Michel war ein Lausejunge aus nem Dorf in Schweden…
Endlich kommt Bücherwürmchen in ein Alter, in dem ich ihm meine geliebten Astrid Lindgren-Bücher vorlesen kann. Vor kurzem haben wir mein altes, dickes Michel aus Lönneberga-Buch („Immer dieser Michel“) beendet, welches mehrere Michel-Bücher beinhaltet. Und ja, ich finde Michel aus Lönneberga immer noch toll und ich freue mich sehr, dass es Bücherwürmchen genauso geht.
Warum mag ich Michel aus Lönneberga? Weil alles so schön schwedisch ist (rote Holzhäuser etc.), weil Alfred so ein netter Kerl ist, weil ich Astrid Lindgrens Sprachstil mag und natürlich weil Michel so ein aufgewecktes, lebensfrohes Bürschchen ist, welches mir von Grund auf sympathisch ist. Warum mag Bücherwürmchen Michel aus Lönneberga? Weil er so viel Unfug macht! Klar, das gefällt einem Kind und am liebsten würde Bücherwürmchen Michel mit seinem Unfug noch übertrumpfen. Nächstes Karneval möchte er sich als Michel verkleiden und dann im Kindergarten jede Menge Unfug anstellen… Büsse und Müsse dazu haben wir sogar schon und das spitzbübische Aussehen mit wolligem blonden Haar bringt Bücherwürmchen selber mit.
Ja, Michel aus Lönneberga macht viel Unfug, aber er plant keinesfalls so viel anzustellen. Es passiert einfach. Eigentlich ist Michel nur so wie Kinder sein sollen: Neugierig, experimentierfreudig, hilfsbereit, aufgeweckt, spielfreudig etc. Michel steckt einfach voller Ideen, die ausprobiert werden müssen. Dafür, dass dann vieles nicht so endet wie es seinen Eltern, vor allem seinem Vater, gefallen würde, kann er doch nichts. Hm, na gut, er hätte vielleicht ausprobieren sollen, ob die Straußenfedern auf dem Hut von Frau Pastor durch Lichteinfall durch die Lupe brennen und dass es nicht so eine gute Idee ist mit einem Pferd mitten ins Esszimmer des Bürgermeisters zu reiten, könnte man sich eigentlich auch denken. Aber als er seine Schwester Klein-Ida an der Fahnenstange hochzieht, tut er ihr doch nur einen Gefallen, und dass der Vater seinen Fuß genau in die gut platzierte Rattenfalle steckt – dafür kann doch Michel nichts! Er wollte nur die Ratte fangen, die nicht ins Haus gehört. Dem Vater sind die Gründe jedoch egal und Michel landet, wie bei jedem Unfug, mal wieder im Tischlerschuppen. Dort hat er dann wenigstens seine Ruhe und kann ein weiteres Holzmännchen schnitzen.
Ist jemand bei uns frech so heißt es immer mal wieder aus Spaß: „Ab in den Tischlerschuppen!“ Ein kleines rotes Holzspielhaus stünde tatsächlich bereit, aber bis jetzt musste dann doch noch niemand dort Holzmännchen schnitzen.
Aber Michel ist nicht nur ein Lausbub, er ist zudem ein Kind mit dem Herz auf dem rechten Fleck und gerade die Geschichten, in denen er seine Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit zeigt, bringen ihm viele Sympathiepunkte. Auch die jungen Leser sind hier ganz auf Michels Seite, egal ob es um den Weihnachtsschmaus für die Menschen aus dem Armenhaus geht oder um die Rettung Alfreds, der unbedingt bei Schnee und Sturm so schnell wie möglich zum Arzt muss. Hier wird der Atem angehalten und mitgefiebert, dass alles gut geht.
Das Buch „Immer dieser Michel“ beinhaltet die Bücher „Michel in der Suppenschüssel“, „Michel muss mehr Männchen machen“ und „Michel bringt die Welt in Ordnung“. In allen Einzelbänden findet man tolle Geschichten. Für kleinere Kinder bietet es sich an mit „Michel in der Suppenschüssel“ zu beginnen.
Insbesondere die Geschichte mit der Suppenschüssel und die Geschichte, in der Ida an der Fahnenstange hochgezogen wird und Michel aus dem Tischlerschuppen ausbüxt und die Wurst aus der Vorratskammer verspeist, sind recht einfach zu verstehen und dabei harmlos und witzig. Auch die Geschichte, in der Michel dreimal an einem Tag eingesperrt wird da er u.a. die Rattenfalle aufgestellt und dem Vater Teig ins Gesicht gekippt hat, passt ganz gut in diese Reihe. Sie befindet sich allerdings im zweiten Einzelband, der ebenfalls die Weihnachtsgeschichte mit den Menschen aus dem Armenhaus enthält. Diese ist schon auf einem anderen Niveau. Einerseits ist so ein Armenhaus bedrückend und andererseits ist die Geschichte auch etwas spannend, denn im Armenhaus kommandiert die boshafte Maduskan, die nur an sich selbst denkt und den anderen kein Vergnügen gönnt. Jüngere Kinder fürchten sich durchaus vor der Maduskan und davor, dass die armen Menschen, die Michels Gäste sein sollen, von dieser erwischt werden. Doch da ist ja auch noch die Wolfsgrube, ebenfalls ein Detail, das ein wenig Angst einjagen kann, und darin landet natürlich letztendlich diejenige, die es verdient hat: Die Maduskan.
Auch der dritte Einzelband ist ein tolles Buch, allerdings nicht unbedingt schon für die Kleinsten geeignet. In diesem Buch befindet sich die Geschichte, in der Michel, der Hahn und Knirpsschweinchen nichtsahnend vergorene Kirschen essen. Außerdem erfordert die Geschichte rund um Alfreds Blutvergiftung und Michels heldenhafte Rettung einige Nerven. Dahingegen ist die Geschichte, in der der Vater in der Trissebude, dem Plumpsklo, stecken bleibt, sehr spaßig – auch schon für die Jüngeren.
Hat man natürlich das dicke Michel-Buch, so hat man beim Lesen die freie Wahl. Wir haben direkt mal das ganze Buch gelesen, wobei wir Bücherwürmchen bei manch einer Geschichte vorab verraten mussten, dass sie gut endet…
Immer dieser Michel von Astrid Lindgren, illustriert von Björn Berg, Oetinger Verlag, ISBN: 978-3-7891-2946-9, 16,90€
Für richtige Michel-Fans bietet es sich übrigens an, bei einem Schwedenurlaub mal auf Katthult vorbei zu fahren und sich mal selber in den Tischlerschuppen zu setzen.
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