Auch alte Bücher kommen heute noch gut an
Am liebsten würde Bücherwürmchen alle unsere Bücher behalten, was ich nur zu gut verstehen kann, aber manchmal muss trotzdem einfach wieder Platz für neue Bücher gemacht werden und so haben wir neulich gemeinsam ein paar Bücher für den Kindergarten aussortiert, die wir uns kaum anschauen. Später an diesem Tag hatten wir dann ein wenig Zeit um zu lesen und Bücherwürmchen suchte sich das Buch „DIE HASEN und der Wilddieb Waldemar“ mit folgenden Worten aus: „Das Buch ist so toll. Das geben wir nie weg!“
Es ist doch erstaunlich, dass Bücher, die nicht nur alt sind (es erschien erstmals im Jahre 1974), sondern auch auf den ersten Blick alt wirken, bei Kindern heute noch gut ankommen. Manchmal denkt man, dass Kinder Bücher mit modernen Bildern haben möchten und dass man selbst nur an den alten Büchern hängt, aber das ist nicht der Fall, zumindest dann nicht, wenn es in der Geschichte um etwas geht, was die Kinder interessiert. In diesem Fall ist es bei Bücherwürmchen ganz eindeutig der Wilddieb Waldemar. Er sagte mir nämlich neulich auch, dass er Bücher mit Räubern gerne möge.
Übrigens hatte ich bei einem Blick in eine dänische Buchhandlung das Gefühl, dass es dort noch sehr viele Bilderbücher mit älteren, klassischen Bildern gab. Es fiel allerdings auch direkt auf.
Zurück zu dem Buch „DIE HASEN und der Wilddieb Waldemar“. Ich glaube, dass dieses Buch auch heute noch Potential hat, da es, abgesehen von den Bildern, eine recht zeitlose Geschichte ist. In erster Linie geht es um eine Hasenfamilie, die in einen Park umsiedelt um vor den Gefahren im Wald zu fliehen. Im Wald waren sie vor dem Fuchs, dem Milan, dem Hund Prinz und vor allem dem gemeinen Wilddieb Waldemar nicht sicher. Im Park geht es ihnen gut, auch wenn der Vater seine geliebte Petersillie vermisst. Doch dafür finden sie hier bei Tieren und Menschen Freunde und das kleine Mümmelchen entdeckt schließlich beim Grünkramhändler sogar Petersilie. Leider findet der Wilddieb Waldemar eine Tages dann doch den Weg in den Park. Mit den Schlingen in der Hand möchte er sich an die armen Hasen heranschleichen, welche jedoch – dank der Hilfe ihrer neuen Freunde – keinen Schaden annehmen, so dass Kinder und Hasen fröhlich im Park Ostern feiern können.
Auch wenn es in diesem Buch eine Art Freundschaft zwischen den Hasen und ein paar Menschen gibt, so kommunizieren sie nicht direkt miteinander. Zwar können sich die Hasen untereinander unterhalten, aber ihre Beziehung zu den Menschen bleibt natürlich. Der Parkwächter freut sich über die Hasen im Park und beschützt sie somit z.B. vor kläffenden Hunden. Das gefällt mir gut. Verniedlicht wird hier nichts, was unter anderem auch dadurch deutlich wird, dass Mämmelchens Geschwister Mümmelbein und Mümmelklein von Milan und Bulldogge Prinz geholt und nie wieder zurück gebracht werden.
Die Geschichte ist schön und enthält für Kinder durchaus kleinere Spannungsmomente. Besonders große Freude hat Bücherwürmchen an Waldemars Fall auf die Igelstacheln. Da kann er dann ganz befreit und auch ein wenig schadenfreudig auflachen.
Die Bilder haben ihren eigenen Charme und aus ihnen sprechen die 70er-Jahre, aber ich mag solche Bilder ja. Teilweise wirken die Bilder etwas skizzenhaft.
Auch sprachlich merkt man, dass dies kein Buch von heute ist. Wörter wie „Grünkramhändler“ oder „Einholetasche“ würde ich nicht verwenden, aber genauso wie bei alten Märchen macht es auch in diesem Buch nichts aus, wenn Kinder nicht alle Wörter kennen. Der Zusammenhang erschließt sich ihnen auch so und man kann ja auch über Wortbedeutungen sprechen.
DIE HASEN und der Wilddieb Waldemar von Fred Rodrian, illustriert von Gertrud Zucker, Beltz – Der KinderbuchVerlag, ISBN: 978-3-407-77206-0, 9,95€