Wie würde die Weihnachtsgeschichte ohne Menschlichkeit ausgehen?
Die Weihnachtsgeschichte ist wohl den meisten bekannt. Auch wenn sie Jahr für Jahr wieder erzählt wird, lässt man sich von ihr immer wieder berühren. Es ist eine schöne Geschichte, die gut endet und die für das Christentum eine große Bedeutung hat. Was aber wäre, wenn das Ende ein wenig umgeschrieben werden würde, wenn die Geschichte anders ausginge? Das wäre erst einmal sehr irritierend. Stellt euch vor, wie empört der eine oder andere reagieren würde, wenn im Weihnachtsgottesdienst die Geschichte anders vorgelesen werden würde. Dem einen oder anderen würde es sicherlich nicht gefallen, wenn man diese biblische Geschichte drastisch ändern würde, aber eine große Wirkung würde man so bestimmt erreichen. Oft öffnet man nur auf eine solche Art und Weise die Augen (und hoffentlich auch die Herzen) der Menschen. Eine gute Vorlage bietet das heute erscheinende Buch „Die Weihnachtsgeschichte?“. Allein das Fragezeichen im Titel lässt aufmerken. Warum wird diese Geschichte in Frage gestellt? Was wird hier wohl erzählt? Alles geht wie bekannt los. Beinahe das ganze Buch hält sich an die biblischen Fassungen. In Worten und mit tollen, atmosphärischen Bildern, die wie Tonpapier-Collagen aussehen, wird die bekannte Geschichte erzählt: Die Reise nach Bethlehem, die erfolglose Herbergssuche, die Unterkunft im Stall, die Hirten, die als erstes von dem Kind erfahren, die Heiligen Drei Könige, die sich mit kostbaren Geschenken auf den Weg machen, Herodes, dem dies alles gar nicht gefällt und der das Kind töten lassen will. Josef und Maria fliehen mit Jesus. Aber nun kommt das Ende, das einen aufschrecken lässt. Weit kommen Josef und Maria nicht, denn an der Grenze stehen Menschen, die sie nicht weiter lassen, die kein Interesse am Problem der heiligen Familie haben. Josef, Maria und Jesus müssen in großer Angst um ihr Leben umkehren. Sie finden keinen Schutz vor den Soldaten des Königs. „Und die Nacht wurde dunkel und kalt“ sowie auch die entsprechende Bilderbuchseite in dem Buch.
Ja, das berührt und wirft unweigerlich die Frage auf, was dann aus Jesus und seinem Wirken auf Erden geworden wäre. Gäbe es dann überhaupt das Christentum? Was ist mit Ostern und der Vergebung der Sünden? Das lässt einen nachdenken und zeigt einem noch einmal wieder auf, wie wichtig Nächstenliebe und Menschlichkeit, die wahren Botschaften von Weihnachten, sind. Nicht nur zur Weihnachtszeit sollte man an andere denken. Menschlichkeit ist täglich wichtig, für viele Menschen sogar überlebenswichtig. Lasst uns daran denken, wenn viele Menschen auf der Flucht sind und einen sicheren Ort suchen. Lasst uns Weihnachten daran denken, aber auch an jedem anderen Tag und lasst uns nicht nur daran denken, sondern auch dementsprechend handeln.
Die Weihnachtsgeschichte? von Tobias Holland, Timm Weber, Andreas Brunsch, mit Illustrationen von Daniel Ernle, Christina Ernle und Corinna Becher, Baumhaus Verlag, ISBN: 978-3-8339-0403-5, 12,99€
Ein toller Artikel. Das Buch werde ich mircauf jeden Fall zulegen. Ich arbeite selber mit Flüchtlingen von klein bis groß. Wenn man sie nicht abweist, sondern Menschlichkeit entgegenbringt, bekommt man soooo viel zurück.