Tolles Ritterbuch zum Vorlesen
Vor Ostern waren wir eine Woche im Urlaub. Klar, dass wir da auch Bücher mit dabei haben. Dieses Mal habe ich allerdings nicht einen großen Stapel Bilderbücher eingepackt, sondern ein Buch zum Vorlesen: „Der kleine Ritter Trenk“. Das ist schon ein ordentlich dickes Buch für ein fast fünfjähriges Kind, aber wir haben es dennoch bereits komplett durchgelesen, denn es ist auch sehr spannend und aufregend. Immer wieder gab es Stellen, die in ihrer Spannung für Bücherwürmchen grenzwertig waren, aber er wollte stets das ich weiter lese und die Autorin hat es ausgezeichnet geschafft eine wunderbare Balance zwischen Spannung und Elementen, die wieder ein wenig Ruhe hineinbringen, zu schaffen. So wird zum Beispiel vor gefährlichen Stellen bereits angedeutet, dass dieses Abenteuer gut ausgeht, was gerade für kleinere Kinder sehr viel Wert ist.
Das Thema des Buches ist wie gemacht für Bücherwürmchen: Ritter und das Mittelalter. Und hier taucht man richtig schön in diese Welt hinein. Natürlich werden auch viele Klischees bedient, aber dennoch kommen hier wirklich viele Dinge zur Sprache, so dass auch Kinder, die schon Sachbücher zu diesem Thema gelesen haben, hier dennoch auf ihre Kosten kommen. Okay, der Drache entspringt natürlich der Fantasie der Autorin, aber dafür erfährt man hier auch ein wenig über die negativen Seiten der Ritterzeit wie zum Beispiel die Leibeigenschaft und die Armut der Bauern.
Trenk ist selbst ein Bauernjunge und da der gemeinen Ritter Wertolt der Wüterich der Grundherr seiner Familie ist, müssen sie ständig seine Strafen fürchten. Sein Vater wird nicht ohne Grund Tausendschlag genannt. Nein, der arme Mann bekommt häufig den Ochsenziemer zu spüren, da sie dem Ritter nicht so viel Gemüse und Fleisch liefern können, wie dieser verlangt. Diese Ungerechtigkeit kann Trenk nicht länger ertragen. Er beschließt in die Stadt zu gehen um frei zu werden und seine Familie zu retten. Gemeinsam mit Ferkelchen macht er sich auf den Weg und das Abenteuer beginnt. Immer wieder lauern Gefahren und Schwierigkeiten, aber Trenk lässt sich nicht entmutigen und er begegnet einigen netten Menschen, die ihm weiterhelfen. Aber in der Stadt bleibt er nicht, wie er es sich eigentlich gedacht hat, denn sein Schicksal nimmt eine erstaunliche Wende. Trenk landet tatsächlich als Page auf der Burg des Ritters Hans vom Hohenlob und nur wenig später macht er sich sogar auf den Weg (heimlich begleitet von der Rittertochter Thekla) um gegen den gefährlichen Drachen zu kämpfen…
Trenk ist ein sehr sympathischer Junge und er hat viele Werte verinnerlicht, die man gerne an seine Kinder weitergeben möchte. Ja, von Trenks Verhalten kann man sich eine Scheibe abschneiden. Trenk hat sehr viele gute Eigenschaften, aber dennoch kommt er dabei überhaupt nicht streberhaft herüber. Kinder mögen ihn sofort. Er ist der kleine Held, mit dem sie sich gerne identifizieren. Auch Bücherwürmchen hat mit ihm mitgefiebert. An der Stelle, an der der gemeine Ritter Wertolt der Wüterich Trenk verrät, wird Bücherwürmchen richtig wütend. Mit Tränen in den Augen konnte er kaum aufhören den gemeinen Ritter zu beschimpfen.
Neben Trenk gibt es aber auch noch weitere sympathische Figuren in dem Buch, unter anderem den Gauklerjungen Momme Mumm oder den Ritter Hans vom Hohenlob. Seine Tochter Thekla vom Hohenlob ist ein starkes Mädchen, das sich nicht einschränken lassen möchte und genauso wie ein Junge ein Ritter werden möchte.
Ich mag auch die Sprache in diesem Buch sehr gerne. Teilweise hat mich der Stil, vor allem in der Ansprache an den Leser an Astrid Lindgren erinnert, auch wenn Kirsten Boie viel verschlungener erzählt. Die Satzlänge war manchmal schon eine kleine Herausforderung zum Vorlesen, aber man kam dennoch schnell in den Stil hinein. „Der kleine Ritter Trenk“ ist eine richtig tolle Erzählung, der man gerne folgt. Ab und zu wird der Leser dabei, wie bei einer mündlichen Erzählung, direkt angesprochen und die Autorin erklärt auch einige Begriffe. Dies stört aber keineswegs den Erzählfluss, sondern passt sich diesem an. Es erinnert viel mehr an eine Erzählung in großer Runde, die auf die Zuhörer eingeht und bei der kleine Einschübe einfach dazu gehören. Oft war es bei uns so, dass Bücherwürmchen gerade nach der Bedeutung eines Wortes fragte und genau in dem Moment die Erklärung im Buch selbst kam. Das gefiel mir sehr gut und so kam man auch selbst gar nicht erst in die Verlegenheit Begriffe aus der Ritterzeit erklären zu müssen.
Das festeingebundene Buch ist mit bunten Bildern illustriert. Es finden sich nicht auf jeder Seite Bilder, aber Bücherwürmchen hat sich das Buch dennoch ohne Probleme vorlesen lassen. Wenn es allerdings zu spannend wurde, dann wollte er gerne zum nächsten Bild vorblättern um schon mal zu sehen, wie es wohl ausgeht und was so passiert…
Wir haben den kleinen Ritter Trenk sehr gerne gelesen und wie ich Bücherwürmchen so kenne, müssen wir das Buch nun wohl wieder von vorne anfangen. Aber das ist okay, denn wie Bücherwürmchen richtig festgestellt hat, ist dies ein Buch, bei dem sogar ich die Ritter mag. (Sonst bekommt er nämlich von mir immer zu hören, dass ich alles was mit kämpfen zu tun hat, nicht so gut finde…)
Ja, ich weiß übrigens, dass es noch jede Menge vom Ritter Trenk gibt, z.B. eine Zeichentrickserie. Wir kennen allerdings erst einmal nur dieses erste Buch. Und ja, ich persönlich finde es gut, dass mein Sohn Figuren wie den kleinen Ritter Trenk aus dem Buch und nicht aus dem Fernsehen kennt.
Der kleine Ritter Trenk von Kirsten Boie, illustriert von Barbara Scholz, Oetinger Verlag, ISBN: 978-3-7891-3163-9, 16,90€
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