Lasst uns dem Brückentroll freundlich begegnen!
Achtung, macht nicht den Fehler und geht achtlos an kleinen Büchlein vorbei. Kleines Format ist keineswegs gleichbedeutend mit „kleinem“ bedeutungslosem Inhalt. Zumindest nicht bei dem Büchlein „Der Brückentroll“. „Der Brückentroll“ ist vielmehr ein rundum gelungenes Buch: Ein Troll klingt spannend und aufregend (Bücherwürmchen spricht von einem „coolen“ Buch), die Bilder sind sowohl humorvoll als auch berührend, die Geschichte lässt sich gut lesen und sie spricht zudem wichtige Themen wie beispielsweise Ausgrenzung, Angst vor Fremden, aber auch Toleranz und Freundschaft an.
Im Mittelpunkt des Buches stehen der Zugbrückenwärter (im Übrigen auch Ausgangspunkt einiger Kettenwörter) und natürlich der titelgebende Brückentroll. Als der Zugbrückenwärter den Brückentroll zum ersten Mal unter seiner Zugbrücke schlafend vorfindet, ist er gar nicht begeistert darüber. Doch als er dann erfährt, dass dies seit vorgestern das Zuhause des Trolls ist, ändert sich seine Sicht, denn man kann doch nicht einfach jemanden aus seinem Zuhause werfen. Er akzeptiert also den Troll unter der Brücker und mehr noch: Die beiden freunden sich an. Leider sind die Einwohner der näheren Umgebung weniger aufgeschlossen. Sie wollen den Troll los werden und beinahe gelingt es ihnen auch. Schweren Herzens schickt der Zugbrückenwärter den Troll fort, aber am Ende steht er dann doch zu seinem Freund und macht ihn sogar zu seinem Mitarbeiter.
„Der Brückentroll“ ist ein hochaktuelles Buch, indem es zum Glück den vorbildlich handelnden Zugbrückenwärter gibt. Nein, er freut sich nicht darüber, dass auf einmal ein Brückentroll unter seiner Brücke schläft, aber er lässt diesen zu Wort kommen und fragt nach. Und auch wenn ihm beim Troll manches fremd vorkommt (wie z.B. sein lautes Rülpsen), so begegnet er ihm genauso höflich wie allen anderen auch. Auf diese Weise bekommt er einen neuen Freund, von dem auch er noch einiges lernt. Der Zugbrückenwärter ist menschlich. Der Druck von außen ist groß und er beugt sich diesem, aber am Ende gewinnt die wahre Freundschaft und Menschlichkeit. Die Freunde sind wieder zusammen und der Brückentroll bekommt sogar eine Arbeit. Er wird integriert.
Leider erinnert besonders das Bild der wütenden Menschenmasse, die ein Schild mit der Aufschrift „Trolle raus aus der Stadt!“ trägt, an aktuelle Ereignisse. Es ist ein Bild, welches viele verschiedene Emotionen weckt. Ich werde dabei gleichzeitig traurig und bedrückt, aber auch wütend. Überhaupt berühren einen die Bilder in diesem Buch sehr. Der Troll sieht zwar aus wie ein großer, rüpeliger Kerl, aber er sieht gleichzeitig sehr freundlich und herzensgut aus. Allein durch den Kuschelteddy unterm Arm gewinnt er einen gleich für sich. Auch Bücherwürmchen wird von den Bildern und der Geschichte stark angesprochen. Jedes Mal leidet er ganz schlimm mit dem weinenden fortziehenden Troll. Ja, Kinder haben ein großes Herz. Sie möchten helfen, sie sind offen, sie sind für Gerechtigkeit, Harmonie und Frieden und sie haben ein Gespür für Menschlichkeit und Freundschaft. Lasst uns ihnen ein Vorbild sind und nach diesen Prinzipien leben. Lasst uns ihnen Geschichten vorlesen, in denen es m diese Aspekte geht. Vielleicht bleiben ihnen diese kindlichen Eigenschaften dann ein Leben lang erhalten und die Welt kann ein Stückchen besser werden.
Der Brückentroll von Thomas Hussung, Edition Pastorplatz, ISBN: 978-3943833157, 14,50€
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