Valentinstag mit Franz
„Der Franz liebt viele Menschen“ und ich liebe den Franz, naja, oder besser gesagt die Bücher über Franz von Christine Nöstlinger.
Bei meinen Eltern wurde die Gemeindebücherei aufgelöst, in der ich als Kind auch häufig war. Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, einigen Büchern aus der Bücherei ein neues zu Hause zu geben. Unter anderem nahm ich einen ganzen Stapel „Sonne, Mond und Sterne“-Erstlesebücher mit (mittlerweile heißt diese Reihe bei Oetinger „Büchersterne) und, ihr ahnt es natürlich schon, dabei waren auch einige „Franz-Bücher“. Passend zum Valentinstag möchte ich euch heute „Liebesgeschichten vom Franz“ vorstellen, welches 1991 erschien, aber in neuer Auflage immer noch erhältlich ist.
Ja, der kleine Franz lernt in diesem Buch, dass die Sache mit der Liebe gar nicht so einfach ist. Zunächst bekommt er dies alles anhand der Liebesprobleme seines Bruders mit. Erst interessiert sich Anna-Liese nicht für Josef und als dieser durch Franz‘ Intervention dann doch für sie spannend wird, hat Josef bereits ein anderes Mädchen ins Auge gefasst. Ganz schön kompliziert, die Sache mit der Liebe. Da hält Franz sich zukünftig lieber raus. Er liebt ja sowieso seine Freundin Gabi aus der Wohnung nebenan. Doof nur, dass diese auf einmal eine neue Freundin, Sandra, hat, mit der sie nun ständig spielt. Dass passt Franz gar nicht und er zeigt Gabi die kalte Schulter. Eifersuchtsdramen spielen sich ab, bei denen ehrliche und tiefste Gefühle eine Rolle spielen. Letztendlich klärt sich bei den Kindern aber doch alles recht schnell.
Zu einem späteren Zeitpunkt verliebt sich Franz bei einem Urlaubsaufenthalt bei den Tanten in das Nachbarmädchen Elfe und muss dabei die Erfahrung machen, dass man einerseits nicht vom Äußeren auf das Innere schließen kann und dass man andererseits in Liebesdingen auch ganz schön enttäuscht werden kann.
Das Buch behandelt gleich mehrere Aspekte der Liebe (Verliebtheit, Eifersucht, Enttäuschung, etwas für andere tun…) und nimmt dabei Kinder und ihre Gefühle ernst. Man fühlt mit dem sympathischen Franz mit und zweifelt nie daran, dass Liebe auch ein Thema für Kinder ist. Natürlich gehen sie diese Dinge anders an als Erwachsene, aber dennoch sind die Gefühle und der Wund auf Erwiderung der Zuneigung nicht weniger ernst zu nehmen. Wie gut kann man es nachvollziehen, dass Franz schrecklich leidet, als Gabi ihn auf einmal kaum noch beachtet, da sie nun mit Sandra befreundet ist und auch als er die schlechten Erfahrungen mit Elfe macht, die ihn einfach stehen lässt, möchte man ihn in den Arm nehmen. Dennoch ist es kein trauriges Buch, denn insgesamt sind die Franz-Geschichten einfach sehr erfrischend geschrieben. Franz ist kein großer Held, sondern ein kleiner, lieber Junge, von dem man gerne liest. Es ist eine Welt, in die man sich gerne einfindet. Man kann mit Franz mitfiebern und sich mit ihm identifizieren. Es geht um alltägliche Probleme, um Dinge, die einem selbst bekannt vorkommen und da macht es auch nichts aus, dass das Buch schon älter ist.
Ich habe ja schon oft geschrieben, dass mir viele Erstlesebücher nicht gefallen, da sie inhaltlich nicht sonderlich viel bieten. Aber auch das kann man natürlich nicht so pauschal sagen. Man muss eben nur genau hinschauen. Der Vorteil an der Oetinger-Reihe ist, dass die Bücher von namhaften Autoren stammen (Paul Maar, Astrid Lindgren, Kirsten Boie, Erhard Dietl etc.) und so durchaus jede Menge Lesespaß bieten. Dafür muss man dann eben auch schon ganze Seiten (ohne Bilder) lesen, was aber für Kinder, die Spaß am Lesen und Lust auf Geschichten haben, gut zu bewältigen ist.
Ich habe nun natürlich die alte Ausgabe von „Liebesgeschichten vom Franz“, bei der z.B. in der Schriftart noch nicht das Fibel-a (so wie es eben auch mit der Hand geschrieben wird) benutzt wird, aber ein Blick auf die neuen Cover zeigt mir, dass sich das geändert hat. Die Illustrationen scheinen darüber hinaus mittlerweile farbig zu sein. Sie stammen übrigens von Erhard Dietl, der u.a. die Olchis geschrieben hat.
Alles in allem ist „Liebesgeschichten vom Franz“ ein tolles Buch für Kinder der zweiten und dritten Klasse. Ja, auch heute noch, denn die ersten Erfahrungen mit der Liebe belieben wohl immer die gleichen. Zunächst kam mir zwar die Sprache in dem Buch ein wenig alt vor, aber ich glaube, das liegt auch daran, dass Christine Nöstlinger Österreicherin ist und somit eben Begriffe wie „Buben“ etc. verwendet, die für Menschen in Nordrhein-Westfalen wenig gebräuchlich erscheinen. Auch der Artikel vor jedem Namen ist gewöhnungsbedürftig, andererseits erzeugen gerade diese Eigenarten sofort ein bekanntes „Franz-Buch-Gefühl“.
Nun wünsche ich euch allen einen wunderbaren Valentinstag mit schönen Liebesgeschichten!
Übrigens: In den nächsten Tagen stelle ich euch den Franz noch einmal kurz vor, damit auch jeder weiß, um welche Kinderbuchfigur es hier geht.
Liebesgeschichten vom Franz von Christine Nöstlinger, illustriert von Erhard Dietl, Oetinger Verlag, ISBN: 78-3-7891-2402-0, 7,99€ (Angaben und Bild zur neuen Ausgabe)