spannend zu sehen, auf was für kreative Ideen die TeilnehmerInnen kommen. Die Texte können ausnahmslos alle überzeugen. Das ist wirklich toll!
Verschiedene Textarten: Gedichte und Dialog
Zum Schreiben gibt es immer eine kleine Anregung. So haben wir uns zum Beispiel an einem Parallelgedicht zu Bertolt Brechts „Vergnügungen“ versucht. Dabei stellten die Jugendlichen erstaunt fest, wie gut und melodisch Gedichte auch ohne Reime klingen können. Normalerweise haben sie eher das Gefühl, dass Gedicht zu schreiben für sie zu schwierig sei, aber hier hatten tatsächlich alle ein Erfolgserlebnis. Außerdem zeigte sich auch hier wieder die Kreativität der Kinder und Jugendlichen, denn es kamen nicht nur gegensätzliche Parallelgedicht z.B. zu Überschrift „Ärgernisse“ heraus, sondern es wurden auch Gedichte im Stil des Brechts Gedichts zu ganz anderen Themen wie z.B. „Geschichten“ verfasst.
Auch an einen Dialog haben sich die Teilnehmer gewagt und zwar hatte das Gespräch, das aufgeschrieben werden sollte, einen sehr spannenden Ausgangspunkt: Ein Mann möchte einen echten 50 € Schein für 35 € verkaufen, worauf niemand eingeht. Stattdessen wird der Mann von der Polizei verhaftet. Die Teilnehmerinnen sollten sich nun das daraufhin folgende Gespräch auf der Wache ausdenken. Ob dabei wohl die Motive des Mannes klar werden? Ich kann auf jeden Fall verraten, dass er teilweise ganz unterschiedliche Gründe für sein Handeln hatte.
Die Idee des Dialogs sowie des Parallelgedichts habe ich übrigens aus dem Reclam-Heftchen „Kreatives Schreiben – 111 Übungen“ (ISBN: 978-3-15-015228-7, 4,80€), welches viele gute Schreibanlässe bereit hält. Es wird sicherlich noch öfter zum Einsatz kommen.
Gefühle umschreiben
Aber ich habe auch schon ein Bilderbuch zum Einsatz gebracht und zwar das Buch „Heute bin ich“, welches Fische mit verschiedenen Gefühlen zeigt. Ich habe die Bilder aus dem Buch herauskopiert und einlaminiert. Die Jugendlichen durften die Bilder betrachten und sich eins aussuchen. Sie sollten für sich das Gefühl benennen, welches sie auf dem Bild herauslesen. Dann sollten sie – ohne das Gefühl zu nennen – einen Text schreiben, in dem es um dieses Gefühl geht. Die anderen haben anschließend geraten, um welchen Begriff es geht. Dabei haben alle sehr gute Texte geschrieben, in denen man das Gefühl prima herausfühlen konnte, so dass wir immer auf das richtige Gefühl gekommen sind. Anschließend haben wir noch im Buch geguckt, ob hier den Fischen die gleichen Gefühle zugeordnet worden sind. Meistens ging es in die gleiche Richtung, aber manchmal gab es doch kleinere Unterschiede, wobei die Teilnehmer meistens die Lösung, die in der Schreibwerkstatt gefunden wurde, passender fanden.
Mehr als die Hälfte der Schreibwerkstatt ist leider schon rum, was wir alle bedauern, aber ein paar spannende und kreative Stunden haben wir ja noch vor uns.