Minimax – Tolle Klassiker in kleinem Format
Ein Bilderbuch in einem großen, auffälligen Format zieht natürlich Aufmerksamkeit auf sich, auch meine! So ein Buch beeindruckt und es macht Spaß es anzufassen. Auf der anderen Seite lerne ich gerade die Bücher im kleinen, handlichen Format zu schätzen, z.B. Pixi-Bücher (bzw. ähnliche Bücher aus anderen Verlagen) oder die Minimax-Bücher. Sie sind einfach äußerst praktisch. Kinder können sie gut selbst halten und selbst im vollen Urlaubskoffer finden sie immer noch ein Plätzchen. Gerade bei der Minimax-Reihe kann ich beinahe blind zugreifen, denn hier erscheinen viele schöne (neuere) Bilderbucklassiker („Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“, „Freunde“, „Oh, wie schön ist Panama“, „Frederick“, „Adieu, Herr Muffin“ und einige andere). Zwei Bücher aus der Minimax-Reihe habe ich auch schon in diesem Blog vorgestellt: „Das große Gähnen“ und „Für Hund und Katz ist auch noch Platz“: Beide Bücher sind hier sehr beliebt, insbesondere das Buch von Axel Scheffler und Julia Donaldson. Nun habe ich zwei weitere Bücher aus der Reihe vor mir legen, bei denen ich allerdings nicht so recht weiß, was ich von ihnen halten soll. Sowohl „Oscars Autos“ als auch „Mama, ich mag dich…“ erzählen eine tolle Geschichte, die jeweils die Sichtweise bzw. die Fantasie von Kindern gut darstellt, aber ich frage mich, wie die Geschichten von Kindern wahrgenommen werden.
In dem Buch „Oscars Autos“ wird das Spiel mit Autos zur erlebten Wirklichkeit. Es ist Nacht, aber das Telefon von Oscar steht nicht still. Alle brauchen Oscars Hilfe. Oscar soll das Feuerwehrauto fahren und er koordiniert die Lösung des Kioskbrands, anschließend fährt er das Abschleppauto und holt viele kaputte Autos von einer Straße. Das Genörgel der Menschen, denen es nicht schnell genug gehen kann, macht ihm jedoch keinen Spaß und so legt er sich ins Bett. Doch auch dort hat er keine Ruhe, denn wer soll den Lastkran am Hafen bedienen? Aber das hat Zeit bis zum nächsten Morgen…
Da staunen die Kinder beim Lesen: Oscar darf all die großen Autos fahren und er allein bestimmt, wie alles zugeht. Klasse, das möchte doch jedes Kind einmal! Aber warum kann nur Oscar das Feuerwehrauto fahren? Diese Frage stellt sich Bücherwürmchen natürlich. Warum soll Oscar allen helfen? Ja, ihm gefällt die Geschichte, in der es auf den Bildern große Fahrzeuge zu sehen gibt und bei der die Massenkarambolage überspitzt dargestellt wird, aber so richtig einordnen kann er sie nicht. Das Cover zeigt, worum es in der Geschichte eigentlich geht: Oscar spielt mit seinen Autos und natürlich bestimmt er, wie es dabei zugeht. Betrachtet man die Geschichte als Spiel eines Kindes, so kann man sicherlich viel von dem Spielverhalten des eigenen Kindes darin entdecken. Auch Bücherwürmchen lässt die Feuerwehr zu vielen Bränden fahren und bei einem Unfall fliegen die Autos schnell mal wild durch die Gegend. Das Buch erzählt das Spiel eines Kindes mit Autos sehr treffsicher und passend. Allerdings nehmen Kinder dieses Buch wie auch ihr eigenes Spiel ernst. Was in dem Buch passiert, geschieht für sie wirklich, aber es wundert sie, wieso es so ist. Warum kann nur ein Junge all diese großen Autos fahren? Und man sollte ihnen bloß nicht sagen, dass es sich hier „nur“ um Oscars Fantasie handelt, denn das würden sie erstens nicht akzeptieren und zweitens würden sie dagegen protestieren, wenn man ihr Spiel auf diese Wiese herabsetzen würde. So bleibt „Oscars Autos“ eine schöne Geschichte, die ein wenig in der Luft hängt.
„Mama, ich mag dich…“ finde ich persönlich wunderschön. Die Bilder sind niedlich und die Geschichte ist äußerst humorvoll, inklusive einer überraschenden Wendung. Hasensohn erzählt, warum er seine Mama, die er eigentlich sehr lieb hat, nicht mag. Dabei nennt er neben Argumenten wie dass sie ständig keine Zeit hat, auch ein unerwartetes Argument, über das man lachen muss, indem aber auch viel Wahrheit steckt.
Mir gefällt dieses Buch so gut, weil es einfach die Beziehung zwischen Mutter und Sohn so herrlich skizziert und auf den Punkt bringt. Wirklich klasse gemacht! Aber verstehen auch Kinder, die gerade selbst voller widersprüchlicher Gefühle ihrer Mutter gegenüber sind, den Witz dieses Buches? Ich glaube eher nicht. Bücherwürmchen kann sich jedenfalls nicht mit dem Hasenkind identifizieren und meint, dass das bei uns nicht so wäre. Irgendwie scheint er mich verteidigen zu wollen. Das Buch gefällt ihm trotzdem: „Ich das schön, weil da jemand so wütend ist. Das mag ich.“ Hm, ich glaube, das ist zwar eigentlich nicht die Aussage des Buches, aber schön, wenn ihm dieses Buch gefällt. Ich mag es nämlich wirklich, aber aus anderen Gründen…
Übrigens kann ich mir gut vorstellen, dass dies ein schönes Muttertagsgeschenk ist und wie sagt man doch so schön: „Muttertag ist an jedem Tag!“
Oscars Autos von Carl Johan de Geer und Jan Lööf, übersetzt von Andrea Lüthi, Beltz & Gelberg 2015, Minimax, ISBN: 978-3-407-76152-1, 5,95€
Mama, ich mag dich… von Komako Sakai, übersetzt von Ursula Gräfe, Beltz & Gelberg 2015, Minimax, ISBN: 978-3-407-76153-8, 5,95€