Überall auf der Welt gibt es viele Abenteuer zu erleben
Durch das Buch „Kleine Hausgeister“ habe ich vor einiger Zeit den Verlag Kleine Gestalten kennen gelernt. Das Buch und die Idee, die dahinter steckt, haben mir direkt gefallen, aber erst jetzt habe ich durch das Frühjahrsprogramm das ganze Potential des Verlags entdeckt. Der Verlag und natürlich vor allem seine Bücher vermögen es, mich richtig zu begeistern. Die Bücher machen den Eindruck, dass sie sorgfältig und liebevoll gestaltet und hergestellt wurden, wobei sie durch ihre Bilder und ihre Aufmachung ein wenig aus dem Rahmen der Masse fallen. Dies geschieht in genau dem Maße, dass es zwar auffällt, aber nicht abschreckt, sondern neugierig macht. Und diese Neugier ist bei mir in Begeisterung umgeschlagen, zumindest bei dem Buch, welches ich euch heute vorstellen möchte: „Der Atlas der Abenteuer“. In diesem Atlas sieht man allerdings nicht in erster Linie die Umrisse von Ländern, auf denen man Symbole findet, die die Länder in ihren Besonderheiten vorstellen. Nein, hier werden einzelne Abenteuer vorgestellt, die man in ausgewählten Ländern erleben kann. Eine kleine Übersicht gibt es aber auch. Jeder Kontinent ist mit all seinen Ländern auf einer Doppelseite zu sehen. In einigen Ländern sieht man dort Bilder von Abenteuern, die einem in dem jeweiligen Land erwarten, z.B. deutet das Kanu in Schweden eine spannende Kanufahrt an, auf Sizilien kann man einen Vulkan bestaunen und vielleicht wag man sich ja sogar zu Draculas Schloss in Rumänien. Diese Übersichtsseiten findet Bücherwürmchen allerdings langweilig. Er möchte sich lieber mit den einzelnen Abenteuern ausführlich beschäftigen. Mir gefallen die Übersichten eigentlich ganz gut. Einerseits sieht man, was einen auf den nächsten Seiten erwartet (ein Hinweis in Form von Seitenzahlen wäre vielleicht hilfreich) und andererseits entdeckt man hier auch ein paar Abenteuer aus Ländern, die in dem Buch ansonsten nicht näher behandelt werden. Nicht aus jedem Land werden Besonderheiten vorgestellt. Klar, es ist schade, wenn gerade das Lieblingsland außer dem Landesnamen in dem Buch nicht erwähnt wird, aber auf diese Weise bleiben die Seiten letztendlich übersichtlich und werden nicht überladen.
So, nun aber zu dem Schwerpunkt des Buches: Die einzelnen Abenteuer, die man überall auf der Welt erleben kann. Und das wurde meines Erachtens wirklich toll gemacht!
Die Autoren haben sich einzelne Länder herausgepickt und stellen zu diesen Ländern jeweils eine Besonderheit vor, z.B. eine Sportveranstaltung, ein Naturereignis, eine Feierlichkeit oder ähnliches, also ein Abenteuer, welches man dort erleben kann. Sie laden einen dazu ein vom London Eye aus, sich die britische Hauptstadt anzuschauen, entspannt die Pferdeparade in Spanien auf der Feria del Caballo an sich vorbeiziehen zu lassen, mit dem Aquarell-Zug die Moskauer U-Bahn-Landschaft zu erkunden, sich von den Sambarhythmen beim Karneval in Rio de Janeiro hinreißen zu lassen und in ein Meer von Kirschblüten in Südkorea einzutauchen. Überall erwarten einen spannende Abenteuer, von denen man teilweise noch gar nichts gehört hat. Allerdings werden nicht alleine die Abenteuer vorgestellt. Geschickt bringen die Autoren einige landesspezifische bzw. ortsspezifische Informationen auf der Doppelseite, die sich einem Ereignis widmet, mit ein. Man erfährt so z.B. einiges über das Nordlicht in Finnland, aber auch die Tierwelt Lapplands findet hier Erwähnung. Diese Mischung aus spezielleren und allgemeineren Informationen finde ich sehr gut gemacht und sie kommt auch Kindern entgegen. Sie können ein konkretes Abenteuer entdecken und darüber hinaus so nach und nach bei Interesse mehr erfahren.
Ich gucke mir ja grundsätzlich gerne Kinderatlanten und Kinderbücher, in denen man Informationen zu anderen Ländern bekommt, an. Allerdings musste ich auch feststellen, dass Bücherwürmchens Interesse daran eher mäßig ist. Den Atlas der Abenteuer schaut er sich jedoch richtig gerne an, was mich zunächst etwas überraschte. Aber eigentlich ist es klar. Hier werden spannende, exotische Sachen vorgestellt, die Kinder reizen. Hier kann man staunen und andere Länder und Kulturen entdecken. Es werden nicht nur abstrakte Fakten genannt, mit denen Kinder nur wenig anfangen können, sondern es wird von einer konkreten, interessanten Sache ausgegangen. Das macht richtig viel Spaß und man bekommt Lust darauf, so manches wirklich mal zu erleben.
Bücherwürmchen reizt zum Beispiel das Holi-Fest in Indien, bei dem man sich mit Farbballons bewirft, während ihm eine Kanu-Safari auf dem Sambesi eher nicht so geheuer ist. Er hat sich gemerkt, dass man viele Tage braucht um alle Kunstwerke im Louvre zu sehen, ihn interessiert, dass Venedig im Mittelalter eine bedeutende Stadt war und natürlich möchte er wissen, warum das „Tote Meer“ diesen Namen trägt.
Wer sich nicht von selbst, so wie wir, stundenlang mit den einzelnen Seiten auseinandersetzt, kann sich den Suchaufgaben widmen oder überall nach den zwei Abenteurer (warum haben die eigentlich keine Namen?) Ausschau halten.
Die Bilder sind recht einfach gehalten, insbesondere was die Figuren angeht, die etwas steif wirken, aber dennoch vermitteln die Bilder viel Atmosphäre und man kann einiges entdecken. Durch das große Buchformat, welches typisch für einen Atlas ist, bekommt man schöne große doppelseitige Bilder voller Figuren, Tiere und allem was zu der Szene eben dazu gehört.
Insgesamt kann ich dieses Buch nur empfehlen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass man mit diesem Buch viel Zeit verbringen kann. Und besonders schön ist, dass sowohl Bücherwürmchen als auch ich viel Spaß daran haben und wir beide dabei auch so einiges lernen.
Der Atlas der Abenteuer von Lucy Letherland (Illustrationen) und Rachel Williams (Texte), übersetzt von Elvira Willems, Kleine Gestalten 2015, ISBN: 978-3-89955-742-8, 29,90€
Laut Verlag ab 6 Jahren, meines Erachtens eignet es sich bereits für Kinder ab 4/5 Jahren.