Liebe auf den zweiten Blick
Wir waren mal wieder zu Besuch bei meinen Eltern. Da wir uns eine Weile dort aufhielten, hatten wir Bücherwürmchen in der dortigen Bücherei mit Lesestoff versorgt. Unter anderem liehen wir uns ein kleines Pappbilderbuch aus, in dem eine Bauernhofgeschichte erzählt wurde. Unser Sohn war damals noch recht klein und so waren wir froh, dass wir etwas Passendes gefunden hatten: Bauernhof und Tiere gingen immer.
Aber irgendwie waren die Bilder komisch. Einerseits gab es zwar witzige Details, aber andererseits irritierte es uns sehr, dass die Bäuerin wie ein Bauer aussah. Und schon war ein Urteil gefasst: Ganz okay für den Aufenthalt bei meinen Eltern, aber ansonsten eher ein Buch, mit welchem man sich nicht länger beschäftigen muss.
Da wussten wir ja auch noch nicht, dass wir es mit der kultigen Kuh Lieselotte zu tun hatten… („Schläfst du schon, Lieselotte?“)
Zum Glück machte mich irgendwann eine Freundin auf die von ihr geliebten Lieselotte-Bücher aufmerksam. Da diese Freundin Bücher genauso liebt wie ich, habe ich ihrem Urteil vertraut und – schwupps – war ein ganzer Stapel Lieselotte-Bücher gekauft. Wenn wir uns auf diese Kuh einlassen, dann gleich richtig! Naja, oder fast richtig zumindest. Ich habe zwar direkt eine Menge eingekauft, aber erst einmal mit Büchern in einem günstigen kleineren Format gestartet (Maxi Pixi und Miniausgaben). Mittlerweile haben wir aber auch ein Buch im normalen Bilderbuchformat, denn ich musste „Lieselotte ist krank“ natürlich sofort nach Erscheinen kaufen. Und ich finde zu Recht. Das Buch ist toll.
Allein die Geschichte ist schon super und erinnert einen daran, wie schön es ist, wenn man krank ist und von anderen verwöhnt wird, denn genau das stellt Lieselotte auch fest. Erst geht es ihr tatsächlich nicht gut, aber dann bleibt sie freiwillig noch ein bisschen länger im Stall, denn ihr Freund der Postbote schenkt ihr zur Aufmunterung ein neues Puzzle. Der Leser darf dann noch verfolgen, wie Lieselotte schließlich doch zugeben muss, dass es ihr schon wieder besser geht und wie sie am Ende mit der Bäuerin die Rollen tauscht und selbst zur Krankenpflegekuh wird. Die Story enthält schon selbst jede Menge Witz, aber letztendlich sind es die Bilder, die das Buch so liebenswert machen. Auf jeder Seite gibt es viele lustige Sachen zu entdecken: Seien es die Hühner, die mit Regenschirm in den Stall kommen, Lieselotte beim Inhalieren oder der tote Goldfisch im Glas in der Tierarztpraxis – dieses Buch zu Betrachten macht einfach Spaß! Vor allem den Eltern. Mein Sohn mag die Lieselotte-Bücher auch sehr gerne, aber er achtet noch wenig auf die besonderen Details in den Bildern. Er lacht über einzelne Sachen, die er absurd findet, aber manche lustigen Szenen bleiben ihm noch verborgen. Ich glaube, ihm ist auch noch nicht klar, dass Lieselotte sich zwischendurch krank stellt, aber das macht nichts. Das Buch wird trotzdem gerne aus dem Regal geholt.
Eins meiner Lieblingsbilder von Lieselotte findet man in dem Buch „Lieselotte bleibt wach“: Ich finde es so genial, wie Lieselotte um einschlafen zu können aus einem großen Eimer Kräutertee trinkt und wie sie sich dicke Wollsocken anzieht und dabei auch ihren Schwanz mit einer Socke versieht.
Im übrigens durfte ich auch wieder einmal feststellen, dass bei Kindern doch einiges aus Büchern hängen bleibt: Bücherwürmchen hat auf Kartons Zeichen (Pfeile und Glas) von Lieselottes vermeintlicher Schatzkarte (Teil eines Weinkartons) entdeckt. („Lieselotte sucht einen Schatz“). Es gefällt mir, wenn sich die Wirklichkeit mit den Geschichten aus den Büchern verbindet.
Für Bücherwürmchen ist in den Lieselotte-Büchern definitiv noch jede Menge zu entdecken. Wir werden sie uns also noch häufig anschauen, denn nun habe auch ich gelernt: Lieselotte muss man einfach mögen!
Lieselotte ist krank von Alexander Steffensmeier, FISCHER Sauerländer, ISBN: 978-3737367158, 14,99€
Pingback: Top Ten Thursday: Nenne 10 Quellen, bei denen du dich über Bücher informierst | Geschichtenwolke - Kinderbuchblog