Was die Alten den Jungen erzählen können
Mein Blog heißt „Geschichtenwolke – Kinderbuchblog“. Klar also, dass ich hier in erster Linie über Kinderbücher schreibe, aber Geschichten stecken nicht nur in Büchern. Lieder erzählen oft Geschichten, aber auch das Leben und die Menschen selbst.
Heute Nachmittag war ich mit meinem Sohn bei einem Erzählnachmittag „Alt für Jung“. Hier haben ältere Menschen den jungen Zuhörern von Weihnachten früher erzählt und das ist oft spannender als ein Buch. Viele Menschen haben Weihnachten als Kind noch in der Zeit erlebt, als Krieg herrschte. Sie waren teilweise nicht an ihrem Heimatort, lebten in der Fremde, hatten kein Eigentum und waren auf das Wohlwollen anderer Menschen angewiesen. Es gab kaum Weihnachtsdeko, keinen Adventskalender und selbst am Weihnachtsabend hieß es beim Besuch des Gottesdienstes, dass das Christkind bestimmt nicht kommen würde, denn hier in der Fremde könne es einen ja nicht finden. Wie unvorstellbar gro0 musste dann die Freude gewesen sein, als im Haus dann doch ein kleines Tännchen stand, Menschen ein Weihnachtslied sangen und die Kinder sogar kleine Geschenke bekamen, Geschenke, an die sie sich noch bis heute mit großer Freude erinnern können.
Solche Geschichten sind es wert erinnert und erzählt zu werden. Sie helfen dabei, einander besser zu verstehen, andere Lebenssituationen kennen zu lernen, Generationen zu verbinden und sie geben Erlebtes und Erfahrungen weiter. Auf diese Weise können auch wir und unsere Kinder von dem profitieren, was andere erlebt haben. Uns wird noch einmal bewusst, was für ein gutes Leben wir haben und die Freude über Weihnachten mit all dem, was für uns dazugehört, bekommt noch einmal einen neuen Stellenwert. Andererseits frage ich mich, ob wir uns bei all dem Überfluss, in dem wir leben, überhaupt noch richtig freuen können. Was bedeuten uns denn die Geschenke, die wir zu Weihnachten bekommen? An welche können wir uns Jahre später noch erinnern? An die, die mit viel Liebe verschenkt wurden und an die, die endlich Herzenswünsche erfüllt haben, nicht an die vielen Kleinigkeiten, die den Geschenkeberg nur anhäufen lassen, und auch nicht an die, die einfach nur Unmengen an Geld gekostet haben…
Bücherwürmchen war übrigens sehr beeindruckt davon, dass die Menschen aus ihrer Heimat mussten, weil dort geschossen wurde, dass sie kein Geld und keine Weihnachtsdeko hatten. Und er war erleichtert, dass sie zumindest einen Baum hatten. So ganz hat er das alles noch nicht verstanden, aber es beschäftigt ihn schon und er hat heute Abend so einige seiner berühmten „Waruum?“-Fragen gestellt…
Mein Aufruf an euch alle: Erinnert euch, erzählt Geschichten aus eurem Leben und hört euch die Geschichten anderer Menschen an, denn das Leben erzählt oft die besten Geschichten!