Lesungen mit dem eigenen Buch
Mir macht das Schreiben von Kinderbüchern sehr viel Freude, aber wisst ihr, worauf ich mich bereits beim Schreiben meines Buches „Abenteuer zwischen Nordeifel und Aachen“ gefreut habe? Auf die Lesungen! Ich lese Kindern unheimlich gerne vor und das eigene Buch vorzulesen ist dann natürlich noch einmal etwas ganz besonderes.
Meine ersten Lesungen habe ich nun hinter mir und die nächsten stehen auch bereits an. Wichtig ist es mir, beim Lesen die Kinder ein bisschen mit einzubeziehen und natürlich möchte ich, dass sie neugierig zu hören. Dazu überlege ich mir immer ein paar Sachen und bisher lief auch jede Lesung ein bisschen anders ab.
Es ist gar nicht so einfach passende Stellen aus dem Buch heraus zu suchen. Man kann nicht einfach nur vorne anfangen und so weit lesen wie man kommt. Man kann aber auch keine Stellen aus dem hinteren Teil aussuchen, die zu viel verraten.
Ich starte immer mit dem Anfang des Buches bzw. unterhalte ich mich zunächst ein bisschen mit den Kindern. Auf einem Tisch neben mir stehen Köfferchen, Playmobilfigürchen und ein paar Bauernhoftiere – mein Einstieg zum Thema Urlaub auf dem Bauernhof. Als erstes dürfen mir aber die Kinder erzählen, wo sie gerne Urlaub machen. Dann erzähle ich ihnen von Lilly und Nikolas die tatsächlich dort Urlaub machen, wo die Kinder wohnen – in der Nordeifel! Dort verbringen sie einen Urlaub auf dem Bauernhof. Dann beginne ich zu lesen. Die Kinder sollen dabei versuchen, der Straße, auf der die Familie in die Eifel kommt, innerlich zu folgen. Vielleicht erkennen sie sie ja wieder!
So lese ich dann einzelne Teile aus dem Buch, zeige mal ein Bild, erzähle ein bisschen weiter. Zwischendurch stelle ich den Kindern immer mal wieder Fragen und sie können mit überlegen, worum es geht. Welches Tier fühlt sich zum Beispiel im Hohen Venn, also in einer Moorlandschaft wohl? Da kommen die abenteuerlichsten Antworten, aber ab und zu fällt einem Kind auch die gesuchte Antwort ein: Der Biber. Den habe ich dann auch noch als Kuscheltier dabei. Oder ein Kind darf nach vorne kommen und im Buch die Blätter des Siebensterns zählen.
Besonders spannend wird es, wenn ich mein Kamishibai, mein Erzähltheater, öffne. Darin verbirgt sich ein Blatt auf dem das Hohe Venn links als Foto und rechts als Illustration zu sehen ist. Da staunen die Kinder immer sehr. Ich erzähle ihnen, dass ich mir leider nur Geschichten ausdenken, aber nicht so gut malen kann, und dass deswegen Sabrina Pohle die Bilder gemacht hat. Als Vorlage dienten ihr Fotos. Einzelne Kinder überlegten auch, ob ich sie zu mir eingeladen und ihr die Ausflugsziele gezeigt habe.
Ein Höhepunkt der Lesungen ist auch immer der rätselhafte Brief aus der Geschichte. Denn ich kann den Kindern tatsächlich ein kleines Blechdöschen mit Brief drin zeigen. Das kommt natürlich auch bei jeder Lesung vor.
Ich richte mich beim Lesen sowohl nach dem Alter der Zuhörer als auch nach Themen, die vielleicht gerade in der Schule behandelt werden. Diese Kriterien spielen bei der Auswahl der Kapitel eine Rolle. Wenn in einer dritten Klasse gerade das Thema Monschau auf dem Stundenplan steht, lese ich natürlich etwas aus diesem Kapitel vor. Genauso habe ich es genutzt, dass in den dritten Klassen, in denen ich vorgelesen habe, gerade Antolin bei den Kindern hoch im Kurs steht. Ich habe ihnen also angekündigt, dass sie, wenn sie aufmerksam zuhören, bereits die ersten Antolinfragen zu dem Buch beantworten können, die ich ihnen dann am Ende der Lesung gestellt habe.
Für die letzte Lesung habe ich mir dann überlegt, die Kinder mit entscheiden zu lassen, was ich lese. Ich habe drei Bilder genommen, auf Pappe geklebt und in Packpapier eingepackt. Auf das Papier habe ich dann eine Überschrift geschrieben, die die Kinder auf das jeweilige Kapitel neugierig machen sollte: „Wofür Pipi früher genutzt wurde“, „Wie der Teufel ausgetrickst wurde“ und „Steinzeitknochen, Fledermäuse und Dunkelheit“. Die Kinder durften in der Lesung dann darüber abstimmen und ich war sehr gespannt, wofür sie sich wohl entscheiden würden. Ich hätte ja auf das Pipi-Thema getippt, aber beide Gruppen, in denen ich das ausprobiert habe, haben sich für die Geschichte vom Teufel entschieden. Allerdings gab es für alle Überschriften Stimmen. Ein Kind durfte dann das Bild auspacken und der Klasse zeigen.
Am Ende der Lesung dürfen die Kinder mir dann noch Fragen stellen, wenn noch genügend Zeit ist. Nicht immer fällt den Kindern etwas ein, aber wenn man einer anfängt, dann kommen meist auch mehrere Fragen. In einer Klasse erzählten die Kinder mir auch sehr ausführlich von ihren eigenen Buchideen.
Hier ein paar der Fragen der Kinder:
- „Wie lange haben Sie für das Buch gebraucht?“
- „Woher kommen die Kinder in dem Buch?“
- „Gibt es noch mehr Bücher von Lilly und Nikolas?“
- „Warum haben Sie geschrieben, dass die Kinder Urlaub in der Nordeifel machen?“
- „Ist das Ihr erstes Buch oder haben Sie schon andere Bücher geschrieben?“
Besonders süß war dann auch die Reaktion als ich sagte, dass dies mein erstes Buch sei: „Wow. Dafür haben Sie das aber schon sehr gut gemacht.“ Sehr gerne sprechen dann auch viele Kinder ein Lob aus sowohl für das Buch, das sie spannend fänden, als auch für mich: „Sie haben sehr gut gelesen.“
Mir machen die Lesungen auf jeden Fall sehr viel Spaß und ich finde den Austausch mit den Kindern richtig spannend. Ich freue mich schon auf die nächsten Lesungen.
Und mal schauen, was ich mir noch so für kommende Lesungen einfallen lasse. Ein paar Ideen habe ich noch.
Hier noch zwei Links zu Lesungen:
Zeitungsartikel zur Lesung in der Schulbücherei
Bericht auf der Homepage der Grundschule
Dein Bericht zeigt, daß Lesungen mit Interaktionen besonders gut funktionieren. Dabei dürfen natürlich die Interaktionen im Unterhaltungswert das Buch nicht übersteigen, sondern es begleiten. Die Idee mit der Kapitelauswahl ist da ein geniales Beispiel dafür.
Genau, das Buch selbst soll natürlich nicht in den Hintergrund treten.