Fliegen wie ein Schmetterling
Hm, gerne würde ich das Bilderbuch „Trampolina“ gerne mögen, denn es handelt von einem wichtigen Thema: Es geht um Anderssein und dem Wunsch dazu zu gehören, ums Träumen und um die Verwirklichung von Träumen und somit dem Entdecken eigener positiver Eigenschaften. Und dabei wird nicht nur das Mädchen Polina, um die es in dieser Geschichte geht, in den Mittelpunkt des Buches gestellt, sondern eigentlich hat alles auch etwas mit ihrem Namen zu tun. Die Idee, den Namen als Dreh- und Angelpunkt zu benutzen gefällt mir gut: Polina ist zu trampelig und dick um im Ballettkurs zu bleiben, dabei klingt doch ihr Name ein wenig so wie Schmetterling auf französisch: Papillon. So leicht und zart wie ein Schmetterling wäre Polina gerne. Dann könnte sie einfach davon fliegen. Am Ende darf sie dieses Gefühl des Fliegens tatsächlich Erleben: Auf dem Trampolin springt Polina wie eine Feder in die Luft – sie wird zur glücklichen Trampolina und ist nicht mehr die Trampel-Polina über die alle nur lachen.
Das Grundgerüst der Geschichte ist also ganz schön, allerdings hat die Geschichte leider einige Haken und sie vermag es nicht mich in ihren Bann zu ziehen. Sie bezaubert mich nicht und Polina kann mich nicht für sich gewinnen. Ja, mir gefällt es nicht, dass einem Kind vermittelt wird, dass es zu dick und zu trampelig ist und ich kann nachvollziehen, dass sie traurig ist, aber dennoch ist Polina kein Kind, welches mir sympathisch ist und welches mich interessiert. Vieles bleibt einfach zu wage. Warum gibt es diese Verbindung zum Französischen? Was soll das Sprichwort vom französischen Nachbarn in dem Buch aussagen? Polina versteht es ja selber nicht und kann es nicht erklären. Am schlimmsten ist aber die Stelle, an der Polina einfach den Zirkusartisten zum Trampolin folgt. Erst kommt ihr noch in den Sinn, dass sie auf keinen Fall mitgehen darf, weil ihr die Artisten ja fremd sind. Aber dann sieht sie das Trampolin und geht doch mit. Gilt der wichtige Satz, dass man nie mit Fremden mitgehen soll, auf einmal nicht mehr, wenn es etwas gibt, was man gerne machen möchte? Was ist das nur für eine gefährliche Botschaft in einem Bilderbuch? Man versucht doch seinen Kindern gerade zu vermitteln, dass sie auch dann nicht mit fremden Menschen mitgehen dürfen, wenn sie ihnen ein verlockendes Angebot machen. Für mich disqualifiziert sich das Bilderbuch durch diese Szene völlig und ich möchte es meinem Kind gar nicht erst vorlesen. Schade, dabei hätte man doch Polina durch eine kurze Nachfrage bei den Eltern, die Polina vielleicht zu den Artisten begleiten, das Ganze umgehen können.
Auch die Bilder sprechen mich leider nicht sonderlich an. Sie versuchen Gefühle und Stimmungen zu transportieren, aber mir gefällt die Art der Zeichnungen, insbesondere die der Figuren nicht sonderlich. Es passt zum Selbstgefühl Polinas, wenn sie zu Beginn des Buches nicht besonders farbig herüber kommt, aber auch mir als Leser fehlt dabei etwas. Hier steckt für mich zu viel Botschaft hinter den Bildern. Es ist mir beim Anschauen der Bilder zu anstrengend hier so viel hineinzudeuten. Ich sehe zunächst nur die farblosen Bilder, die keine Energie ausstrahlen und werde dadurch nicht angesprochen. Zum Ende des Buches hin wird es dann besser, aber so richtig schön finde ich auch hier die Bilder nicht.
Hm, wie gesagt, die Idee, die hinter dem Buch steckt, ist schön, und die Aussage, dass auch Kinder, die nicht in jedes Schema hineinpassen, liebenswert sind und Talente haben, ist sehr wichtig, aber die Umsetzung kann mich nicht überzeugen.
Trampolina von Soheyla Sadr vom Patmos Verlag 2015, ISBN: 978-3-8436-0628-8, 12,99€
Polina klingt wie Papillon? Ich stolperte da. Ich stimme Dir völlig zu. Wirklich schade.
Na okay, es klingt vielleicht nicht so, aber es kommen zumindest die gleichen Buchstaben vor bzw. kann man aus den Buchstaben von Papillon Polina bilden. 🙂
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