In Kunstwerken auf die Suche gehen
Cover können ganz schön täuschen. Das ist mir aktuell bei „Wo ist Nils der Eisbär?“ passiert. Der Titel ist in dicken blauen Buchstaben auf eine Schneelandschaft gedruckt und ich habe ohne groß darüber nachzudenken, eine niedliche Eisbärengeschichte erwartet. Als ich dann das Buch aufschlug, staunte ich über die Kunstwerke verschiedener Künstler, die es hier auf jeder Seite zu entdecken gibt. Häh? Okay, ein etwas intensiverer Blick auf den Klappentext hätte dieses Missverständnis verhindert. Im Buch erfährt man übrigens, dass es sich bei der Schneelandschaft um das Bild „Die Elster“ von Claude Monet handelt.
Nils versteckt sich in Kunstwerken
Nils ist eine Eisbären-Skulptur, die von Francois Pompon erschaffen wurde und im Musée d’Orsay beheimatet ist. Allerdings langweilt es ihn immer auf der selben Stelle stehen zu müssen und so erkundet er die anderen Kunstwerke im Museum. Natürlich darf er das nicht und so versteckt er sich stets gut auf den Kunstwerken.
Aber wir Leser dieses Buches, die Nils folgen, sind natürlich ehrgeizig genug um Nils auf jedem Bild und in jeder Skulptur zu entdecken. Und falls uns das mal nicht gelingen sollte, so werden uns am Ende zum Glück die Lösungen verraten. Auf vielen Bildern findet man Nils sehr schnell, bei manchen sucht man eine ganze Weile und bei ein paar Bildern wirft man dann doch mal schnell einen Blick in die Lösung. Der Eisbär wurde insgesamt toll in die Bilder integriert.
So vermittelt man Kunst
Nachdem ich verstanden habe, dass es sich bei diesem Buch nicht um eine Geschichte handelt, war ich schnell von dem Konzept begeistert. Für Kinder ist das Buch erst einmal ein spannendes Wimmelbuch, bei dem eben der Eisbär auf jeder Seite gefunden werden soll. Gleichzeitig beschäftigen sie sich aber sehr intensiv mit verschiedenen Kunstwerken (die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts stammen). Hier kommt auch für Familien, die ansonsten weniger mit Kunst anfangen können, die Kunst nicht langweilig daher. Man braucht keinen besonderen Zugang zu ihr zu haben, denn diesen bekommt man durch die Suche nach Nils automatisch. Bei den Bildern stehen auch Titel, Jahreszahl und Künstler dabei. Wenn Kinder sich länger mit dem Buch beschäftigen, kann man darauf natürlich auch eingehen, aber ich finde, dass erst einmal die unbewusste und offene Beschäftigung mit den Bildern im Vordergrund stehen sollte. Vielleicht kommen dann von den Kindern ja sogar selber Fragen zu den Bildern.
„Wo ist Nils der Eisbär?“ ist ein tolles Kunstbuch für Kinder, aber auch Erwachsene werden an der Suche nach dem Eisbären Freude haben und können dabei vielleicht sogar noch die Kunst für sich entdecken.
Wo ist Nils der Eisbär? von Nicolas Piroux, belser Verlag, ISBN: 978-3-7630-2776-7, 14,99€