Lesen ist langweilig? Auf keinen Fall!
Was macht ihr lieber am Strand, Bücher lesen oder surfen? Keine leichte Frage? Für Bill aus dem Buch „Ab aufs Brett!“ ist alles klar: Wenn es an den Strand geht, dann wird gesurft. Aber was ist nur mit seinem Freund Fred los? Der möchte unbedingt lesen. Das ist doch soooo langweilig. Bill kann Fred gar nicht verstehen, aber da Fred beim Lesen immer wieder einzelne Kommentare fallen lässt, wird Bill am Ende doch neugierig auf diese spannende und abenteuerliche Geschichte… Als Fred das Buch zur Seite legt und nun Zeit zum Surfen hat – auch daran hat er im Übrigen Spaß, denn Fred ist überhaupt kein Langweiler – schnappt sich Bill das Buch und taucht sofort tief ein in die Geschichte um den Wal, der von einem ganzen Schiff voll Männer gesucht wird…
Ja, Lesen kann unglaublich spannend sein! Das macht diese Geschichte deutlich. Auch dieses Buch selbst hat nichts mit langweiligem Lesen gemein. Hier wird nicht endlos lang etwas erzählt oder beschrieben, sondern es wird ausschließlich der Dialog zwischen Bill und Fred, übrigens zwei Frösche, einer orange und einer grün, wiedergegeben. Umgangssprachlich und in kurzen Sätzen unterhalten sich die beiden, dabei malt sich Fred die Geschichte aus seinem Buch in den wildesten Bildern aus. Dem Dialog merkt man prima an, wie Bill so nach und nach neugierig gemacht wird. Erst hat er fürs Lesen gar nichts übrig. Er möchte Surfen, warum soll man seine Zeit mit so etwas langweiligem wie Lesen vergeuden? Aber was erzählt Fred denn da? Das muss er doch genauer wissen. Das klingt ja richtig spannend. Och Menno, Fred möchte nicht verraten, ob sie den Wal erwischt haben. Na gut, dann wird jetzt selbst gelesen!
Allerdings ist der Dialog, der im Übrigen auch nicht langweilig und in geraden Linien gesetzt ist, sondern durch Schriftgröße, gerundete Schriftzüge etc. die Aussagen unterstreicht, gar nicht so einfach vorzulesen. Da muss man sich ein bisschen reinfuchsen, aber dann geht es. Hilfreich für das Verständnis ist, dass die Sprechanteile vom grünen Frosch in grün geschrieben sind, während der orange Frosch dementsprechend mit oranger Schrift dargestellt wird.
Die Bilder zeigen auf, wie sehr man in einer Geschichte aufgehen kann. Man fiebert mit, man erlebt das Gelesene selber und bekommt nichts anderes mehr mit. Im und mit dem Buch entsteht eine neue Welt, von der man nur Teil werden kann, wenn man selber zum Buch greift. Schön auch zu sehen, wie begeistert Bill am Ende hinter dem Buch sitzt.
Ein schönes Buch, welches im rasanten Tempo vom erfüllenden Gefühl des Lesens erzählt. Ein Plädoyer fürs Buch und fürs Lesen.
Und was macht ihr das nächste Mal am Strand? Also für mich gilt auch: Erst muss das Buch beendet sein und dann können gerne andere spaßige Aktionen gestartet werden. Naja, zumindest galt dieses Motto bevor die Kinder da waren…
Ab aufs Brett! Von Kwame Alexander und Daniel Miyares, übersetzt von Anna Schaub, NordSüd Verlag, ISBN: 978-3-314-10329-2, 14,99€