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Wie man Kinder in den Bann einer Geschichte ziehen kann

Vorhin bin ich mal wieder vom Vorlesen aus dem Kindergarten wiedergekommen. So langsam wird das eine regelmäßige Veranstaltung – sehr schön! Heute waren dann wieder die „Kleinen“ dran (3-4-Jährige), allerdings waren es dieses Mal mehr Kinder als die letzten Male, da noch Kinder aus einer weiteren Gruppe dazugekommen sind. Hui, das war schon eine ganz schöne Menge, aber letztendlich hat es dann doch genauso gut geklappt wie die letzten Male und die Kinder haben interessiert zugehört. Ich lerne aber auch von Mal zu Mal ein bisschen dazu. Man denkt ja, man könne vorlesen und eigentlich bin ich auch davon überzeugt, dass ich dies recht gut mache, aber in einer Gruppe ist das doch wieder etwas anderes und man muss auf andere Dinge achten, als wenn man auf dem Sofa seinem eigenen Kind vorliest. Und es ist auch wieder etwas anderes, ob man Grundschulkinder oder Kindergartenkinder in den Bann eines Buches ziehen möchte.
Was habe ich bisher für mich herausgefunden?

  • Klar, das Thema muss erst einmal stimmen. Das Buch muss die Kinder ansprechen und am besten ist es, wenn es für den einen oder anderen Lacher sorgt.
  • Die Kinder müssen beim oder kurz nach dem Lesen einer Sequenz Bilder zum Anschauen haben.
  • Man muss natürlich lebendig und abwechslungsreich vorlesen.
  • Es ist nicht schlecht, wenn Kinder an der einen oder anderen Stelle Wiederholungen in einer Geschichte mitsprechen können und man sollte die Kinder beim Vorlesen mit Fragen oder Such- und Höraufträgen mit einbeziehen. Allerdings darf man auch nicht zu viele Fragen stellen, denn dann kommt in der Gruppe doch schnell wieder Unruhe auf. Die Geschichte darf nicht zu sehr unterbrochen werden, einfacher ist es, wenn man kurze Fragen stellt, die die Aufmerksamkeit der Kinder auf das Geschehen im Buch lenkt. Geht man zu sehr von dem Buch weg und lässt die Kinder von eigenen Erfahrungen berichten, möchten die Kinder alle auf einmal etwas sagen und kommen „von Höcksken auf Stöcksken“, während andere Kinder sich in dieser Zeit schon wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Je kleiner die Gruppe ist, desto eher kann man mit den Kindern richtig in ein Gespräch kommen.

Heute habe ich zwei Bücher vorgelesen, welche beide gut ankamen: „Weggepustet“ (eine ausführliche Vorstellung des Buches erfolgt in den nächsten Tagen) und „Lullemu, wer bist du?
Die Pinguine und die anderen Tiere, die mit dem Drachen in die Luft abheben, finden Kinder einfach lustig. An einigen Stellen konnten sie gut überlegen, wer denn so alles im Dschungel wohnt, wie die Tiere von der Insel zurückkommen und welches Tier gut pusten kann. So waren die Kinder schnell in die Geschichte und ihren Verlauf mit einbezogen. Hier gibt die Geschichte, die gereimt erzählt wird, selbst einzelne Fragen vor, die die Kinder dazu animiert sich die Bilder genau anzuschauen, auf denen eigentlich gar nicht so viel zu sehen ist, die aber dennoch viel erzählen.

978-3-257-01179-1

Anschließend ging es dann mit „Lullemu“ auf Freundschaftssuche. Die Kinder hatten Spaß an Lullemus Verkleidungen und Versuche, den anderen Tieren zu ähneln, um ihr Freund zu werden. Eigentlich würde sich dieses Buch gut zu Gesprächen über Freundschaft anbieten bzw. drängt sich die Frage, ob man denn gleich sein muss, um miteinander befreundet zu sein, auf, aber in diesem Fall habe ich es einfach beim Vorlesen dieses Buches belassen. Wir sind nicht tiefer in diese Thematik eingedrungen, sondern haben uns einfach an den Verkleidungen Lullemus sowie an dem glücklichen Ende erfreut.
Zwischendurch waren ein, zwei Kinder ein bisschen unruhig, aber insgesamt waren die Kinder sehr aufmerksam und mit Bücherwürmchen hat es dieses Mal auch gut geklappt. Das Vorlesen war wieder eine gelungene Aktion und ich hoffe, dass auch die Kinder wieder viel Spaß an den Geschichten hatten. Eine Mutter hatte mir jedenfalls nach dem vorherigen Vorlesen erzählt, dass ihr Kind zu Hause gesagt hätte, dass Bücherwürmchens Mutter richtig gut lesen könne!
Neulich habe ich aber tatsächlich jemandem zugehört, der es richtig gut schafft, Kinder in seinen Bann zu ziehen: Helmut Meier! Innerhalb der Kindertheaterreihe in unserer Region war Helmut Meier in unserem Ort mit seinem Programm „Berti, der Detektiv“ zu Gast. Wow, der kann wirklich toll erzählen! Die Kinder auf den Bänken haben ihm eine Stunde lang zugehört, wobei ich dazu sagen muss, dass sie zwischendurch auch selbst aktiv werden durften. Helmut Meier hat ihnen eine Geschichte mitgebracht und eigentlich war es noch nicht einmal eine richtige Geschichte, sondern er hat nur ein wenig von vier Freunden erzählt, vier Freunde, die sich ausgetauscht und von ihren Berufswünschen gesprochen haben. John wollte Astronaut werden, aber auch Berti hat einen besonderen Traumberuf: Er möchte Detektiv werden und da muss man so einiges können: Man muss Rätsel lösen können und vorsichtig sein, Geheimsprachen und Englisch sprechen. Die kleinen Zuhörer wurden mit vielen Fragen, aber vor allem durch die Lieder, die die gesamte Geschichte begleiteten, mit einbezogen. Bei den Liedern wurde dann mit geklatscht, es wurden Bewegungen gemacht, die den Text ersetzten und sogar auf der Bühne durften die Kinder als Tiere mitmachen. Alle Kinder waren begeistert bei der Sache und man konnte darüber staunen, wie toll Kinder einer einfachen Geschichte folgen können und wie sehr ein einziger Mann auf der Bühne allein mit einer Gitarre als Requisit Kinder in den Bann ziehen kann. Da kann man selbst noch einiges lernen, aber es macht auch Lust darauf weiterhin Kindern zu erzählen, vorzulesen und mit ihnen zusammen Geschichten zu erleben.
Die CD von „Berti, der Detektiv“ mussten wir dann am Ende der Vorstellung natürlich kaufen und wir hören sie nun gerne zu Hause, so dass wir auch noch eine Erinnerung an das tolle Programm haben, die Live-Aktion ersetzt sie aber nicht.

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Weggepustet von Rob Biddulph, Diogenes, ISBN: 978-3-257-01179-1, 16,90€
Lullemu, wer bist du? von Kerstin Schoene und Nina Gunetsreiner, Coppenrath, ISBN: 978-3-649-61247-6, 12,95€
Berti, der Detektiv (Audio-CD) von Helmut Meier, Verlag Gefühl + Stärke, ISBN: 978-3-933-59606-2, 12,70€ (Bestellbar im Buchhandel oder auf der Internetseite von Helmut Meier)

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