Vorlesen

Vorleseseminar: Die Trickkiste für Vorlesepaten

Ich möchte vorlesen, vorlesen, vorlesen! Ganz viel vorlesen! Klar, das mache ich ja auch täglich bei meinen Kindern, aber ich möchte für Kindergruppen vorlesen. Das möchte ich zwar schon lange, aber gerade bin ich in dieser Hinsicht besonders motiviert. Woran das liegt? Ich habe ein ganz tolles Vorleseseminar besucht: „Die Trickkiste für Vorlesepaten“.

Das hat so viel Spaß gemacht und ich bin mit ganz vielen Ideen nach Hause gekommen. Dafür hat sich sogar die 2 ½-stündige Fahrt bis nach Münster-Hiltrup gelohnt. Ich habe dieses Vorleseseminar auf der Homepage von Netzwerk Vorlesen (Stiftung Lesen) gefunden und mich kurzfristig dafür angemeldet. Wenn es hier bei uns so etwas nicht gibt, muss man eben auch eine längere Autofahrt auf sich nehmen, was übrigens bei den anderen Teilnehmern nicht der Fall war. Die kamen alle aus der Umgebung von Münster. Aber egal, ich wurde sehr nett in ihrer Mitte aufgenommen und habe mich auf dem Seminar sehr wohl gefühlt – es kann also durchaus sein, dass ich bei einer möglichen Fortsetzung des Seminars den Weg noch einmal auf mich nehmen würde. Das liegt aber natürlich nur zum Teil an den anderen Teilnehmern. Vor allem wurde einem hier wirklich von Daniel Werner und Malin Adler eine wahre Trickkiste zum Vorlesen präsentiert.

Die beiden Referenten haben das Seminar unter sich in zwei Teile geteilt: Zum einen ging es um die Durchführung einer erfolgreichen Vorlesestunde und zum anderen wurde gutes Vorlesen geübt.

Eine Vorlesestunde geprägt durch Rituale

Gerade der Teil, bei dem es um Abläufe, Materialien und Ideen für eine Vorlesestunde ging, hat mich  dazu angeregt mir eigene Vorlesestunden, die ich hoffentlich demnächst u.a. wieder im Kindergarten durchführen werde, auszumalen. Ganz, ganz wichtig sind Rituale und Wiedererkennungsmerkmale. Eigentlich ist einem dies ja klar, denn das ist bei Kindern immer ein wichtiges Thema, aber trotzdem braucht man manchmal einen Anstoß um diesen Grundgedanken in einer Vorlesestunde umzusetzen. Für eine Vorlesestunde kann dies also folgendes bedeuten: Gleichbleibende Grundstruktur, bestimmte Art der Begrüßung, evtl. sogar mit einem Lied, ein Lesetier, welches immer dabei ist und zu dem es vielleicht eine kleine Geschichte gibt, die wiederholt werden kann, der Vorleser trägt ein besonderes Erkennungszeichen (im Falle des Referenten zwei unterschiedlich gefärbte Ringelsocken), Anzünden einer Kerze, ein Glöckchen, das den Start des Vorlesens markiert, Hervorholen der Geheimkiste mit einem kräftigen und unterstützenden „Hau-Ruck“ der Kinder und vieles mehr… Uns wurden einzelne Bücher empfohlen und der Erzählsack, das Bilderbuchkino und das Kamishibai (Erzähltheater) wurden vorgestellt. Nein,  ich werde mir das jetzt nicht alles gleich kaufen, auf wenn es mir in den Fingern juckt, aber dass ein Kamishibai auf meinen Wunschzettel kommt, steht eh schon länger fest.

Wir wurden auch dazu angeregt zu bekannten Melodien eigene „Leselieder“ zu erfinden und diese Idee habe ich zu Hause direkt mal umgesetzt:

Hey Ho, heut‘ wird vorgelesen, von Räubern, Hexen und andren spann’den Wesen. Hört neue Geschichten, hört neue Geschichten. (nach der Melodie von „Hejo, spann den Wagen an)

Mein Kuschelelch darf vielleicht Leseelch werden und es sich beim Vorlesen auf der Geschichtenwolke gemütlich machen und als Wiedererkennungsmerkmal könnte ich beim Lesen meinen „Bücherwurm-Haarreifen“ vom Karnevalskostüm nutzen (wobei der etwas unangenehm am Kopf drückt…). Ihr merkt also, bei mir sprudeln gerade die Ideen. Am liebsten würde ich sofort loslegen. Ja, ich stelle wieder einmal fest, dass Büchern, insbesondere Kinderbüchern und dem Vorlesen meine Leidenschaft gilt.

Das Vorlesen vorbereiten

Auch das Vorlesen üben hat viel Spaß gemacht. Wir haben alle Texte aus dem Buch „Rigo und Rosa“ bekommen, die wir mit bunten Stiften für das Vorlesen vorbereiten sollten. So konnte man durch unterschiedliche Farben sehr schnell die unterschiedlichen Sprecher, also die Maus Rosa und den Leoparden Rigo unterscheiden, so dass man beim Vorlesen auch mal zu den Zuhörern aufschauen konnte ohne direkt den Anschluss im Text zu verlieren. Irgendwie ist man in einer Gruppe Erwachsener dann doch aufgeregter als bei Kindern, aber nachdem sich die erste Aufgeregtheit gelegt hat, hat es wirklich Spaß gemacht. Der Text ist aber auch klasse zum Vorlesen. Es gibt  viele Absätze, die es einem erleichterten Pausen einzuhalten und ruhig vorzulesen. Die Dialoge bringen Leben in den Text und man konnte sich an den unterschiedlichen Figuren ausprobieren. Außerdem sind die Texte einfach schön und humorvoll zugleich.

Ich finde das Buch „Rigo und Rosa“ richtig klasse und ich glaube, so ging es allen Teilnehmern. Allerdings habe ich angemerkt, dass Bücherwürmchen das Buch beim Vorlesen nicht sonderlich interessiert hat. Als ich dann am nächsten Morgen Bücherwürmchen vom Seminar erzählt habe, habe ich ihm auch mein geübtes Lesestück vorgelesen und anschließend haben wir dann gleich das ganze Buch gelesen. Und auf einmal kam der Humor des Buches bei ihm an und er lachte und schmunzelte an verschiedenen Stellen. Wieviel ein halbes Jahr doch manchmal ausmachen kann, gerade was der Sinn für Humor und angedeutete Ironie angeht.

Am Ende des Seminars durften wir uns alle Punkte, die uns wichtig waren, zusammensammeln. Jede einzelne Idee war auf einem Papierstreifen gedruckt, die man sich nehmen und in ein Säckchen stecken konnte, so dass man mit einem ganz individuellen Säckchen voller Ideen und Anregungen nach Hause ging. Ich glaube, ich werde sie mir noch auf Blätter aufkleben, denn wo soll man jetzt wieder ein Säckchen vernünftig unterbringen? Wobei ich das Säckchen selber klasse finde…

Das Seminar lieferte natürlich über das Erwähnte hinaus viele weitere Anregungen. Ich kann jedem nur empfehlen, ein solches Seminar zu besuchen. Es ist sehr bereichernd und ich hoffe nun, dass ich meine neuen Ideen sehr bald in die Praxis umsetzen kann.

12 Gedanken zu „Vorleseseminar: Die Trickkiste für Vorlesepaten

  • Die neuen Bundesländer sind offenbar eine große Vorlesewüste … kein einziges Seminar in weiter Entfernung. Eine kurze Google-Suche hat auch nichts gebracht. Aber gut zu wissen, dass es Regionen gibt, in denen tatsächlich mehr drin ist! Vielen Dank für diesen tollen Beitrag jedenfalls!

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    • Das ist ja schade. Aber ich musste auch erst ein wenig suchen, bis ich was gefunden habe. Es lohnt sich aber auf jeden Fall!

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  • Das Netzwerk Vorlesen kannte ich noch gar nicht und habe gerade ziemlich lange auf der Seite herumgestöbert, gleich ein interessantes Seminar entdeckt und viele Anregungen bekommen. Seite ist abgespeichert 🙂

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  • Traudl Maiwald

    Ich werde demnächst als Lesepatin im Kindergarten vorlesen. Für den Anfang meiner Vorlesestunde hätte ich gerne ein kleines Gedicht zum Einstieg. Ich habe bis jetzt noch nichts Passendes gefunden. Hat vielleicht jemand einen Vorschlag für mich?
    Viele Grüße

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    • Miri

      Suchst du ein Gedicht, das du jedes mal liest/sprichst oder eins für eine bestimmte Vorlesestunde?

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      • Ellen

        Geht sieben Schritte gerade aus… (Kinder zählen lassen)
        im Wald da steht ein Märchenhaus… (Kinder gestalten mit den Händen ein Dach über ihrem Kopf)
        dort hört ihr allerhand Geschichten (Ohren berühren)
        die von guten und schlechten Dingen berichten…
        Viel Spaß beim Ausführen…:-)

        Antwort
  • Ellen

    Geht sieben Schritte gerade aus… (Kinder zählen lassen)
    im Wald da steht ein Märchenhaus… (Kinder gestalten mit den Händen ein Dach über ihrem Kopf)
    dort hört ihr allerhand Geschichten (Ohren berühren)
    die von guten und schlechten Dingen berichten…
    Viel Spaß beim Ausführen…:-)

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