Erst 127 Jahre alt, aber trotzdem eine richtige Hexe
Seit einem halben Jahr etwa lesen wir Bücherwürmchen nun ganz fleißig die ersten Bücher, die man nicht mehr zu den Bilderbüchern zählt, vor. Dabei kommen zur Zeit vor allem alte Kinderbuchklassiker zum Zuge. Nachdem wir mit dem Räuber Hotzenplotz, den Bücherwürmchen über alles liebt, angefangen haben, folgten nun so langsam die anderen Bücher von Otfried Preußler: Der kleine Wassermann, das kleine Gespenst und nun eben die kleine Hexe. Die zwei letztgenannten haben wir uns aus der Bücherei ausgeliehen und Bücherwürmchen hat dann zu Hause immer ganz begeistert dem Papa von unserer neuen Ausleihe berichtet. Ja, er freute sich schon richtig auf diese Bücher. Aber sie gruseln ihn gleichzeitig auch immer ein wenig. Allein dass die kleine Hexe am Freitag hext, obwohl dies doch den Hexen verboten ist, war für ihn aufregend genug, um unruhig durchs Zimmer zu laufen. Ich habe mich übrigens auch sehr gefreut, dass wir diese Bücher nun gemeinsam lesen, denn ehrlich gesagt, konnte ich mich an die kleine Hexe auch gar nicht mehr so richtig erinnern. Vermutlich habe ich ebenfalls bei der Hälfte der Geschichte unter einem schützenden Kissen gelegen… Dabei ist das Buch gar nicht so gruselig, aber die bösen Hexen wirken auf Kinder natürlich schnell furchteinflößend wie das Thema Hexen selbst vermutlich auch. Sowohl Bücherwürmchen, der immer sehr mit einer Figur mitfiebert, als auch ich waren am Ende des Buches regelrecht empört darüber, dass die kleine Hexe für ihre guten Taten verurteilt wird. Denn gerade für ihr gutes Herz liebt man die kleine Hexe doch. Ja, die kleine Hexe, die sich so sehr bemüht eine gute Hexe zu werden um an der Walpurgisnacht teilnehmen zu dürfen, ist einem sehr sympathisch. Sie hilft den Armen und Schwachen und ist dabei dennoch nicht langweilig, sondern immer wieder für einen kleinen Schabernack zu haben. Sie hilft auch nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern erteilt auf humorvolle Art und Weise ihre Lektionen. Es macht einfach viel Spaß dieses Buch zu lesen und auch nach der Lektüre haben wir uns noch gerne mit den Charakteren aus dem Buch beschäftigt. Bücherwürmchen und ich haben den Raben Abraxas sowie die kleine Hexe gebastelt.
Allerdings fand Bücherwürmchen dann, dass die Hexe so hässlich aussähe, dass es nur die Muhme Rumpumpel sein könnte. Die gemeine Muhme Rumpumpel hat ordentlich Eindruck auf ihn gemacht, was meines Erachtens nicht nur an ihrem Verhalten liegt, sondern auch an ihrem Namen in Kombination mit dem alten Wort „Muhme“, welches heute nicht mehr gebräuchlich ist und somit für Bücherwürmchen besonders spannend klingt.
„Die kleine Hexe“ ist ein toller Kinderbuchklassiker. Otfried Preußler kann einfach sehr gut und mit der richtigen Prise Humor und Spannung erzählen. Hinzu kommt das diese Hexengeschichte alle klassischen Zutaten enthält: Böse Hexen, Raben, Walpurgisnacht, Blocksberg, Hexenbesen… Herrlich! Und natürlich geht dann am Ende doch noch alles gut aus – so wie es sich für ein Kinderbuch eben gehört!
Die kleine Hexe von Otfried Preußler, Illustrationen von Winnie Gebhardt-Gayler, Thienemann Verlag, ISBN: 978-3-522-10580-4, 11,99€
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