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Schöne Geschichten mit dem sympathischen Nicki

Letztes Jahr habe ich euch hier auf dem Blog das Buch „Nicki“ vorgestellt. Zu dem Zeitpunkt war das Buch leider nicht mehr neu erhältlich, was sich zum Glück geändert hat. Seit Anfang des Jahres gibt es eine neue Auflage dieses schönen Buches. Und mindestens genauso toll ist es, dass in diesem Jahr noch weitere Nicki-Bücher auf Deutsch erschienen sind.
Während Nicki im gleichnamigen Buch erkennt, dass Unterschiede nicht schlimm sind, muss er in „Nicki und Mia“ lernen, dass auch gute Freunde manchmal Zeit für sich brauchen, und in „Nicki der Ritter“ führt die Fantasie Nicki und den Leser in eine andere Welt.
Nicki und Mia: Nicki kümmert sich gut um die Hühner, vor allem natürlich aber um Mia, denn sie ist nicht nur sein Lieblingshuhn, die beiden sind richtig gute Freunde. Gemeinsam sitzen sie häufig auf ihrem Lieblingsplatz. Doch eines Tages kann Nicki Mia zunächst nicht finden und als er sie dann hinten im Garten entdeckt, will sie sich gar nicht von ihm hochheben lassen. Nicki versteht die Welt nicht mehr. Als er aber erfährt, dass sie dort sitzt, um Eier auszubrüten und ihre Ruhe braucht, kümmert er sich wieder ganz lieb um sie und ist am Ende genauso stolz auf die kleinen Küken wie Mia selbst.
Die Geschichte ist sehr rührend erzählt und man kann sich gut in das Kaninchen Nicki hineinversetzen. Auf einmal spielt die Freundin nicht mehr mit ihm wie sonst. Was soll das? Das ist natürlich sehr schwer zu verstehen. Es gibt aber einen Grund dafür und sobald Nicki diesen verstanden hat, kann er seine eigenen Interessen zurückstellen und sich als besonders guter Freund beweisen. Auch bei Kindern kommt es immer wieder dazu, dass die beste Freundin, der beste Freund mal keine Zeit oder Lust zum Spielen haben, was einen dann durchaus sehr traurig machen kann, aber auch das muss man in einer Freundschaft akzeptieren. Der Verlauf der Geschichte von Nicki und Mia lässt sich allerdings nur schwer auf den Alltag der Kinder übertragen, da es sich um ein Vorkommnis (die kommende Ankunft vom Nachwuchs) handelt, die es so bei Kinderfreundschaften nicht gibt. Hier gibt es eher eine Parallele zu der schwangeren Mutter, die sich vielleicht mal schonen muss und deshalb eine Weile nicht mehr so wild mit dem Kind herumtoben kann. So ganz passt diese Geschichte also nicht zum Erleben von Kindern, aber dennoch ist sie schön und sie thematisiert durchaus verständlich, dass man manchmal auf andere Rücksicht nehmen muss.

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Nicki der Ritter: Mit Nicki dem Ritter können sich Kinder gut identifizieren, denn Fantasie und Rollenspiele gehören zum Spiel der Kinder dazu. Zumindest Bücherwürmchen verwandelt sich fast täglich in einen Ritter, einen Feuerwehrmann, einen Polizisten oder ähnliches. Dieses Spiel ist Kindern nur allzu bekannt. Natürlich passiert in Nickis Vorstellung alles in Wirklichkeit. Unter der alten Eiche wird er zu einem tapferen Ritter, der mutig gegen die feuerspuckenden Drachen kämpft und Burgfräulein Annabelle süße Möhren serviert. Das Spiel geht auch weiter, als Nicki aus seinem Traum zurück in die Wirklichkeit kehrt. Er rettet Anna, Burgfräulein Annabelle, vor dem spielenden Nachbarshund, dem bösen Drachen, und schon klettern sie auf zwei Holzstöcke, ihre Rösser.
Fantasie, Wirklichkeit und Spiel werden hier toll miteinander verknüpft, wobei der Wechsel zwischen Traum und Wirklichkeit gut durch das Augen schließen an der alten Eiche markiert wird. Dennoch werden kleinere Kinder einen Moment brauchen um diesen Wechsel nachvollziehen zu können, denn thematisiert wird er letztendlich nicht, (was auch gut so ist, denn dies würde den Fluss der Geschichte stören.)

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Die Geschichten verlaufen letztendlich recht ruhig. Pro Seite gibt es wenig Text, dem die Kinder folgen müssen, aber dennoch wird eine Geschichte mit ordentlichem Inhalt erzählt. Die Bilder zeigen in erster Linie das Geschehen um Nicki herum. Nicki und die Figuren, mit denen er agiert, sind groß zu sehen, während es kaum Landschaft und kleinere Details gibt. So wird der Blick auf das Wesentliche gelenkt und die Kinder können Nicki, der sympathischen Hauptfigur, gut von Seite zu Seite folgen. Nicki ist ein knuddeliges, liebes Kaninchen, welches meist fröhlich lacht und dessen Mimik sich nur selten ändert. Die Enttäuschung darüber, dass Mia nicht da ist, ist ihm somit umso deutlicher anzusehen, auch wenn sie nur durch einen nach unten zeigenden Mund, der sonst immer nach oben zeigt, angedeutet wird. Als Ritter kommen dann noch ein, zwei andere Ausdrücke hinzu, aber meistens ist Nicki einfach ein fröhliches, lachendes Kaninchen in gelber Hosenträgerhose.
Besonders gut an den Nicki-Geschichten gefällt mir, dass sie sich nicht eindeutig an ein Geschlecht wenden. Nicki ist zwar ein Junge, aber er ist beispielsweise mit Mia befreundet, und selbst das typische Jungenthema Ritter wird hier gut für beide Geschlechter aufbereitet. So kämpft Nicki nicht nur gegen wilde Drachen, sondern empfängt auch ein Burgfräulein und es wird gemeinsam gegessen. Das Ritterspiel in der Wirklichkeit führt er ebenfalls mit einem Mädchen durch. In einer Zeit, in der es Wundertüten speziell für Mädchen und Jungen gibt und selbst Kleinkinderklamotten in Geschäften eindeutig Mädchen oder Jungen zugeordnet werden, in der Prinzessin Lilllifee und Käpt’n Sharky nicht nur Bücherregale bevölkern, sondern auch Taschen und Freundschaftsbücher von Kindern des jeweiligen Geschlechts zieren, ist es sehr angenehm mal ein Buch vor sich zu haben, das nicht auf ein Geschlecht abzielt. Gut, dass es Nicki wieder gibt!

Nicki und Mia von Guido van Genechten, übersetzt von Meike Blatnik, Annette Betz Verlag 2015, ISBN: 978-3-219-11633-5, 12,95€
Nicki der Ritter von Guido van Genechten, übersetzt von Meike Blatnik Annette Betz Verlag 2015, ISBN: 978-3-219-11666-3, 12,95€

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