Lesen und Malen – Materialien für Leseanfänger
Heute soll es also nun um Materialien gehen, mit denen Kinder auch zu Hause lesen lernen können, denn natürlich stellt sich die Frage, wie kann mein Kind lesen lernen, wenn es diesen Wunsch geäußert hat. Bücher für Erstleser kommen am Anfang noch nicht in Frage, aber was nimmt man dann?
Eigene Leseaufgaben
Selbstverständlich kann man selber kleine Leseaufgaben herstellen. So schreibt man beispielsweise am Anfang ein paar Wörter auf und malt die entsprechenden Bilder. Nun kann das Kind die Wörter erlesen und mit den richtigen Bildern verbinden. Wenn die Kinder eine Idee haben, was sich hinter den Wörtern verbirgt, fällt es ihnen leichter, den Sinn des zu erlesenden Wortes zu erfassen. Später kann man dann die Kinder nur die Wörter lesen und anschließend die passenden Bilder malen lassen. So verarbeiten sie das gerade Gelesene und wir können sehen, ob es die Wörter richtig gelesen und verstanden hat. Wichtig ist natürlich, dass man mit einfachen Wörtern beginnt. Das heißt, dass die Wörter zunächst nicht länger als zwei Silben sein sollten und dass keine Laute darin vorkommen, die aus mehreren Buchstaben gebildet werden (sch, au, ei, eu, ch etc.). Auch Doppelkonsonanten können die Kinder anfangs verwirren. Das kommt dann später nach und nach hinzu. Einfache Wörter sind zum Beispiel Lama, Sofa, Rose, Palme oder Dino.
Lies mal-Hefte
Wer nicht selber kleine Leseaufgaben erstellen möchte, der kann prima auf die „Lies mal“-Hefte aus dem Jandorf Verlag zurückgreifen. Hier geht es ebenfalls mit dem Verbinden von Wörtern und Bildern und dem Malen von einfachen Bildern (Limo, Bus, Ufo etc.) los. Dann muss man aus drei Wörtern das passende Wort zum Bild herausfinden, es gibt Aufgaben, bei denen man ankreuzen soll, ob ein Wort in einer Bilderreihe abgebildet ist oder nicht, Silben müssen miteinander verbunden werden etc. Die Aufgaben werden im Laufe der Zeit immer etwas länger. Während am Anfang nur „Limo“ gemalt werden soll, werden es dann später „fünf Pilze“ oder „ein blaues Hemd“ und zu den Bildern gibt es dann ganze Sätze, aus denen der richtige herausgesucht werden soll. Sehr schön sind am Ende des Heftes die Aufgaben, bei denen man im Bild etwas ergänzen muss. Man sieht zum Beispiel einen Dino und im Text steht, dass er einen Hut trägt. Das Kind soll dem Dino nun also einen Hut auf den Kopf malen. Das alles macht den meisten Kindern große Freude. Sie üben die Lesetechnik, aber sie müssen gleichzeitig auch den Sinn des Textes erfassen um die Aufgaben lösen zu können. Manchmal haben die Kinder nicht mehr so viel Spaß am Malen. Dann sollte man, gerade wenn das Lesen in der Freizeit geschieht, auch nicht all zu viel Wert auf Genauigkeit legen, denn sonst setzt sich das Kind vielleicht nicht mehr gerne an das Heft, obwohl es eigentlich Spaß am Lesen hat.
Mittlerweile gibt es sogar ein Heft „Von der Silbe zum Wort“. Hier geht es zunächst nur mit Silben, die man Bildern zuordnen soll, los. Dieses Heft kenne ich allerdings nicht. Wir haben mit dem Entenheft begonnen.
Ähnliche Hefte gibt es auch vom Verlag an der Ruhr. Allerdings habe ich diese Hefte erst vor Kurzem entdeckt, so dass ich sie euch erst in den nächsten Wochen vorstellen kann.
Deutsch-Stars
Die Stars-Hefte vom Oldenbourg-Verlag finde ich ebenfalls sehr gut. Sie sind allerdings insgesamt schon ein bisschen anspruchsvoller als die „Lies mal“-Hefte. Für Leseanfänger eignen sich die Hefte Silbentraining 1 und Lesetraining 1. Das Schöne an diesen Heften ist, dass es für jede bearbeitete Doppelseite einen Stern als Belohnung gibt, den man auf der letzten Seite aufkleben darf. Das ist für die Kinder sehr motivierend und zeigt ihnen immer, wieviel sie bereits geschafft haben. Außerdem gibt es auch ein Lösungsheftchen, so dass man bei eigenen Unsicherheiten, wie eine Aufgabe gelöst werden soll, dort selber nachgucken kann. Man kann die Kinder mit dem Lösungsheftchen auch selber ihre Aufgaben kontrollieren lassen, aber das habe ich jetzt für den Gebrauch zu Hause anders gehandhabt. Mein Sohn genießt es ja gerade, wenn er solche Sachen mit mir zusammen machen kann.
Die Stars-Hefte beginnen beide auch recht einfach, sie steigern sich aber schnell und am Ende lesen die Kinder schon Texte, im „Lesetraining“-Heft sogar Texte, die über eine ganze Seite gehen sowie ein Lese-Logical, bei dem man herausfinden muss, welches Auto, welche Farbe hat. Da müssen die Kinder beim Lesen schon eine gute Übersicht haben und schon so gut lesen können, dass sie beim Lesen auch noch nachdenken können.
Im „Silbentraining“-Heft sind die einzelnen Silben in unterschiedlichen Farben geschrieben, was Kindern das Lesen erleichtern kann. Auf den ersten Seiten sollen die Kinder Silben zu Wörtern zusammenfügen. Dann gibt es Wörterlisten, bei denen die Kinder die Wörter in einem Bild wiederfinden und nummerieren sollen, richtige Sätze zu Bildern sollen gefunden werden, es gibt ebenfalls Aufgaben, bei denen die Kinder etwas malen sollen und aus einer Wörtergruppe soll ein Wort gefunden werden, welches nicht zu den anderen passt. Am Ende des Buches beantworten die Kinder Fragen zu einem Text. Das alles ist aber durchaus nach und nach zu bewältigen.
Beim „Lesetraining“-Heft ändert sich das Tempo meines Erachtens schneller. Auf den ersten Seiten sollen nur gleiche Buchstabenfolgen verglichen und Groß- und Kleinbuchstaben miteinander verbunden werden. Anschließend geht es um Silben, wobei man es hier direkt mit drei- oder sogar viersilbigen Wörtern zu tun hat und die Silben teilweise wild durcheinander gewürfelt wurden. Sehr schwer ist auch die Seite, auf der man in Buchstabenreihen zwei Wörter finden soll. Recht einfach dahingegen die darauffolgenden Seiten: Aussagen wie „zwei Katzen“ und „zwei Kerzen“ mit den richtigen Bildern verbinden und passende Bilder malen (z.B. „ein Igel im Gras“). Insgesamt müssen die Kinder hier bei den einzelnen Aufgaben recht viele Wörter lesen, was manche Kinder abschrecken könnte. So gibt es z.B. eine Seite mit 65 Kästchen, in denen je ein Wort steht und das Kind soll herausfinden, in welchen Feldern Kleidungsstücke stehen. Um diese an sich einfache Aufgabe zu lösen, muss es eine ganze Menge lesen. Das Heft beinhaltet aber insgesamt nette und abwechslungsreiche Aufgaben, die allerdings ein wenig Knobelei und Nachdenken erfordern. Als einziges Heft würde ich es für den Anfang nicht unbedingt empfehlen, als Ergänzung aber durchaus.
Diese Materialien werden natürlich auch oder sogar in erster Linie in Schulen eingesetzt. Ist das nun also ein Problem, wenn man sie für den Hausgebrauch nimmt und die Schule dann mit den gleichen Sachen arbeitet? Meines Erachtens ist das überhaupt kein Problem. Dies sind Materialien, mit denen die Kinder eigenständig arbeiten, das heißt, dass sie in der Regel mit der Zeit auf unterschiedlichen Seiten arbeiten. Da kann ein Kind auch genauso gut, beispielsweise im zweiten „Lies mal“-Heft arbeiten, während der Großteil noch mit dem ersten beschäftigt ist.
Erst ich ein Stück, dann du
Sobald die Kinder die ersten kleineren Texte lesen können, wünschen sie sich häufig, ein ganzes Buch lesen zu können. Allerdings fürchten sie sich gleichzeitig manchmal noch vor dem ganzen Text auf einer Seite. Bei den einfachsten Erstlesebüchern ist der Text sicherlich für sie bereits zu bewältigen, allerdings muss man auch zugeben, dass gerade die einfachen Erstlesebücher häufig nicht so sonderlich spannend sind. Für den Anfang sind dahingegen Bücher wie „Erst ich ein Stück, dann du“ (so der Name der Reihe aus dem cbj-Verlag, bei anderen Verlagen gibt es solche Bücher unter anderem Namen, z.B. “Ich für dich, du für mich” (Loewe Verlag) oder “Der Bücherbär: Wir lesen zusammen” (Arena Verlag)) sehr gut geeignet. Hier wird eine längere, spannende Geschichte erzählt, aber die Kinder müssen nicht alles selber lesen, denn sie wechseln sich mit einem Erwachsenen ab. Der Erwachsene liest die langen Textstücke und das Kind die kurzen, größer geschriebenen Abschnitte. Das klappt dann meist schon prima und macht allen viel Spaß. Allerdings sind auch in den Abschnitten für die Kinder teilweise sehr schwierige Wörter für Leseanfänger drin, was ich nicht so gut finde. Wir lesen z.B. gerade “Der kleine Drache Kokosnuss und das Geheimnis der Mumie”, weil Bücherwürmchen Drache Kokosnuss und Ägypten gerne mag. Er schafft die Abschnitte für die Kinder auch schon ziemlich gut, aber auf einmal stehen dann dort Wörter wie “Champignon” oder “wow”. Da helfe ich ihm dann aber auch direkt. Ich finde als Lesestarter muss man diese Wörter noch nicht lesen können.
Ich persönlich finde auch die Indianerhefte von Klett sehr gut und mein Sohn hat sie geliebt und tut es noch immer, denn sie bieten für viele Altersstufen etwas.
https://www.klett.de/lehrwerk/indianerhefte/produktuebersicht
Danke für den Tipp. Die kenne ich noch gar nicht.
Pingback: Darf man seinem Kind vor der Schule das Lesen beibringen? | Geschichtenwolke - Kinderbuchblog
Hallo, haben sie auch ideen wie man einer 4 (gerade erst geworden) jährigen lesen beibringen kann? Sie will lesen lernen weil sie die Bildlesebücher schon langweilen.
Mit freundlichen Grüßen Hoffmann
Grundsätzlich mit den gleichen Materialien. Der Prozess des Lesenlernens bleibt ja immer der Gleiche. Es gibt durchaus einige Kinder, die nicht so viel Spaß an Bildlesebüchern haben. Vielleicht kann man aber auch einfach spannende dickere Bücher vorlesen.