Tipps für kreatives Vorlesen im Internet und in Büchern
Auch heute möchte ich darauf eingehen, wie man eine Vorlesestunde spannender und vielleicht sogar kreativ gestalten kann, wobei ich heute meinen Schwerpunkt auf Buch- und Internetempfehlungen lege.
Vorher aber noch ein paar allgemeine Worte: Für wen eignen sich die Tipps für eine schöne Vorlesestunde eigentlich? In erster Linie sind sie sicherlich für alle hilfreich, die in Kindergruppen beruflich oder ehrenamtlich vorlesen, z.B. ErzieherInnen. Dennoch kann man auch als Privatperson hier viel lernen. Zu Hause zieht man das Vorlesen vielleicht nicht so groß auf, aber ein paar kleine Extras kann man natürlich ab und zu gut einbauen. Warum nicht mal mit dem Kind nach der Lektüre etwas passendes basteln oder gemeinsam ein schönes Lied singen? Und vielleicht bekommt man durch die Tipps und Ideen ja auch Lust darauf mal im Kindergarten oder in einer Bücherei vor größerem Publikum vorzulesen. Gelegenheit gibt es dazu sicherlich fast überall.
Die Tipps und Hinweise, die ich heute und auch morgen gebe, sind insgesamt relativ kurz gehalten und sollen einen ersten Überblick geben, so dass man mal sieht, was es so alles an Angeboten und Hilfen gibt. Auf einige Titel werde ich aber in den kommenden Wochen noch ausführlicher eingehen.
Stiftung Lesen: Webinare und das Netzwerk Vorlesen
Beginnen möchte ich nun mit den Webinaren von der Stiftung Lesen. Dieses Angebot finde ich richtig klasse, insbesondere für Leute, die nicht in Ballungszentren leben, in denen häufig Fortbildungen, Vorleseseminare etc. angeboten werden. Bei einem Webinar sitzt man zu Hause vor seinem Computer und kann sich in Ruhe anhören und anschauen, was die Referenten einem bieten. Hat man sich zu einem solchen Webinar angemeldet, dann kann man sogar eigene Fragen stellen. Sehr schön ist aber auch, dass diese Webinare auch später noch abrufbar sind, denn ich habe mit meinen Kindern z.B. keine Zeit um 18 Uhr abends mir so etwas am Computer anzuschauen. Bisher habe ich mir erst ein Webinar angeschaut: „Lesespaß in Kitas“. Hier hat man z.B. etwas zu Vorlesebasics, zur Vorlesetechnik oder zur Gestaltung einer kreativen Vorlesestunde erfahren. Neben ein paar konkreten Ideen zu einigen Buchtiteln ist es auch hilfreich, wenn man sich noch einmal vor Augen führt, was grundsätzlich mit einem Vorlesetext alles möglich ist: Erzählen, Sachbücher dazu einbeziehen, Lieder singen, etwas malen und basteln, ein szensisches Spiel gestalten oder ein Spiel machen und sich bewegen, wozu natürlich auch Fingerspiele und ähnliches gehören. Die Vielfalt ist sehr groß. Wir müssen nur aktiv werden.
Es gibt noch jede Menge weiterer Webinare zu den verschiedensten Themen: Vorleseklassiker, Märchen, Bücher für Kinder unter 3 Jahren, Bilderbuchapps, Sachbücher und vieles mehr. Ich werde sicherlich in Zukunft so nach und nach mir die ganzen Webinare anschauen und wichtige Erkenntnisse auch gerne mit euch teilen.
Viele verschiedene Vorleseideen und weitere Tipps für eine gute Vorlesestunde findet man auch auf der Seite Netzwerk Vorlesen (ebenfalls ein Angebot der Stiftung Lesen). Hier kann man wirklich lange stöbern und viel interessantes finden. Auch wenn man eine Vorlesestunde nicht direkt übernehmen will, bekommt man auf diese Weise sicherlich viele Anregungen für eigene schöne Ideen.
Wie finde ich ein passendes Buch zum Vorlesen?
Das Buch „55 neue Lesetipps – Bücher für Kitakinder“ stellt 55 Bücher vor, die für die Arbeit im Kindergarten geeignet sind, aber natürlich auch mit Kindern im entsprechenden Alter gut zu Hause geschaut werden können. Die Bücher werden inhaltlich kurz vorgestellt. Es wird Augenmerk auf die Besonderheiten des Buches gelegt und darüber hinaus wird angedacht, in welche Richtung man sich mit dem Buch beschäftigen kann. Erste praktische Ideen werden hier bereits genannt. Außerdem bekommt man weitere Bücher genannt, die ebenfalls zu dem jeweiligen Thema passen. In erster Linie werden in dem Buch Bilderbücher vorgestellt, aber auch Sachbücher, Vorlesebücher und Bücher mit Liedern, Gedichten und Reimen werden empfohlen.
Am Ende des Buches findet man dann noch viele praktische Tipps rund ums Vorlesen und es werden auch Aktivitäten genannt, die man mit Büchern durchführen kann. Hier kann sich nun jeder selber aussuchen, was er mit welchem Buch gerne machen möchte.
55 neue Lesetipps – Bücher für Kitakinder von Susanne Helene Becker und Katja Eder, Kallmeyer, ISBN: 978-3-7800-4957-5, 24,95€
Ein entsprechendes Buch gibt es auch für die Grundschulzeit: 99 neue Lesetipps – Bücher für Grundschulkinder
Empfehlen möchte ich euch auch das Buch „Kinder brauchen Bilderbücher“. Es geht zwar viel um Hintergrundwissen, aber es wird mit vielen Beispielen gearbeitet, so dass alles sehr verständlich ist. Vor allem hilft einem das Buch dabei, zu überlegen, inwiefern sich welches Buch für eine Kindergruppe eignet. Wann ist ein Bilderbuch ein gutes Bilderbuch und für wen ist es ein gutes Bilderbuch? Das Buch gibt einem ein paar Fragen an die Hand, die man sich stellen sollte und zeigt, auf welcher Grundlage man sich für ein Buch entscheiden kann.
Das letzte Kapitel widmet sich dann noch ganz konkreten Ideen. Hier wird anhand verschiedener Bücher gezeigt, wie man Bücher in der Praxis einsetzen kann. Aber auch in den vorherigen Kapiteln werden immer wieder Bezüge zur Praxis gemacht. Insbesondere finde ich das Bremer Erzählförderprojekt sehr spannend, bei dem Kinder sich über das Wochenende jeweils ein Buch ausleihen und am Montag mit Hilfe von Erzählkarten davon berichten.
Kinder brauchen Bilderbücher von Jochen Hering, Erzählförderung in Kita und Grundschule, Kallmeyer, ISBN: 978-3-7800-4846-2, 29,95€
Ideen für Grundschulkinder
Vorlesen sollte man im Übrigen für alle Kinder, also sowohl für Kinder im Kindergarten als auch in der Grundschule. Allerdings bieten sich bei Grundschulkindern noch andere Beschäftigungsmöglichkeiten an. Zum einen kann man hier auch Bücher gemeinsam lesen und zum anderen kann man sich auch schriftlich mit Büchern beschäftigen, in dem man selber eine Geschichte weiterschreibt o.ä. In diesem Bereich gibt es natürlich viele Bücher für Grundschullehrer, die Unterrichtsmodelle und Anregungen zum Lesen mit Kindern aufzeigen. Manches davon lässt sich besser im schulischen Bereich durchführen, aber gerade die Ideen für den Kunst- und Musikunterricht lassen sich auch auf den Freizeitbereich übertragen. Ich möchte jetzt hier nicht lauter Bücher für Lehrer vorstellen, aber ich möchte euch zumindest kurz auf die Seite Lesen macht Schule hinweisen. Hier findet man zu ein paar Kinderbüchern Unterrichtsmodelle ähnlich wie in den Lehrertaschenbücher wie „Lesen in der Schule mit dtv junior“ (gebraucht noch günstig zu erhalten). Es geht darum wie ein Lesetagebuch zu einem Buch aussehen könnte, Rätsel und Schreibanlässe werden vorgestellt, welche Abschnitte eigenen sich für szenisches Spiel, Steckbriefe zu Figuren sollen erstellt werden und vieles mehr.
Leseprojekt: einfach lesen!
Richtig klasse für die Schule oder für Leseclubs mit Grundschulkindern finde ich auch die Leseprojekte von Cornelsen: „einfach lesen!“ Ich habe sie gerade erst kennen gelernt, aber sie haben mich auf den ersten Blick überzeugt. Bestseller der Kinder- und Jugendliteratur werden hier mit einfachem Text präsentiert, wobei die Zeilen durchnummeriert sind, was das gemeinsame Sprechen über den Text erleichtert. Außerdem schließen sich an jedes Kapitel Aufgaben an, die teilweise schulisch und teilweise kreativ sind. Man kann die Bücher auch zum Vorlesen benutzen, da der Text von geübten Lesern schnell vorgelesen ist. Einzelne Kapitel kann man zwischendurch Erzählen. Die Fragen im Anschluss an die Kapitel kann man dann als Anregung für Gespräche benutzen und vielleicht kann man auch die eine oder andere kreative Idee umsetzen.
In der Reihe „einfach lesen“ gibt es Titel wie „Emil und die Detektive“, „Eine Woche voller Samstage“, „Lippels Traum“, „Rennschwein Rudi Rüssel“ und viele mehr.
Geschichten erzählen
Sehr eng verknüpft mit dem Vorlesen ist auch das Erzählen, wenn es auch etwas anderes ist. Aber auch hier geht es um Geschichten und den Spaß an ihnen. Beim Erzählen kann man noch mehr auf die Reaktionen der Kinder achten und kann freier auf diese reagieren. Gerade beim Erzählen geht es häufig also auch darum die Kinder miteinzubeziehen und ich glaube, dass alle, die sich für Leseförderung interessieren, auch von den Tipps von Geschichtenerzählern profitieren können. Anregungen für die Praxis sind schließlich immer willkommen und so stelle ich euch auch noch ein paar Bücher vor, in denen es mehr ums Erzählen als ums Vorlesen geht, aber auch das Erzählen gehört genauso wie das Betrachten von Bilderbüchern zur Leseförderung dazu. Kinder bekommen Spaß an Geschichten und werden neugierig auf neue Geschichten und Abenteuer. Sie spielen mit ihrer Fantasie, lernen zuzuhören und den Sinn einer Geschichte zu ermitteln und vieles mehr. Darüber hinaus ist das Erzählen können eine eigene, wichtige Fähigkeit im Rahmen der Sprach- und Leseförderung.
„Das Geschichten-Aktionsbuch – vorlesen, erzählen, erfinden“ stellt sowohl Geschichten zum Vorlesen als auch zum Erzählen vor. Es gibt allgemeine Tipps vom Vorlesen und zum Erzählen. Wie bereitet man sich vor? Worauf muss man achten? etc. Außerdem enthält das Buch aber eine ganze Anzahl von Geschichten, zu denen man einige Hinweise erhält: Wie lang ist die Geschichte, worum geht es, wie ist die Sprache bzw. der Aufbau, was muss man vorbereiten, was kann man mit der Geschichte noch machen? Außerdem gibt es auch noch ein Kapitel, welches dazu anregt gemeinsam zu erzählen und zu erfinden.
Ich finde das Buch klasse. Es beinhaltet viel Erzählstoff, der mit ein wenig Vorbereitung leicht einzusetzen ist. Die einzelnen Geschichten sind recht übersichtlich und enthalten z.B. viele Wiederholungen oder eine klare Struktur, die das Erzählen erleichtert und die es einem ermöglicht, die Kinder prima miteinzubeziehen.
Das Geschichten-Aktionsbuch – vorlesen, erzählen, erfinden von Helge Weinrebe, Herder Verlag, ISBN: 978-3-451-29260-6 (leider nur noch gebraucht erhältlich)
Um das Erfinden von Geschichten mit Kindern geht es auch in dem Buch „Und was passiert dann? Geschichten erfinden mit Kindern“. Es ist ein Buch für die Praxis. ErzieherInnen und Kinder sollen hier gemeinsam durch verschiedene Übungen und Spiele kreativ werden. Gegenstände, Musik, Bilderbücher – all dies kann zu eigenen Geschichten anregen. Die Kinder hören hier nicht nur still zu, sondern sollen ihre eigenen Ideen und Überlegungen miteinbringen. Die Anleitungen sind kurz, klar und verständlich. Man sieht auf einen Blick, was man alles benötigt, für welches Alter die Idee ist, wie groß die Gruppe sein sollte usw. Die eine oder andere Idee ließe sich auch gut an die Lektüre von einem Bilderbuch anschließen.
Auch das Fabulieren und eigene Erzählen ist ein Weg in die Welt der Geschichten. Kinder öffnen sich für spannende Geschichten, für den Ablauf und die Struktur einer Erzählung. Wer seine eigene Sprach- und Sprechfähigkeiten gut geschult hat, dem fällt es auch leichter fremde Texte zu verstehen. Die Erfahrung mit Geschichten und Wörtern wird vergrößert.
Und was passiert dann? – Geschichten erfinden mit Kindern
Neuauflage: Erzähl doch mal! – Geschichten erfinden mit Kindern von Andrea Behnke, Herder Verlag, ISBN: 978-3451376573, 19,95€
Sehr hilfreich sind auch die „Geschichten zur Sprachförderung“ vom Westermann Verlag. Die Box enthält viele farbige Bildkarten, mit denen insgesamt fünf Geschichten erzählt werden können. Zu jeder Geschichte gibt es mehrere Ideenkarten, die verschiedene Ideen zum Erzählen der jeweiligen Geschichte bereit halten. Es gibt große Szenenbilder, Einzelbilder und Bildkarten zum Ausschneiden, so dass man z.B. Figuren wie bei einem Theater auftreten lassen kann. Ergänzt wird das Ganze u.a. mit einer Maske mit Sichtfenster, welches nur einen Ausschnitt des Bildes zeigt, so dass die Fantasie und das Vorstellungsvermögen der Kinder geschult werden. Die Anregungen sind sehr schön und abwechslungsreich. Hier muss man selbst gar nicht mehr so kreativ werden, denn die Ideenkarten beschreiben verständlich und vollständig den Ablauf einer Erzählstunde.
Es gibt drei verschiedene solcher Boxen.
Geschichten zur Sprachförderung 1, Westermann Verlag, ISBN: 978-3-14-165050-1, 35€
Es gibt natürlich noch viel mehr Internetseiten und Bücher, die tolle Tipps bereithalten, aber wenn man sich einmal anfängt damit auseinanderzusetzen, trifft man schnell auf weitere Lektüre. Hier ist vielleicht ein kleiner Anfang gemacht.
Schreibt aber gerne weitere Titel oder Seiten, die ihr als hilfreich empfunden habt, in die Kommentare.