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Ein toller Klassiker: Kater Mikesch

Ist es nicht eigentlich merkwürdig, dass man manche Bücher positiv in Erinnerung hat, obwohl man sich außer an den Titel und das Cover an nichts mehr erinnern kann? Die positiven Erinnerungen haben vermutlich nicht nur etwas mit der Geschichte an sich, sondern auch mit den Umständen, unter denen man die Geschichte gelesen hat, zusammenhängen. Mir geht es jedenfalls bei dem Buch „Kater Mikesch“ so. Dieses Buch weckt direkt ein gutes Gefühl in mir, aber eigentlich sehe ich nur das Cover vor mir, weiß, dass das Buch meiner Schwester gehörte und dass es um einen sprechenden Kater ging, der in meiner Erinnerung mit dem gestiefelten Kater verschmilzt. Als ich nun eine recht neue Ausgabe dieses Buches entdeckt habe, schlug mein Herz direkt ein wenig höher und ich freute mich darauf, die Geschichte wieder zu lesen. Warum aber freute ich mich auf diese Geschichte, obwohl ich von ihrem Inhalt so gut wie nichts mehr wusste? Vermutlich wurde dieses Buch meinen Schwestern und mir in gemütlicher Atmosphäre vorgelesen. Irgendetwas klingelt da bei mir… Aber egal, warum ich mich mit diesem Buch verbunden fühle, war ich nun neugierig auf die Geschichte und nun kann ich mit meinen frischen Eindrücken sagen: Die positiven Gefühle diesem Buch gegenüber sind durchaus gerechtfertigt! Es ist zu Recht ein Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur.
Besonders gut gefällt mir, das Tempo dieses Buches. Alles geht recht ruhig vor sich und es wird ganz viel erzählt. Hier kann man ansatzweise etwas von der alten Erzähltradition erfahren. Man sitzt beisammen und es werden Geschichten erzählt. Manchmal mag ich es nicht, wenn die eigentliche Geschichte von Märchen und anderen Erzählungen unterbrochen wird. Hier macht dies aber einen großen Teil des Buches aus und das Zurückbesinnen auf diese Art des Zusammenseins gefällt mir sehr gut. Insgesamt macht der altmodische Touch dieses Buches eine Menge seines Charmes aus.
Neben dem sprechenden Kater Mikesch gibt es noch seine Freunde Schusters Pepik, der ihm das Sprechen beigebracht hat, sowie das Schwein Paschik und der Ziegenbock Bobesch, die ebenfalls der Menschensprache mächtig sind. Gemeinsam erleben sie kleine, recht harmlose Abenteuer und Jungenstreiche. Egal, was sie auch tun, nie meinen sie es böse und ihr gutes Herz setzt sich am Ende immer durch. Richtig abenteuerlich wird es für Mikesch, als er in die weite Welt hinaus wandert, da er Großmutters guten Rahmtopf zerbrochen hat. Zu Hause aber trauert man dem guten Mikesch hinterher. Zwar gewinnen sie auch das neue Kätzchen Maunzerle lieb, aber an Mikesch heranreichen kann es natürlich nicht. Hier tut mir Maunzerle immer etwas leid, denn er kann ja auch nichts dafür, dass er Mikesch nicht ersetzen kann und irgendwie kommt er mir wie ein Kater zweiter Klasse vor. Aber am Ende gehört er dennoch irgendwie mit dazu und auch dem Leser wächst der kleine Kater mit Sprachfehler immer mehr ans Herzen. Auch Mikesch steht bei seiner Rückkehr dem Neuen positiv gegenüber und natürlich kommt er nicht nur mit Geschenken beladen zurück, sondern er hat auch jede Menge zu erzählen und so kommen abends wieder alle zu seinen Reiseerzählungen zusammen und auch wir als Leser können uns eingeladen fühlen, diesen Geschichten zu „lauschen“.
Nicht ganz so gut finde ich es, dass der ungezogene und teilweise gemeine Junge Tonda immer mit dem Adjektiv „böse“ belegt wird. Kommt er ins Spiel, so wird vom „bösen Tonda“ gesprochen, aber dies ist sicherlich auch der Entstehungszeit des Buches zuzusprechen. Immerhin wird die Prügelstrafe in diesem Buch auch nicht in Frage gestellt, was natürlich heute ebenfalls unakzeptabel wäre. Diese Dinge kommen aber nur am Rande des Buches vor und prägen es keineswegs. Im Vordergrund stehen Mikesch und seine Freunde, die gemeinsam erlebten Abenteuer und das gegenseitige Erzählen von Geschichten.
Insgesamt bleibt zu hoffen, dass auch heute noch vielen Kindern dieser schöne Klassiker vorgelesen wird. Bücherwürmchen wird auf jeden Fall eines dieser Kinder sein!

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Kater Mikesch von Josef Lada, nacherzählt von Otfried Preußler, Sauerländer Verlag, ISBN: 978-3-7373-6277-1, 13,90€

Ein Gedanke zu „Ein toller Klassiker: Kater Mikesch

  • Da sagst du was: Gemütliche Atmosphäre! Diese wertvolle Stimmung, die man beim gemeinsamen kuscheligen Lesen spürt, kann das Lesen an sich für den Rest des Lebens positiv belegen, manchmal ist sie sogar wichtiger als der Inhalt des Buches. Den Inhalt kann man notfalls vergessen, das sichere, geborgene Gefühl wird bleiben 🙂

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